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Die Spur der verlorenen Kinder

Die Spur der verlorenen Kinder

Titel: Die Spur der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.J. MacGregor
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ruhigen Büro hinten im Gerichtsgebäude an einem langen Eichentisch voller CDs, Mikrofilme, alter Urkunden und mit einem großen Buch, in dem die Eigentumsverhältnisse auf der Insel vor 1922 von Hand eingetragen worden waren. Es roch nach frisch gebrühtem Kaffee und Zigarettenrauch. Sheppard fiel auf, dass er seit dem Bagel, den er gegen fünf am Morgen hinuntergeschlungen hatte, nichts mehr gegessen hatte, und fragte, ob er eine Tasse Kaffee haben könnte.
    »Ich bin ganz schön kaputt«, gab er zu.
    Vicki brachte ihm nicht nur einen Becher starken kubanischen Kaffees, sondern stellte auch noch einen Teller vor ihn, auf dem ein Roggenbrot mit Schweizer Käse lagen, Apfelschnitze und zwei Kekse mit Schokoladenstückchen. »Sie essen, ich rede.«
    Sheppard schaltete sein Aufnahmegerät ein und ließ sie reden. »Das Savoy-Grundstück, die ganzen vier Hektar, wurden im Juli 1965 von Peter Wheat für 85.000 Dollar erworben. Wenn Peter Wheat identisch mit Patrick Wheaton ist, dann haben wir da die erste Ungereimtheit, denn Wheaton war 1965 dreizehn Jahre alt. Ich, äh, habe Mr Wheatons Biografie im Internet nachgelesen.«
    Sheppard nickte. Er hatte Kopfschmerzen, sein Hals war trocken, er brauchte unbedingt Schlaf, Stille, eine vernünftige Welt.
    »Er erwarb das Grundstück von Lucia Ray, der Erstgeborenen einer Familie auf Tango, der seit etwa 1800 ein großer Teil dieser Gegend der Insel gehörte. Nach Wheats Tod 1968 fiel das Grundstück an seinen achtzehnjährigen Neffen Rusty Everett.«
    »Was?«
    Vicki lächelte. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass es eigenartig ist, Agent Sheppard. Der Rusty Everett, der 1997 entführt wurde, wurde 1985 geboren. Es gibt also zwei Leute dieses Namens oder jemand hat sich hier einen Riesenwitz erlaubt.«
    Oder es ist dieselbe Person. Unmöglich. Absolut undenkbar. »Sie haben gesagt, er sei als Wheats Neffe aufgeführt?«
    »So steht er in der Urkunde.« Sie drehte das Papier herum, damit er es selbst lesen konnte. »Everett hat das Grundstück 1973 für 165.000 Dollar an die Künstlerkolonie verkauft. Die haben es 1985 für 650.000 an ein japanisches Konglomerat weiterverscherbelt. Diesem Konzern gehört es jetzt, und das Grundstück soll zwangsversteigert werden, weil seit zwei Jahren keine Grundsteuern gezahlt wurden. Ich habe die Eigentümerwechsel für sie ausgedruckt.« Sie reichte ihm ein Blatt. »Mit Mr Everetts Adresse von 1973.«
    »Haben Sie eine neue Adresse von ihm seit 1973?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Bis vor zehn Jahren existierten die meisten dieser Unterlagen auf Mikrofilmen oder in Akten, Ordnern, so was. Alles von 1975 bis 1981 wurde bei einem Brand vernichtet. Seitdem versuchen wir, die Unterlagen wieder zusammenzustellen.«
    Sein Handy klingelte – sein neues Handy, das mit im Voraus bezahlten Minuten, dessen Nummer nur eine Handvoll Leute kannten. Ha. Sheppard meldete sich mit einem besorgten: »Hallo?«
    »Hey, Amigo, ich bin’s.« Goot flüsterte drängend. »Nadine und ich sind auf dem Savoy-Grundstück.«
    »Warum zum Teufel hast du sie dahin mitgenommen?«
    »Weil ihr Haus von den Medien umzingelt ist. Und weil sie es sehen wollte, herumlaufen wollte. Scheiße, wie kann ich so was einer Zweiundachtzigjährigen abschlagen? Dillard ist auch hier und verlangt, dich zu sehen.«
    »Ich komme gleich. Wenn Nadine versucht, das Grundstück zu lesen, achte darauf, dass nur du in ihrer Nähe bist.«
    »Sie weigert sich – und ich zitiere –, so einen bösen Ort zu lesen. Also, was soll ich dem Boss sagen?«
    »Ich bin in einer Stunde da.«
    Sheppard verließ das Bezirksgericht mit dem Ausdruck über das Savoy-Grundstück sowie Rusty Everetts Adresse auf Tango im Jahr 1973. Es konnte einfach nicht derselbe Rusty Everett sein. So viel war ganz eindeutig klar. Aber was für ein merkwürdiger Zufall, dass der Entführte und dieser andere Everett denselben Namen trugen.
    Zu viel Zufall.
    Auf der Fahrt nach Norden rief Sheppard die Auskunft an und bat um den Eintrag von Rusty Everett. Es wunderte ihn nicht, dass es keinen Eintrag für ihn auf Tango oder sonst wo auf den Keys gab. Und er war auch nicht überrascht, als die ältere Dame, die ihm bei Everetts letzter bekannter Adresse öffnete, berichtete, dass niemand dieses Namens in dem Haus wohnte.
    »Wie lange leben Sie schon hier?«, fragte Sheppard und hob seine Marke. »Ich frage in amtlicher Eigenschaft.«
    »Oh. Oh du meine Güte. Lassen Sie mich kurz nachdenken. Reagan war im Weißen Haus. Anfang

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