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Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition)

Titel: Die Stalingrad-Protokolle: Sowjetische Augenzeugen berichten aus der Schlacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Hellbeck
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erfüllt wird. Meine Offiziere werden gleich hier sein, und meine Offiziere fürchten sich nicht davor, zu den deutschen Verbänden zu gehen.«
    Vorher hatte er schon Winokur gebeten, ihnen Unterhändler für die Fahrt zu den Verbänden zu geben. Der hatte auch gesagt: »Gut, sollen sie fahren.« Er hatte ihm Bucharow mitgegeben.
    Major Jegorow: Der stellvertretende Kommandeur schrieb mir eine Notiz, dass nach einer Erklärung Roskes 800 Mann in der Nähe säßen, darunter zwei Generäle, die in Gefangenschaft wollten; ich solle hingehen und sie gefangen nehmen, mit einem bestimmten deutschen Major.
    Der Major kommt rein, und ich denke, weiß der Teufel. Unsere Brigade kann dort nicht sein, das ist nicht unsere Richtung, sondern die von der 36. Gardeschützendivision; auf jeden Fall ist es unheimlich, allein Generäle zu schnappen. Ich denke, ein deutscher Major – was kann einem deutschen Major im passenden Moment in den Kopf kommen? Ich beschließe, mich ordentlich mit Handgranaten einzudecken und mit dem Deutschen zu gehen. Ich denke bei mir: Den lasse ich vorangehen, ich gehe hinterher.
    Er führte mich in einen Unterstand. Da stand einer von unseren Soldaten. »Was ist los?« »Wir kamen her, es wurde geschossen. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Wenn ich weitergehe, erschießen sie mich, und wo mein Kommandeur ist, weiß ich nicht.« »Was sollen wir auf den Kommandeur warten? Ich gehe stattdessen.« Ich ließ den deutschen Major vorgehen. Er schrie an der Tür was auf Deutsch, offenbar, dass sie nicht schießen sollten. Wir gingen durch den Keller, die Luft war fürchterlich. Fanden einen von unseren Soldaten, tot. Ich trat ein.
    Ich fragte: »Wer hat den Soldaten erschossen?« Wir gingen weiter – da lagen drei tote deutsche Offiziere. Noch etwas weiter hörte ich ein Rascheln. Der Major öffnete die Tür, da waren vier Mädels, gutes Licht, eine Weinflasche, Apfelsinenschalen auf dem Tisch, Fleischkonserven, Wurst. Zwei sind sturzbetrunken. Ich fragte, wer den Soldaten erschossen hat. Und war auf der Hut. Eine zeigte: »Die Idiotin da!«
    »Warum?«
    »Weil er die drei erschossen hat.«
    Ich beendete das Gespräch mit ihnen sehr schnell. Fragte das Mädel, das noch bei Bewusstsein war, ob noch jemand da sei.
    »Sonst keiner, nur die drei Offiziere waren da.«
    Ich guckte nach, keine Generäle, nur Offiziere, mit Offizieren konnte ich nichts anfangen, ich brauchte Generäle.
    Als wir rausgingen, zeigte mir der Major einen anderen Unterstand. Was soll’s, dachte ich, ich gehe hin. Etwa 200 Meter weiter war der zweite Unterstand. Da waren massenweise Soldaten der 36. Brigade. [495]   Ich hatte dort nichts verloren. So fand ich also keine Generäle. Wir gingen zurück. Damit endete unser Kriegszug.
    Generalmajor Burmakow (Kommandeur der 38. Schützenbrigade): Man verteilte den Befehl, kam zurück, machte Meldung. Der deutsche Offizier salutierte mir: »Befehl ausgeführt.« Der Dolmetscher übersetzte die Meldung. Der Offizier bat, bis elf Uhr zu warten, damit Paulus packen konnte. Mit Paulus würden seine Offiziere und sein Stab fahren. Ich sagte zu Laskin: Ich erbitte Ihre Anordnung, den Stab der südlichen Gruppierung bis zur vollständigen Kapitulation hierzulassen. Ich wollte Roske so lange hierbehalten, bis er mir zur vollständigen Kapitulation verhalf, umso mehr, als die Minenfelder geräumt werden mussten.
    Ich verlangte von Roske, dass er seine Sprengmeister holte. Sie trugen alles auf der Karte ein, und ich verlangte, dass einer von den Sprengmeistern die Minen entschärfte. Winokur sagte mir später, dass das Gebäude vermint war. Roske hatte Winokur gesagt, dass er im Ernstfall vor dem Führer für das Leben des Feldmarschalls verantwortlich gewesen wäre. Im Ernstfall wären wir alle in die Luft geflogen. Ich verlangte, dass die Minen unverzüglich geräumt wurden.
    Er [Roske] verlangte MPi-Schützen und seinen Wagen. Laskin sagte, dass der Feldmarschall in seinem, Laskins, Wagen fahre, er brauche also nichts zu fürchten. Ich sagte, ich würde einen Wagen mit MPi-Schützen vorweg fahren lassen. Dann begann der Abtransport. Alle diese Truppen wurden abtransportiert. Man zeigte mir Minenfelder, räumte Minen. Dass dieses Gebäude komplett vermint gewesen sei, war eine Lüge. Die Gänge waren vermint, der Eingang war vermint, das Gebäude selbst aber nicht. Sie trugen auf der Karte die Minenfelder ein, und um 17 Uhr meldete Roske mir, er sei bereit zur Abfahrt.
    Winokur fuhr ihn

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