Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)
teilnehmen, werden die Händler indischen Zucker einkaufen müssen, wenn sie nicht einen Großteil ihrer Kunden verlieren wollen.«
»Eine solche Kampagne würde Zeit erfordern«, warnte Jean. »Zu Anfang würde sie wohl nicht einmal ernst genommen werden, könnte ich mir vorstellen.«
»Aber sich weigern, Zucker zu essen, ist etwas, was jeder, sogar ein Kind, tun kann. Es wird viele geben, die sich uns anschließen werden, da bin ich mir ganz sicher. Zumal sie indischen Zucker kaufen können.« Elizabeths Augen funkelten vor Entschlossenheit bei der Aussicht, selbst etwas zu unternehmen. »Wenn ich nach Leicestershire zurückkehre, werde ich mit unserer dortigen Antisklavereigruppe beginnen, und gemeinsam werden wir an andere Gruppen im ganzen Land schreiben. Und dann, das schwöre ich, werden wir heute in einem Jahr sehr ernst genommen werden!«
Jean war keine Seherin, aber sie hatte das starke Gefühl, dass diese junge Frau in der Abolitionsbewegung einiges ins Rollen bringen würde. »Ich werde auf Berichte von Leuten achten, die sich weigern, von Sklaven produzierten Zucker zu kaufen, und natürlich werde ich die Botschaft auch selbst verbreiten.«
Elizabeth erhob sich so energisch, als hätte sie die heutige Niederlage schon verwunden, und machte sich auf zur nächsten Schlacht. »Die nur auf Gewinn bedachten Kräfte mögen heute gewonnen haben, aber es werden andere, bessere Zeiten kommen.«
Sie legte ihren Schal um ihre Schultern und steckte ihn vorn mit einer Brosche zusammen, die einen knienden Afrikaner in Ketten darstellte. Am Rand der Brosche waren Worte eingraviert, die Jean allerdings nicht erkennen konnte. »Verzeihen Sie, Mrs. Heyrick, aber was steht auf Ihrem Medaillon?«
Elizabeth berührte das geprägte Metall. »Da steht: ›Bin ich nicht ein Mann und ein Bruder?‹ Die Brosche wurde von Mr. Wedgwood, dem Porzellanhersteller, angefertigt, um uns daran zu erinnern, dass sowohl Afrikaner als auch Europäer Menschen sind.«
Wie das Diagramm des Schiffes war es ein äußerst wirkungsvolles Bild. »So eine Brosche muss ich mir auch besorgen.«
»Hier.« Elizabeth öffnete den Verschluss und reichte Jean die ihre. »Sie ist für Sie.«
»Oh, nein, um Gottes willen«, protestierte Jean verblüfft. »Ich kann mir selbst eine kaufen.«
»Nehmen Sie sie bitte.« Elizabeth lächelte. »Eine Brosche ist ein kleines Gegengeschenk für Hoffnung.«
Jean reichte ihr die Hand, und kaum nahm Elizabeth sie, meldete sich wieder Jeans Intuition. »Sie werden etwas bewirken, Mrs. Heyrick. Dessen bin ich mir ganz sicher. Gehen Sie mit Gott!«
»Danke, Mrs. Gregory.« Die jüngere Frau wünschte auch Jean alles Gute und umarmte sie, bevor sie die Loge verließ.
Nun, da Jean allein war, konnte sie ihrer Sorge um Nikolai freien Lauf lassen. Er war schon viel zu lange fort! Sie setzte sich wieder und suchte ihn im Geiste. Jean war gerade zu dem Schluss gekommen, dass er lebte, aber verletzt war, als die Tür zu der Loge aufging und er hereinkam. Jean schnappte entsetzt nach Luft, als sie seine zerfetzte Kleidung sah. »Um Gottes willen, was ist passiert?« Sie sprang auf und umarmte ihn, achtete jedoch darauf, ihn nicht zu fest an sich zu drücken.
»Ich habe Kondo gefunden, und er hat mich bezwungen«, sagte Nikolai mit einem reuevollen Lächeln. Seine Umarmung war alles andere als vorsichtig - er hielt Jean mit einer Kraft, die ihr den Atem raubte. »Das Netz schützte mich vor seinen Energiestößen und davor, von Kondo erstochen zu werden, aber er schaffte es, mich mit einem Schlag außer Gefecht zu setzen. In dem Moment dachte ich, das Netz sei demoliert worden, doch jetzt fühlt es sich wieder ganz fest und sicher an. Was habe ich verpasst?«
Bevor Jean antworten konnte, kam Lord Buckland herein. Er sah vollkommen entkräftet aus. »Das war das erste Mal, dass das Netz uns so viel Macht abverlangt hat. Der Schutzschild wäre fast vollständig zusammengebrochen. Wir müssen erfahrenere Hüter suchen.«
»Wir müssen lernen, auf einen breiter gefächerten Kreis von Abolitionisten zurückzugreifen. Vielleicht können wir über das Londoner Gebiet hinaus Mitglieder anwerben.« Jean erklärte kurz, was Nikolai geschehen war, bevor sie hinzufügte: »Ich glaube nicht, dass wir von den Vorfahren hierher geschickt wurden, um Erfolg zu bringen, sondern wohl eher, um eine totale Katastrophe zu verhindern. Wir waren nahe daran, den Schutzschild zu verlieren - auch nur ein einziger Hüter weniger und das Netz
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