Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)
wäre vielleicht völlig zerstört worden. Und das hätte zu furchtbaren Folgen führen können. Übrigens war eine junge Dame während der Abstimmung bei mir, und als sie sich von ihrer Enttäuschung erholte, verabschiedete sie sich mit der grimmigen Entschlossenheit, jeden Abolitionisten in England dazu zu bringen, keinen von Sklaven produzierten Zucker mehr zu kaufen.«
Bucklands Brauen fuhren in die Höhe. »Ihre Profite schmälern! Was für eine gute Idee! Ich werde mein Bestes tun, um diese Botschaft zu verbreiten.«
»Sympathisanten werden froh sein, etwas Wertvolles zur Sache beitragen zu können«, prophezeite Nikolai.
»Die Bewegung lebt. Auch wenn die politischen Tendenzen gegen uns sind, werden wir nicht aufgeben«, sagte Buckland mit einem müden Lächeln. »Aber es wäre natürlich erfreulicher, gewonnen zu haben.«
Seine Bemerkung war ein Meisterstück an Untertreibung. Jean lehnte sich an Nikolai und hätte am liebsten einmal rund um die Uhr geschlafen. »Gibt es ein nettes Gasthaus, bei dem du uns auf dem Heimweg absetzen kannst?«
Buckland nickte. »Werdet ihr lange bleiben?«
Jean blickte fragend zu Nikolai auf. Inzwischen brauchten sie keine Worte mehr, um zu solchen Entscheidungen zu gelangen. »Ein paar Wochen. Wir sollten unsere afrikanischen Freunde besuchen und dann einen Weg finden, die generelle Abolitionsenergie in unser Schutznetz einzubringen.«
»Ich glaube, ich weiß, wie wir das anstellen können.« Nikolai lächelte müde. »Es gibt nichts Lehrreicheres, als von negativer Energie attackiert zu werden, um sie besser zu verstehen. Lasst mich ein paar Tage darüber nachdenken, und dann können wir eine Versammlung der Hüter einberufen.«
Buckland, der wieder ein bisschen munterer aussah, meinte: »Ich freue mich schon darauf. Und was diese Nacht oder vielmehr diesen Morgen angeht, so kenne ich genau die richtige Unterkunft für euch. Sie ist sehr still und komfortabel.«
Sie folgten ihm durch den Palast auf die Straße und sahen, dass sich im Osten schon die erste Morgendämmerung zeigte. Parlamentssitzungen begannen gewöhnlich am späten Nachmittag und zogen sich bis in die Nacht hinein, und Debatten konnten bis zum frühen Morgen dauern.
Jean schob ihre Hand unter Nikolais Arm. »Ein neuer Tag bricht an. Mir gefällt der Symbolismus.«
»Wir wussten, dass es Zeit erfordern würde«, erwiderte er mit einem schwachen Lächeln. »Und wir haben mehr Zeit als die meisten.«
Zuerst verstand Adia den heftigen Ansturm auf ihren Geist und ihre Macht nicht. Von Schwindel erfasst, taumelte sie zu ihrem Bett hinüber und ließ sich darauf fallen. Was ...?
Erst allmählich wurde ihr klar, dass ihre Macht in das Netz gezogen wurde, das vermutlich von Jean und dem Captain erzeugt worden war, um Sklavenhändler-Energien abzuwehren. Ein großer Kampf fand statt, und das Netz griff durch die Zeit nach Adia. Sie konnte Jean sehr lebhaft spüren, den Captain allerdings eher weniger.
Allmählich ließ der Ansturm auf ihre Energie nach, und sie wusste, dass das Netz seine Prüfung überdauert hatte. Ein Jammer, dass sie nie erfahren würde, was geschehen war.
Aber wenigstens konnte sie selbst hier, in der Vergangenheit begraben, helfen.
Das Gasthaus hielt, was Buckland versprochen hatte, und der Mann am Empfang war bereit, sogar noch im Morgengrauen Fremde aufzunehmen. Als sie ihr Zimmer erreichten, war Nikolai versucht, sich einfach in voller Kleidung auf das Bett fallen zu lassen, aber er wusste, dass er sich ausgezogen besser fühlen würde.
Seufzend kleidete auch Jean sich aus. »Es war ein langer Tag. Drei Jahre lang.«
»Aber wir haben überlebt. Für ein paar Momente glaubte ich fast nicht mehr daran.« Als Kondos Messer auf ihn herabgestoßen war, waren Nikolai zwei Gedanken durch den Kopf geschossen: Er wollte nicht sterben, bevor ihre Mission beendet war. Und er wollte nicht mehr ohne Jean sein.
Während sie ihr Haar löste und es zu einem losen Zopf flocht, wurde ihm bewusst, dass er keineswegs zu müde war, um sie zu bewundern. Wenn sie nicht die Kraft gehabt hätte, das schützende Netz zusammenzuhalten, als es sich aufzulösen begann, wären Männer wie Clarkson und Wilberforce nun wieder verwundbar. Obwohl die Antisklaverei-Gesinnung stärker geworden war, wurden immer noch Anführer benötigt, und es würde Zeit brauchen, bis neue gefunden wurden, falls die derzeitigen getötet wurden.
Nikolai trat hinter Jean, legte seine Arme um ihre Taille und küsste ihren
Weitere Kostenlose Bücher