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Die Stadt der Heiligen (German Edition)

Die Stadt der Heiligen (German Edition)

Titel: Die Stadt der Heiligen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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aus. Ich gehe jetzt. Bis später.»
    «Aber …» Verärgert sah Marysa ihm nach. Er verließ das Haus mit weit ausholenden Schritten und war kurz darauf in der Menschenmenge, die auch heute wieder dem Dom zustrebte, verschwunden.

28. Kapitel
    W arst du dort?»
    «Ja, aber ich konnte nichts tun.» Der junge Priester zog den Kopf zwischen die Schultern, als ihn der verärgerte Blick des Domherrn traf. «Warum nicht? Du weißt doch genau, was auf dem Spiel steht.»
    «Ich hatte keine Gelegenheit. Die Stadtwachen … Aber heute versuche ich es noch einmal.»
    «Sieh zu, dass du diesmal Erfolg hast. Markwardt wird zu einem Problem. Er war heute schon einmal beim Rathaus. Zum Glück war keiner der Schöffen dort. Aber er wird nicht lockerlassen. Ich will, dass das erledigt wird, hast du verstanden?»
    «Ja, natürlich.»
    «Also gut, dann mach dich auf den Weg. Und noch etwas.»
    «Ja?»
    «Diesmal will ich, dass du dich geschickter anstellst. Kein Aufsehen, kein Menschenauflauf. Und kein verdammter Toter im Dom, hörst du? Und verschwinde danach aus der Stadt.»
    «Aber … was ist mit der Heiltumsweisung? Ich würde gerne dabei sein und den Ablass erhalten.»
    Der Domherr schnaubte verächtlich. «Den Ablass willst du? Dann wirst du dich noch weitere sieben Jahre gedulden müssen, mein Freund. Ich will, dass du morgen die Stadt verlässt. Und du kehrst erst nach Ablauf von zwei Wochen zurück. Hast du mich verstanden?»
    Der Priester nickte und zog sich eilig zurück. Er hasste die Aufgabe, die der Domherr ihm zugedacht hatte. Doch er steckte schon viel zu tief in der Angelegenheit; er konnte jetzt keinen Rückzieher mehr machen. Oder doch?
    Müßig, darüber nachzudenken, denn ihm winkte eine große Pfründe, größer als die mickrige Länderei, über die er momentan verfügte. Und ein hohes Amt im Marienstift. Mehr, als er sich seiner Herkunft wegen jemals hatte vorstellen können. Nur noch diese eine Sache, dann wäre es überstanden. Wenn … ja, wenn da nur nicht Marysa Markwardt wäre. Er wollte ihr kein Leid zufügen. Was würde geschehen, wenn sie erfuhr, was er getan hatte? Und nun würde er nicht einmal die Möglichkeit erhalten, den vollkommenen Ablass zu erhalten.
    Betrübt und voller Schuldgefühle rief er nach Ropert, dem Mann, der zuvor für Theophilus gearbeitet hatte. Er musste ihm bei der Erfüllung seiner Aufgabe zur Hand gehen.

29. Kapitel
    J awohl, Herr. Eine wirklich gute Wahl und ein herrliches Geschenk für Eure Gemahlin. Wollt Ihr, dass ich das Reliquiar in Wachstuch einwickele?» Marysa lächelte den wohlbeleibten älteren Kaufmann freundlich an.
    «Ja, ja, macht nur. Dann wird es wenigstens auf der Reise nicht zerkratzt», schnaufte er und wischte sich mit dem Ärmel seines Hemdes den Schweiß von der Stirn. «Eine grässliche Hitze ist das heute. Wisst Ihr zufällig, wo ich eine passende Reliquie bekomme? Ein Schrein ohne Inhalt ist ja nicht viel wert, was?»
    «Es gibt im Dom einen Kopisten, der sehr schöne Gebetszettel verkauft. Und die Domherren bieten Reliquien an. Aber es gibt auch einige Händler in der Stadt. Wenn Ihr hier auf dem Parvisch nicht fündig werdet, solltet Ihr es auf dem Marktplatz versuchen.»
    «Ah, gut, wir werden sehen. Hier ist das Geld, gute Frau.» Der Kaufmann schob ihr mehrere Münzen zu und nahm dann das sorgsam eingewickelte Päckchen in Empfang.
    Marysa atmete auf, als er in der Menge verschwand, denn sie hatte ihn fast eine Stunde lang beraten, weil er sich nicht hatte entscheiden können. Und fast genauso lange knurrte ihr bereits der Magen. «Jaromir, bring die leeren Kisten nach Hause. Grimold, pass du bitte auf den Stand auf. Ich hole mir nur rasch eine heiße Pastete.»
    Grimold nickte. «Geht aber nicht zu weit weg. Der Meister wird ärgerlich, wenn ich Euch aus den Augen lasse.»
    Marysa nickte nur und ging die wenigen Schritte zum nächsten Pastetenbäcker. Während sie kauend das Menschengewühl auf dem Parvisch beobachtete, tauchte ihr Vetter Hartwig neben ihr auf. «Sieh an, meine hübsche Base. Guten Tag, Marysa. Mal wieder alleine unterwegs? Ach nein, ich vergaß, du verkaufst Reinolds Schreine, nicht wahr? An dem Stand, der eigentlich mir vorbehalten war.»
    Sie sah ihn überrascht an. «Reinold hat den Platz von den Kanonikern zugeteilt bekommen.»
    «Er hat behauptet, wir hätten getauscht, und sich so den besten Verkaufsplatz erschlichen», knurrte Hartwig. «Aber es wundert mich nicht, dass er dir davon nichts erzählt hat. Er wird es eher

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