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Die Spur der verlorenen Kinder

Die Spur der verlorenen Kinder

Titel: Die Spur der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.J. MacGregor
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anderen Leitung«, bat er, »damit ich nicht wieder durch all diese Sprachmenüs muss.« Er gab ihr die Informationen, um die sie gebeten hatte.
    »Einen Augenblick.«
    Sie stellte ihn nicht in die Warteschleife, er konnte sie mit dem FBI in Miami sprechen hören. Als sie wieder zum Hörer griff, sagte sie: »Was wollen Sie wissen?«
    »Die Adresse des Hauses, bloß zur Verifikation, wann Sie es gekauft haben, und wer der Verkäufer war.«
    »Es war im Ruby Drive, ich erinnere mich nicht an die genaue Nummer. Es war das dritte Haus von der Ecke aus. Ich habe es 1976 als Wochenendhaus von einem jungen Mann namens Everett gekauft. Ich weiß seinen Vornamen nicht mehr.«
    Zeit, das Unmögliche zu glauben. »An was erinnern Sie sich bei ihm?«
    »Ihm fehlte der kleine Finger seiner linken Hand. Er war unglaublich höflich, Anfang bis Mitte zwanzig, und hatte eine ruhige, leise Stimme. Ich glaube, er war im Immobiliengeschäft. Industriegebäude. Das ist alles, Agent Sheppard.«
    Er bat sie, sich bei ihm zu melden, wenn ihr noch etwas einfiele, und gab ihr seine neue Handynummer und E-Mail-Adresse. Er warf noch einen letzten Blick auf das Haus, und ein kalter lief ihm den Rücken hinunter.
    ***
    Die Polizeisperre um das Savoy-Grundstück begann bei der Kirche, an der Goot und er vorgestern Nacht abgebogen waren, und wurde dichter, als er sich und dem Wald mit den versteckten Gräbern näherte. Dillard entdeckte Sheppard, als der auf den Schuppen zukam, und eilte ihm entgegen, ein Handy ans Ohr gedrückt. Gleich, sagte er stumm.
    Das frühe Nachmittagslicht schien durch die Zweige der Bäume, unter denen sie standen, und zeigte auf Dillards Gesicht jedes Fältchen und jeden Makel. Wie immer war sein dichtes weißes Haar perfekt frisiert. Wahrscheinlich war er im Schönheitssalon des Hilltop Inn gewesen und hatte für seinen blöden Haarschnitt ein kleines Vermögen hingelegt. Das Geld wäre besser für die Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio angelegt gewesen; das Guayabera-Hemd, das er trug, konnte den dicken Rettungsring um seine Hüfte nicht verbergen.
    »Ausgezeichnete Arbeit hier, Shep«, sagte Dillard, als hätte es den Zwischenfall im Hilltop nie gegeben. Er zog ein Taschentuch mit Monogramm aus seiner hinteren Hosentasche und tupfte sich die schweißnasse Stirn trocken. »Das öffentliche Ansehen des FBI hat sich seit Veröffentlichung dieser Geschichte deutlich erhöht.«
    Es war kein Geheimnis, dass die Geheimdienste – und auch das FBI – seit dem 11. September schlecht dastanden, weil es den Behörden nicht gelungen war, die Tragödie zu verhindern. Und diese Story ließ Dillard auf jeden Fall gut aussehen, weil Tango zu seinem Gebiet gehörte und er Sheppards und Goots direkter Vorgesetzter war. »Ich habe gerade von der Spurensicherung gehört, dass zwei der Opfer mithilfe von Zahnabdrücken identifiziert wurden.« Aha. Mehr musste Dillard jetzt auch gar nicht wissen.
    »Wurden die Familien schon informiert?«
    »Noch nicht. Wir warten auf die dritte Identifikation. Und wir werden keinerlei Statements an die Presse abgeben, bevor die DNA-Ergebnisse vorliegen. In diesem Fall gibt es eine Menge Ungereimtheiten.«
    »Ja, Goot hat mir einige der Details erklärt. Aber mir war nicht klar, dass eines der verschwundenen Kinder die Tochter deiner Verlobten ist.«
    »Wir sind nicht wirklich verlobt.«
    Dillard stopfte seine Hände in die Hosentaschen und betrachtete den Boden, als verbürge sich eine Antwort in der Anordnung der Piniennadeln. »Aber es gibt eine persönliche Verbindung zwischen dir und diesem Kind und dir und der Mutter.«
    Sheppard hatte ein sehr unangenehmes Gefühl, wohin die Reise gehen würde. »Ja, und? Wir sind nicht verheiratet, und es ist keine Blutsbeziehung.«
    Dillard sah ihn an und Sheppard glaubte, die Vorfreude in seinen dunklen, johannisbeerfarbenen Augen sehen zu können. »Ich mache die Regeln nicht, Shep.«
    »Es gibt keine offiziellen Regeln, die persönliche Beziehungen zu Opfern betreffen, bloß Eheschließungen und Blutsverwandtschaft.«
    »Das stimmt. Aber seit dem Fall Burns 1993 ist das ungeschriebenes Gesetz des Federal Bureau of Investigation, dass es überhaupt keine persönlichen Beziehungen geben soll. Und das ist gut so.«
    Der Fall Burns, auf den er sich bezog, betraf einen Agenten in Georgia, der mit einer Frau zusammengelebt hatte, die vergewaltigt und ermordet worden war. Der Agent hatte die Täter aufgestöbert, getötet, und dann die Waffe gegen sich selbst

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