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Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Die Staatskanzlei - Kriminalroman

Titel: Die Staatskanzlei - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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der Regierungsfraktionen seien vor Schreck erstarrt. Der anschließende Tobsuchtsanfall des Ministerpräsidenten war tagelang Gesprächsstoff.
    Selbst wenn es zutraf und Haders’ Entlassung unmittelbar bevorgestanden hatte, aber dass er ein Mörder sein sollte, schien Verena Hauser nicht plausibel.
    Meyer kannte noch weitere unterhaltsame Geschichten aus dem Dienstbetrieb der Staatskanzlei. Zum Mordfall selbst hatte er wenig Neues beizutragen. Als er sich von Verena mit einer angedeuteten Verbeugung verabschiedete, hielt er plötzlich inne. „Etwas fällt mir noch ein. Obwohl … ich glaube nicht, dass es mit dem Mord etwas zu tun hat. Es ist auch nur ein Gerücht.“ Abwartend taxierte er Verena.
    „Erzählen Sie es mir trotzdem. Auch Gerüchte können hilfreich sein.“
    Meyer ließ sich nicht lange bitten und setzte sich wieder hin. „Es geht um Heises 50. Geburtstag im letzten Jahr. Er hat ’ne Riesenfete geschmissen, die ganze Abteilung war eingeladen, die Abteilungsleiterkollegen und die Hausspitze ebenfalls. Alles vom Feinsten, 4-Gang-Menü im Clichy. Ausgezeichnete Küche, ein ziemlich teurer Schuppen. Der Abend hat einige tausend Euro gekostet.“
    „Herr Heise war ein vermögender Mann.“
    „Und ein Geizhals ersten Ranges. Hinter vorgehaltener Hand hieß es, dass Heise seine Geburtstagsfeier nicht selbst bezahlt hat. Angeblich soll Baumgart der Zahlmeister gewesen sein. Ist aber nur ein Gerücht, halten Sie mich da raus. Sie haben vielleicht von Baumgart gehört. Er besitzt etliche Immobilien und ist Mehrheitsgesellschafter der Baumgart Holding. Es heißt …“
    „Sie werden es nicht glauben, Herr Meyer, ich lese Zeitung“, unterbrach ihn Verena. „Wer hat Ihnen das mit der Geburtstagsfeier erzählt?“
    Meyer kratzte sich am Ohr. „Sorry, kann mich nicht erinnern. Kann ein Kollege gewesen sein, kann aber auch jemand im Saunaclub erzählt haben.“
    „Und was bringt sie auf den Gedanken, dass das mit dem Mord zusammenhängt?“
    Meyer zögerte, strich sich erneut über seine Nase. „Nun ja, es heißt, dass sich in Baumgarts Partykeller obskure Gestalten treffen, Typen aus dem Rotlichtmilieu und so. Falls Heise da reingeraten ist, kann es doch sein, dass …“
    Er beendete den Satz nicht, gab sich auf einmal hektisch, erwähnte einen dringenden Diensttermin, der seine Gegenwart erforderte. Sein Abgang glich einer Flucht.
    Verena stand auf und schlenderte zum Fenster hinüber. Der Innenhof stand voller Autos, darunter zwei schwarze Dienstlimousinen. Der Hausmeister fegte den Hof, schaute zu ihr hoch, nickte kurz und machte weiter. Dann erschienen plötzlich Haders, in seinem Schlepptau ein älterer Mann, vermutlich sein Fahrer, und eine junge, mollige, mit Akten beladene Frau. Die drei stiegen in einen der beiden Dienstwagen und brausten davon.
    Selbst wenn Baumgart die Geburtstagsfeier bezahlt hatte und für die Bargeldeinzahlungen auf Heises Konto verantwortlich war, für ihn waren das Peanuts. Sie war auf Stollmanns Reaktion gespannt. Ihr Kollege war wieder einmal nicht zu erreichen. Sein Telefon hatte er auf Frau Schramm umgestellt. Die war sauer.
    „Abgemeldet hat er sich nicht, keine Ahnung, wo er ist. Dass er mich als sein Vorzimmer missbraucht, ist die Höhe. Ich bin Kriminalinspektorin, keine Sekretärin“, beschwerte sie sich.
    „Sag Sie ihm das bitte selber.“ Verena verspürte nicht die geringste Lust, in einen Streit unter Kollegen hineingezogen zu werden. Sie wählte Stollis Handynummer. Am anderen Ende ertönte jedoch nur die schnarrende Stimme der Telekom mit seiner Nummernansage und der Aufforderung, eine Nachricht zu hinterlassen.

23
    Auf den mitteilsamen Ministerialrat Siegbert Meyer folgte die Verwaltungsangestellte Gesine Terberg. Die Frau sah älter aus als 58. Ihr verkniffener Gesichtsausdruck, das mausgraue Haar, dazu dunkle Kleidung, alles an ihr wirkte farblos. Auf den ersten Blick war Verena klar: Vor ihr saß eine vom Leben enttäuschte Frau.
    Als Heises Mädchen für alles hatte sie den termingerechten Eingang der Vorlagen aus den Referaten überwacht, Auslandsreisen organisiert und Besprechungen protokolliert. Wollte man ihr glauben, wäre Heise ohne sie aufgeschmissen gewesen. Als einzige der bisher Befragten ließ sie Anzeichen von Trauer erkennen. Obwohl Verena nicht überzeugt war, dass die Trauer von Herzen kam. Der weitere Verlauf des Gesprächs sollte ihr recht geben. Die Frau triefte vor Selbstmitleid. Was würde nun aus ihr werden? Der Nachfolger,

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