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Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Titel: Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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eine Armada von Dampfwalzen darüber hinweggerollt. Wir waren ungeheuer aufgeregt, glaubten wir doch, dass dies das Werk intelligenzbegabter Lebewesen sein musste – von denen wir bislang nicht die geringste Spur entdeckt hatten.
    Ich setzte den Gleiter sanft am Rande der Lichtung auf. Und nachdem wir unsere Thermo-Schutzanzüge angelegt und uns mit Hitze-Strahlern bewaffnet hatten, lösten wir die Drehverriegelung der sieben Zoll dicken Kristall-Ausstiegsluke und kletterten ins Freie.
    Unsere Neugier in Bezug auf diese Lichtung verblasste vor dem Staunen, dass uns der daran grenzende Wald abnötigte. Ich bezweifle, dass ich euch eine wirkliche Vorstellung von ihm vermitteln kann. Im Vergleich zu ihm wäre der üppigste tropische Dschungel auf Erden bloß ein Gemüsebeet gewesen. Seine ungehemmte Fruchtbarkeit war fantastisch, erschreckend, entsetzlich – alles war überladen, überwuchert von einem strotzenden Wachstum, das spross und trieb und quoll, noch während man zusah. Überall regte sich Leben, gärend, berstend, keimend, faulend. Glaubt mir, wir konnten es förmlich wie in Zeitlupe wachsen und vermodern sehen. Und der Reichtum dieses Lebens war der Albtraum eines jeden Botanikers. Ashley fluchte wie ein Fuhrknecht, als er versuchte, einige der Dinge, die wir entdeckten, zu bestimmen und einzuordnen. Und auch Manville hatte seine Not, denn alle Arten neuartigen Ungeziefers und Getiers hüpften und flatterten, krabbelten und schnellten durch das Dickicht dieses ungeheuren Waldes.
    Fast scheue ich mich, einige dieser Pflanzen zu beschreiben. Die alles überragenden Palmfarne mit ihren fleischigen Wedeln von ungesund violetter Farbe waren schon schlimm genug. Doch erst die kleineren Gewächse, die in ihrem Schatten gediehen oder aus ihren Stämmen und aus ihren Zweigen sprossen! Die Hälfte davon war ekelhaft parasitär und viele fraßen Fleisch. Es gab glockenförmige Blüten, groß wie Weinfässer, die ein lähmendes Sekret auf alles träufelten, das unter ihnen hindurchlief. Um jede dieser Blüten bildeten die Kadaver fliegender Eidechsen und seltsamer, fußloser Säuger einen Kreis der Verwesung, während bereits die Spitzen neuer Keimlinge emportrieben, die in diesen Humus der Fäulnis hineingesät worden waren. Es gab pflanzliche Fangnetze, in denen zappelnde Gebilde festhingen – Netze, die einem Gewirr haarig-grüner Ranken glichen. Es gab fette Teppiche aus weißen und gelben Schwämmen, die wie Treibsand nachgaben und die unachtsamen Geschöpfe, die auf sie traten, einsaugten. Wir erblickten aberwitzig groteske Orchideen-Arten, die ausschließlich in den Körpern lebender Tiere Wurzeln schlugen – sodass ein beträchtlicher Teil der Fauna, die wir zu Gesicht bekamen, mit floralen Schmarotzern geschmückt war.
    Obwohl wir alle mit Hitze-Strahlern bewaffnet waren, verspürten wir nur wenig Lust, allzu weit in diesen Urwald vorzudringen. Überall um uns herum schossen neue Gewächse aus dem Boden, und nahezu alles, egal ob tierisch oder pflanzlich, schien uns als Mahlzeit zu betrachten. Wir mussten unsere Hitze-Strahler gegen zahllose Ranken und Wurzeln richten, die nach uns griffen. Bald trugen unsere Schutzanzüge eine dicke weiße Schicht aus dem Blütenstaub fleischfressender Blumen – Blütenstaub, der eine betäubende Wirkung auf die hilflosen Kreaturen hatte, die damit in Berührung kamen.
    Einmal ragte aus den Farnen, die er niedergetrampelt hatte, unvermittelt ein monströser Koloss vor uns auf, dessen Schädel und Vorderbeine an einen Tyrannosaurier erinnerten. Doch nahm er mit donnerndem Gebrüll Reißaus, als seine Panzerhaut unter unseren Hitzestrahlen zu brutzeln begann. Langbeinige Schlangen, mächtiger als Anakondas, pirschten durchs Unterholz: Sie waren so angriffslustig und drangen in so großer, wachsender Zahl auf uns ein, dass wir uns ihrer kaum erwehren konnten. Deshalb zogen wir uns zu unserem Gleiter zurück.
    Als wir aus dem Urwald wieder auf die Lichtung hinaustraten, deren Boden wenige Minuten zuvor noch vollkommen kahl gewesen war, erkannten wir, dass bereits auf ganzer Bahn die Sämlinge neuer Bäume und Pflanzen zu sprießen begannen. Nach ihrer Wachstumsrate zu urteilen wäre der Spähgleiter in ein bis zwei Stunden vollkommen überwuchert und nicht mehr zwischen ihnen auszumachen gewesen. Wir hatten das Rätsel dieser Lichtung schon beinahe vergessen gehabt – doch nun drängte es sich uns mit verdoppelter Macht auf.
    »Harmon, diese Schneise muss innerhalb der

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