Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)
Nacken.
Sie lehnte sich an ihn und schloss die Augen. »Das kannst du gern noch mal tun, wenn du willst«, murmelte sie.
Von ihrer Reaktion ermutigt, strich er mit den Lippen über ihr Ohr, während er die Hände um ihre festen Brüste legte. »Du bist bestimmt zu müde«, sagte er, weil er sie nicht überanstrengen wollte.
Sie lachte und drehte sich in seinen Armen, um ihn an sich zu ziehen. »Ich arbeite die ganze Zeit mit Energie. Warum ist das hier die einzige Betätigung, nach der wir beide mehr Energie als zu Anfang haben?«
»Eine interessante Frage.« Nikolai hob sie auf und legte sie auf das Bett. »Aber darüber können wir morgen reden.«
Jean hatte recht. Nachdem sie sich geliebt hatten, fühlte er sich energiegeladener als zu Beginn ihrer Umarmung.
Es dauerte über einen Monat, aber es gelang Jean und Nikolai, das schützende Netz zu verstärken, indem sie auf die Energie von Abolitionisten in einem großen Teil Britanniens zurückgriffen. Obwohl die neuen Mitglieder wenig individuelle Macht besaßen, verstärkte ihre Unterstützung der Abolition das Netz beträchtlich.
Nachdem sie Kofi und seine Familie sowie die Falconers besucht hatten, wurde es Zeit zur Weiterreise. Sie zahlten ihre Rechnung in dem Gasthaus und fanden einen halb leeren Lagerraum im hinteren Teil des Gebäudes, der ein guter Aufbruchspunkt sein würde.
Jean streifte Adias Armband ab und betrachtete es versonnen. »Es ist nur noch eine Zauberperle übrig. Ich hatte gehofft, sie würde uns heimbringen - nach Santola und in unsere Zeit. Kann es sein, dass unsere bisher geleistete Arbeit ausreicht, um nach Hause zurückkehren zu können? Oder denkst du, noch ein weiterer kritischer Punkt erfordert unsere Aufmerksamkeit?« Sie seufzte. »Oder ist die Sklaverei ein zu gewaltiges und hartnäckiges Problem für die Magie der Vorfahren?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Nikolai ruhig. »Seit unserem ersten Besuch vor sechsundzwanzig Jahren haben wir eine große Veränderung in den Herzen und Gedanken des britischen Volks gesehen. Wie Adia sagte, erhebt sich die Mehrheit der Leute und schreit: ›Genug!‹«
»Zu Anfang haben wir Individuen beschützt«, bemerkte Jean gedankenvoll. »Jetzt beschützen wir den Geist der Bewegung selbst. In ein paar Jahren werden die Abolitionsbewegung und der Wunsch nach Freiheit vielleicht so stark sein, dass wir nicht mehr gebraucht werden. Das hoffe ich zumindest. Das und dass die letzte Perle uns dorthin zurückbringt, wo alles begonnen hat. Aber ... wer weiß, ob das geschieht! Vielleicht bringt sie uns sogar noch weiter in die Zukunft und lässt uns dort zurück.«
»Könntest du es denn ertragen, wenn wir unser Leben in einer fernen Zeit zu Ende bringen müssten?«
»Was bliebe mir für eine andere Wahl?« Sie lächelte ein bisschen traurig. »Ich würde es bedauern, meine Familie und Freunde nicht wiedersehen zu können, aber wenn ich an die Trennungen und Entbehrungen denke, die Adia ertragen musste, sehe ich meine Situation in einer anderen Perspektive. Ich kann auch in einer neuen Zeit lernen zurechtzukommen. Und ich wäre nicht allein - die Wächter lassen die Ihren nie im Stich.«
»Du kannst dich glücklich schätzen, so viele Menschen zu haben, die du liebst.« Fast gelang es Nikolai, den Neid aus seiner Stimme fernzuhalten, aber eben doch nicht ganz.
Jean blickte zu ihm auf und dachte, wie weit sie beide gekommen waren, seit sie sich in dem Warenhaus in Marseille begegnet waren. »Und was ist mit dir, Captain? Was wirst du tun, wenn dein großes Ziel, die Abschaffung der Sklaverei, erreicht ist?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich bin nach wie vor ein Seemann und kann als solcher immer Arbeit finden. Ich würde Santola gern besuchen, um zu sehen, ob die Insel noch floriert und dort noch Platz für mich ist. Vorausgesetzt natürlich, dass ich noch nicht in Vergessenheit geraten bin.«
»Du wirst nie vergessen werden.« Jean bemerkte, dass keiner von ihnen von ihrer Beziehung sprach. Würden sie sich trennen und jeder von ihnen seiner eigenen Wege gehen? Oder würden die Bande zwischen ihnen, die sie zu so einer wirksamen Antisklaverei-Waffe gemacht hatten, auch nach Erledigung ihrer Aufgabe bestehen bleiben?
Das war unmöglich vorauszusehen. Jean stand auf und legte die letzte Zauberperle auf ihre flache Hand. Wenn auch diese verschwunden war, würde das Armband nicht mehr als eine bescheidene Sammlung zu lose aufgereiter kleiner Perlen ohne jede Zauberkraft sein. »Sollen
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