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Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Titel: Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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Pfad, den er von seiner Hütte aus genommen haben musste, und versuchte, Angarths Weg über den lang gestreckten, kahlen Hügel nachzuvollziehen. Nachdem ich zwei Vormittage auf diese Weise verbracht und noch immer keinen Erfolg hatte, stand ich kurz davor, meine Suche aufzugeben und die beiden merkwürdigen, grünlich-grauen, specksteinartigen Säulenstümpfe als eines von Angarths provokanten, irreführenden Hirngespinsten abzutun.
    Es muss wohl jenes ungewisse, nagende, vage Gefühl gewesen sein, von dem ich sprach, das mich am dritten Morgen dazu veranlasste, die Suche erneut aufzunehmen. Diesmal – nachdem ich die Hügelkuppe mehr als eine geschlagene Stunde lang kreuz und quer abgesucht und mir einen Weg durch die von Zikaden wimmelnden wilden Johannisbeersträucher und Sommerblumen auf den staubigen Hängen gebahnt hatte – kam ich schließlich an eine offene, kreisrunde, vom Fels umgebene Fläche, die mir völlig fremdartig erschien. Bei all meinen bisherigen Streifzügen war ich noch nie hierher gelangt. Es war der Ort, von dem Angarth berichtet hatte; mit einer nur schwer in Worte zu fassenden Erregung erblickte ich die beiden abgerundeten, reichlich mitgenommen aussehenden Findlinge, die sich genau im Mittelpunkt des Kreises befanden.
    Ich glaube, vor lauter Aufregung zitterte ich ein bisschen, als ich vorwärts ging, um die eigenartigen Felsblöcke näher in Augenschein zu nehmen. Indem ich mich vorbeugte – allerdings, ohne die freie, steinige Fläche zwischen ihnen zu betreten; das wagte ich nicht –, berührte ich einen von ihnen mit der Hand. Er fühlte sich unnatürlich glatt und kühl an. Letzteres war unerklärlich, wenn man berücksichtigte, dass die beiden Felsblöcke und der Boden rings um sie herum schon seit Stunden ohne jeden Schatten der drückenden Augustsonne preisgegeben waren.
    Von jenem Moment an war ich fest davon überzeugt, dass Angarths Bericht keinen Hirngespinsten entsprang. Weshalb ich mir dessen so sicher war, vermag ich nicht zu sagen. Ich hatte den Eindruck, an der Schwelle eines die Grenzen dieser Welt überschreitenden Geheimnisses zu stehen, am Rande des leeren, noch unerforschten Raumes. Ich blickte mich um, betrachtete die vertrauten Berge und Täler der Sierra und wunderte mich, dass sie noch immer so aussahen wie eh und je, unberührt von der unmittelbaren Nähe fremder Welten und der strahlenden Pracht geheimnisumwobener Dimensionen.
    Überzeugt davon, dass ich in der Tat das Tor zwischen den Welten gefunden hatte, gingen mir die merkwürdigsten Dinge durch den Kopf. Was für eine fremde Sphäre war dies, zu der mein Freund Zugang gefunden hatte, und wo befand sie sich? Lag sie womöglich gleich nebenan, vergleichbar einer geheimen Kammer im Gefüge des Raumes? Oder existierte sie in Wirklichkeit Millionen, wenn nicht Trillionen von Lichtjahren entfernt auf irgendeinem Planeten in einer entlegenen Galaxie?
    Schließlich wissen wir so gut wie nichts über die tatsächliche Beschaffenheit des Weltraums; vielleicht ist die Unendlichkeit ja mitunter – auf für uns unvorstellbare Art und Weise – in sich gekrümmt, womöglich gibt es Dimensionsfalten und Schlupflöcher zwischen den Welten, sodass der Algenit oder Aldebaran nur einen einzigen Schritt weit entfernt sind. Und wer weiß, vielleicht gibt es mehr als nur einen unendlichen Raum. Der ›Spalt‹ im Raum, durch den Angarth gestürzt war, könnte durchaus so etwas wie eine Hyperdimension sein, die kosmische Zwischenräume überbrückt und Universen miteinander verbindet.
    Doch gerade weil ich felsenfest davon überzeugt war, das Sphärentor gefunden zu haben, und Angarth und Ebbonly nun folgen konnte, wenn ich dies wünschte, zögerte ich, ehe ich das Experiment wagte. Die mysteriöse Gefahr bereitete mir Sorge, jene unwiderstehliche Verlockung, der die anderen erlegen waren. Zwar verzehrte mich die Neugier und ich stellte mir die unmöglichsten Dinge vor. Mich packte ein heftiges, nahezu fieberhaftes Verlangen, die Wunder dieser exotischen Welt mit eigenen Augen zu sehen. Aber ich hatte nicht vor, ein Opfer jener berauschenden Macht zu werden und der Faszination der Singenden Flamme zu verfallen.
    Lange stand ich nur da, betrachtete die merkwürdigen Findlinge und den kargen, geröllübersäten Flecken Erde, der einen Zutritt zum Ungewissen verhieß. Schließlich ging ich weg, entschlossen, das Abenteuer auf den nächsten Morgen zu verschieben. Ich muss zugeben, dass ich es mit der Angst zu tun bekam, wenn

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