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Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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kann dir immer noch das Hirn vernebeln.«
    Während der Dämon sich ausdehnte und mächtiger wurde, drehte Kondo den Dolch um und schlug Nikolai den Griff über den Kopf. Nikolai versank in Dunkelheit - und zu seinem Entsetzen wirbelten abgerissene Fetzen des Sicherheitsnetzes um ihn herum.

36. Kapitel

 
    I

n ruhigeren Momenten der Debatte überflog Jean die Zusammenfassung der Anhörungsprotokolle. Die Berichte waren schockierend und oft so grauenvoll, dass sich ihr der Magen umkehrte. Sie begann, sich gerade zu fragen, was mit Nikolai sein mochte, als die Tür zu ihrer Loge aufging. Jean, die ihn zu sehen erwartete, drehte sich um, aber es war eine junge Frau in der schlichten Kleidung einer Protestantin, die zur Tür hereinschaute. »Darf ich mich zu Ihnen setzen? Ich habe mich verspätet, und auf der Galerie sind keine freien Plätze mehr.«
    »Natürlich. Sie stehen kurz vor der Abstimmung, glaube ich.« Jean vermutete, dass Nikolai die Tür nicht abgeschirmt hatte, als er gegangen war, und nahm sich vor, ihm den Trick zu zeigen. Sie war immer wieder erstaunt über die interessante Mischung aus großer Macht und merkwürdigen Wissenslücken, die diesen Mann ausmachte. Doch bis er wiederkam, war sie ganz froh darüber, nicht allein zu sein.
    »Gebe Gott, dass Mr. Wilberforces Gesetzesvorlage angenommen wird!«, sagte die junge Frau, als sie sich setzte. Obwohl sie nicht älter als zwanzig aussah, trug sie einen Ehering. »Ich bin Elizabeth Heyrick und von Leicester heruntergekommen, um die Debatten zu hören und die Abstimmung zu verfolgen«, stellte sie sich vor.
    »Ich bin Jean Gregory. Ich bin gerade erst nach England zurückgekehrt, aber wie Sie bete ich darum, dass das Gesetz beschlossen wird.«
    »Ich konnte kaum noch schlafen, seit ich das Brookes -Diagramm sah«, gestand Elizabeth, während sie ihre Tasche auf den Boden stellte und ihren dunklen Schal abnahm. »Es ist immer noch kaum zu glauben, dass Menschen andere Menschen mit solcher Grausamkeit behandeln können.«
    »Das Brookes -Diagramm? Ich weiß nicht, was das ist.«
    »Sie haben es nicht gesehen?«, rief Elizabeth. »Aber natürlich nicht, Sie waren ja außer Landes. Warten Sie, ich zeige es Ihnen. Ich habe meine Kopie immer dabei, um mich daran zu erinnern.« Sie öffnete ihre Tasche und zog ein abgegriffenes, zusammengefaltetes Stück Papier heraus. Als sie es Jean gab, sagte sie: »Es ist eine grafische Darstellung eines echten Sklavenschiffs mit dem Namen Brookes, die aufzeigt, wie die Sklaven für die Atlantik-Überquerung in den Frachtraum hineingezwängt werden.«
    Jean stockte der Atem, als sie das große Blatt entfaltete. Trotz allem, was sie über den Sklavenhandel erfahren hatte, war das Bild der wie Salzheringe zusammengepferchten Sklaven ein neuer, grauenhafter Schock für sie. »Wie abscheulich! Kein Wunder, dass so viele schon während der Überfahrt sterben!«
    »Dieses Diagramm zeigt vierhundertzweiundachtzig Sklaven«, sagte Elizabeth bitter. »Ich habe sie gezählt. Auf einigen Fahrten beförderte die Brookes sogar noch einmal halb so viele Sklaven mehr.«
    »Niemand, der das sieht, kann davon unberührt bleiben«, flüsterte Jean.
    »Ha! Die Kapitäne der Sklavenschiffe und Plantagenbesitzer können das«, erwiderte die andere Frau grimmig. »Als ein sehr mildes Gesetz verabschiedet wurde, das besagte, dass Sklaven mehr Platz zugestanden werden musste, behaupteten die Sklavenhändler, dass das den Tod aller Weißen auf Jamaika herbeiführen würde. Und dann sorgten sie nicht einmal für diese winzige Verbesserung.«
    Jean schüttelte den Kopf, als sie Elizabeth das Diagramm zurückgab. Die aberwitzige politische Rhetorik der Sklavenhändler war ihr schon bekannt. »Vielleicht wird sich das nach der heutigen Abstimmung ändern.«
    Als sie ihre Aufmerksamkeit den Geschehnissen im Saal zuwandten, wurde Jean von einer lähmenden Flut dämonischer Energie überschwemmt, die eine niederträchtige, unbelehrbare Freude aus Gier, Kontrolle und Grausamkeit bezog. Der Ansturm war so heftig, dass sie kaum noch atmen konnte. Voller Entsetzen erkannte sie, dass das schützende Netz zu zerreißen begann, bezwungen von der Macht des Geistes, zu dessen Kontrolle es erschaffen worden war.
    Wehrt euch. Sie warf ihren Geist und ihre Macht in den Schild und zog Kraft aus der gesammelten Energie ihrer Freunde und Verbündeten. Sie konnte Schock und Verwirrung spüren, als der Machtbedarf des Netzes zu groß für die beiden diensthabenden

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