Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)
bewährt und gezeigt, dass ich nie feige sein werde, wie heiß der Kampf auch immer sein mag.« Begeistert erzählte sie, wie die Geschosse und Kugeln an ihr vorbeigeschwirrt seien und die Soldaten ihr zugeschrien hätten: »Schwester, hilf!« Und wie sie die Verwundeten vom Schlachtfeld geborgen habe. Sie sprudelte ihre Eindrücke vom Frontleben nur so heraus und bat darum, sie als ordentliches Mitglied in die Partei aufzunehmen.
Am nächsten Tag wurde wieder heiß gekämpft. Der Bataillonskommandeur, dem Ljolja Nowikowa das Leben gerettet hatte, als sie ihn nachts unter feindlichem Trommelfeuer geborgen hatte, schenkte ihr eine Pistole. Sie hängte sie sich über die Schulter und ging den zweiten Tag in den heißen Kampf. Nach zwei Stunden streckten sie die Kugeln eines deutschen MPi-Schützen nieder – drei Kopfschüsse. Und Ljolja war tot.
Als nun Gen. Scheiko in die Komsomolorganisation der Kompanie kam, setzte er sogleich einen Punkt auf die Tagesordnung – Ljolja Nowikowas heldenhaften Einsatz. Ich muss sagen, diese Versammlung war beispielhaft, was die Erziehung der Komsomolzen betrifft. Gen. Scheiko betrat das Zimmer. Alle Komsomolzen standen auf. Er begrüßte sie und sagte: »Ich erkläre die Komsomolversammlung der Sanitätskompanie für eröffnet. Auf der Tagesordnung steht nur ein Punkt: der heldenhafte Einsatz der Komsomolzin Ljolja Nowikowa.« Er sorgte für Ordnung und ergriff das Wort, weil er von ihrer Heldentat wusste und davon berichten konnte. Als Erstes bat er alle, aufzustehen und Ljolja Nowikowas zu gedenken, die heldenhaft auf dem Schlachtfeld im Kampf gegen die deutschen Aggressoren gefallen sei. Alle standen auf, viele hatten Tränen in den Augen, alle bedauerten Ljolja. Sie war sehr fröhlich und lebhaft gewesen. Gen. Scheiko erzählte von ihrer Heldentat. Dann sprachen die Mädchen und schworen, sie würden die Deutschen genauso bekämpfen wie Ljolja. Nach dem Schwur stellte die Komsomolversammlung fest: Im Kampf für die sozialistische Heimat gegen die deutschen Okkupanten sollten sich alle Komsomolzen des Einsatzes von Ljolja Nowikowa als würdig erweisen. Es wurde der Beschluss gefasst, das Parteibüro um ihre Aufnahme in die Partei zu bitten. Sie möge sie in die kommunistische Partei der Bolschewiken als Mitglied der WKP(b) aufnehmen.
Ljolja Nowikowas Heldentat wurde sofort den Komsomolzen aller Regimentsorganisationen als Verdienst zugerechnet. In unseren Frontzeitungen und in der Divisionszeitung erschienen Artikel über Ljolja Nowikowa, darunter auch einer von mir. Dann beantragte der Komsomol die postume Auszeichnung Ljolja Nowikowas, und sie erhielt postum den Rotbannerorden. Ihrer Mutter schrieben wir einen warmherzigen Brief, bekamen aber keine Antwort, da sie aus Woronesch evakuiert worden war.
Oberstleutnant Swirin: In Kotluban kam es auf der Höhe 154,2 zur ersten Begegnung mit Panzern. Da rollten bis zu 40 Panzer an. Der Divisionskommandeur und ich waren am 17. September auf der Beobachtungsstelle. Da rollten die Panzer auf die Regimenter 351 und 347 zu. Ich ließ zwei Instrukteure der politischen Abteilungen kommen und sagte ihnen, sie sollten in die Panzerabwehrabteilungen gehen und die Soldaten beim Kampf gegen die Panzer moralisch unterstützen, damit unsere Standhaftigkeit nicht gebrochen würde. Nach Erhalt der Order gingen sie fort und überzeugten alle davon, bis zum Letzten standzuhalten und die Panzer nicht durchzulassen. Als die Panzer kamen, wurde starkes Trommelfeuer der Panzerabwehr eröffnet. Das ganze Artillerieregiment stand in der Nähe der Höhe, etwa 12 Panzer wurden sofort außer Gefecht gesetzt. Die übrigen drehten ab und fuhren zurück. Hier sah jeder Soldat mit eigenen Augen die brennenden Panzer und überzeugte sich davon, dass Panzer nicht so schrecklich sind, wenn man den Kampf gegen sie aufnimmt. Als die Soldaten im Splittergraben saßen, sagten wir ihnen, dass der Panzersoldat aus dem Sehschlitz nicht sieht, wenn ein Soldat im Schützengraben sitzt, und wenn er auf 5 m an ihn herangekommen ist, kann er ihn nicht mehr treffen. Danach gingen wir zum Angriff auf die Höhe.
Major Belugin: Das 347. Regiment befand sich in Reserve des Divisionskommandeurs im zweiten Truppentransport. In den fünf Monaten der langen, fruchtbaren Arbeit hatten der Regimentskommandeur und ich unser Regiment gut trainiert, mit der uns zugewiesenen Gefechtsordnung waren wir nicht einverstanden. Am 10. September traten wir mit einem fertigen Plan, wie die
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