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Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Titel: Die Staatskanzlei - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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diese Fragen? Halten Sie mich etwa für verrückt? Ich habe Herrn Heise geschätzt und geachtet, warum sollte ich ihm etwas antun? Und Herrn Niemann kannte ich kaum.“
    „Ich habe mich lediglich nach Ihrem Gesundheitszustand erkundigt“, stellte Verena klar, während sie überlegte, ob das Zucken der Augenlider ihres Gegenübers noch als normal durchgehen konnte.
    „Mein Gesundheitszustand interessiert Sie doch gar nicht. Tun Sie nicht so scheinheilig“, brach es aus der Frau heraus. Das Zucken war heftiger geworden. „Wie es mir geht, hat noch nie jemanden interessiert. Heise schon gar nicht. Für ihn war ich immer nur die nützliche Idiotin, die er herumkommandieren konnte. ‚Tun Sie dies, tun Sie das. Was, Sie wollen jetzt schon nach Hause gehen? Das muss noch mal geschrieben werden. Das gefällt mir so nicht‘“, äffte sie ihn nach.
    Sie redete sich in Fahrt. „Und Niemann, der Mann mit dem großen Herz, hat sich keinen Deut darum geschert, wie es mir nach der Ermordung meines Chefs gegangen ist. Als ich ihn sprechen wollte, hat er sich verleugnen lassen. Und später hat er den Hinterausgang benutzt, damit ich ihn im Foyer nicht abfangen konnte.“
    „Wann war das? Mit Herrn Niemann, meine ich. Dass er den Hinterausgang benutzt hat?“
    „Das muss kurz vor seinem Tod gewesen sein. Ich war an diesem Tag mehrmals bei ihm. Der Zerberus im Vorzimmer hat mich jedes Mal abgewimmelt. Ich wollte mit ihm darüber sprechen, was mit mir wird und ob ich endlich befördert werde. Mit einer A 12 im Gepäck findet sich leichter eine neue Stelle.“
    „Wird Frau König Sie denn nicht übernehmen?“ Verena wusste, dass es anders war, wollte aber die Version ihres Gegenübers hören.
    „DIE! Die Zicke betreibt meine Strafversetzung. Gestern hat das Personalreferat mich einbestellt. Ich soll in die Regierungsvertretung Weser-Ems versetzt werden. Nach Oldenburg gehe ich auf keinen Fall.“
    Der Ton, in dem sie das sagte, ließ vermuten, dass eine Versetzung nach Oldenburg schlimmer war als eine Abordnung ins Krisengebiet von Afghanistan.
    „Mir gefällt Oldenburg. Eine liebenswerte Stadt, viele Grünanlagen, nette Geschäfte, der gepflegte Kurort Bad Zwischenahn vor der Tür und die Nordsee auch nicht weit“, merkte Verena beiläufig an.
    „Das hat der Heuchler aus dem Personalreferat auch behauptet. Ich will nicht umziehen. Es geht auch gar nicht, meine Mutter ist Mitte siebzig. Ich muss mich um sie kümmern.“
    Verena registrierte, wie leicht die Lüge ihrem Gegenüber von den Lippen ging. Frau Schramms Recherchen hatten ergeben, dass Gesine Terberg zu niemandem Kontakt pflegte, selbst zu ihrer Mutter nicht.
    „Sie sehen also, durch Heises Tod habe ich nur Nachteile“, fügte sie hinzu.
    Die Polizeibeamtin überzeugten die Worte ihres Gegenübers nicht. „Der Personalakte habe ich entnommen, dass Sie vor drei Jahren längere Zeit krank waren.“
    Ihre Frage stieß auf Unwillen. Die Lippen der Frau waren nur noch ein Strich. Missbilligendes Stirnrunzeln begleitete die folgenden Worte. „Was wollen Sie? Ich bin Ende fünfzig, da wird man schon mal krank. Kommen Sie erst mal in mein Alter.“
    „Allzu lange ist das nicht mehr hin.“ Die Worte, die beschwichtigen sollten, bewirkten das Gegenteil.
    Der Strich wurde noch schmaler, nackte Wut sprang Verena entgegen. „Sie machen sich wohl lustig über mich. Wie all die anderen: Heise, Niemann, Frau König und der Pressesprecher. Es gefällt Ihnen, sich auf meine Kosten zu amüsieren.“
    Interessante Reihenfolge, dachte Verena. Heise und Niemann waren tot, sollten die beiden anderen die nächsten Opfer sein? Als sie in das Gesicht ihres Gegenübers schaute, beendete sie das Gespräch. Das Zucken hatte bedenkliche Formen angenommen und erinnerte sie an die Darlegungen des Profilers. Die Frau in die Enge zu treiben, erschien ihr nicht ratsam.
    Bevor Frau Terberg ging, nieste sie ausgiebig in Verenas Richtung. Als sie weg war, stand Verena auf und ging um den Tisch herum. Mit einer Pinzette entfernte sie vorsichtig das lange Haar, das auf der Stuhllehne zurückgeblieben war. Sie steckte es in eine Klarsichtfolie und rief nach ihrer Assistentin. Ab jetzt stand Frau Terberg auf der Liste der Verdächtigen an erster Stelle.

61
    Noch eine halbe Stunde bis zur Konferenz beim Staatssekretär. Haders war nach kurzer Krankheit wieder an Bord und hatte die Führungskräfte zu einer Krisensitzung einbestellt. Wagner entschied sich auf dem Weg zu ihm zu einer Stippvisite

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