Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)
Haus zu einer hübschen Zimmerflucht mit Ausblick auf den Garten. Nachdem sie nach dem Tee geklingelt hatte, ging sie zu einer Seitentür und öffnete sie. »Mary, zwei alte Freunde sind zu Besuch gekommen. Möchtest du dich zu uns setzen?«
Eine große, dunkelhäutige Frau trat ein. »Mary Andrews!«, rief Nikolai erfreut. »Wie schön, Sie wiederzusehen!«
Sie lächelte. »Mein Name ist jetzt Mary Owens. Ich bin Lady Bethanys Sekretärin.«
»Und ich wette, dass ihr beide zusammen eine Menge Unfug anstellt«, scherzte Jean. »Owens ist ein Wächtername, wenn auch natürlich nicht ausschließlich«, fügte sie dann neugierig hinzu.
Mary nickte. »Mein Mann ist in der Tat ein Wächter. Unsere Kinder haben von beiden Seiten ein paar interessante Fähigkeiten geerbt!«
»Viel von Marys Arbeit hat mit Abolition zu tun«, sagte Bethany. »Mein Mann ist Kabinettsminister, daher fehlt es nicht an Politik im Haus. Kommt, setzt euch, dann werden Mary und ich euch über alles ins Bild setzen, was seit eurem letzten Besuch geschehen ist.«
Nachdem Tee und Kuchen gebracht worden waren, gaben Bethany und Mary ihren Gästen eine kurze Zusammenfassung der eingetretenen Veränderungen. »Als die Französische Revolution 1793 zu einer Schreckensherrschaft wurde, erklärte England Frankreich den Krieg. Seitdem haben wir bis auf eine kurze Zeitspanne nicht aufgehört zu kämpfen«, erklärte Bethany. »Wegen des Krieges und der allgemeinen Furcht vor allem, was als radikal betrachtet werden könnte, hat die Regierung ihr Bestes getan, um sämtliche Gruppierungen zu unterdrücken, die Reformen fordern, was der Antisklaverei-Bewegung natürlich sehr geschadet hat. Die Bewegung kam dadurch beinahe zum Erliegen.«
»Außerdem fand in der französischen Kolonie St. Domingue eine große Revolte von Sklaven und Mulatten statt«, setzte Mary die Erzählung fort. »Die Franzosen und auch die Briten kämpften, um den Aufstand niederzuschlagen, aber es gelang ihnen nicht. Die Kolonie ist zur ersten freien schwarzen Nation geworden, die sich Haiti nennt.« Sie gab sich keine Mühe, den Stolz aus ihrer Stimme fernzuhalten. »Das bewies nicht nur, wie gut Afrikaner kämpfen können, sondern führte auch dazu - da die Insel nicht mehr unter französischer Herrschaft ist -, dass britische Pflanzer in der Karibik jetzt nicht länger behaupten können, sie müssten Sklaven halten, um mit den Franzosen konkurrieren zu können. Außerdem wollen die britischen Soldaten, die gegen die schwarzen Rebellen kämpften, sie nicht erneut bekämpfen, um die Sklaverei zu unterstützen, von der viele gewöhnliche Soldaten absolut nichts halten.«
»Ein erfolgreicher Sklavenaufstand würde sämtliche Pflanzer in der Karibik sehr nervös machen«, bemerkte Nikolai gedankenvoll. »Wenn Sklaven auf einer Insel erfolgreich sein können, können sie es auch auf anderen sein. Deshalb ist es vielleicht besser, wenn sie keine Sklaven sind.«
Bethany schenkte Tee nach. »Die Franzosen zögerten - wie typisch für sie, nicht? In einem Anfall von Idealismus erklärten sie dann alle Sklaven für frei. Das war 1794, glaube ich. Aber dann erhob sich einer ihrer Generäle, ein Mann namens Napoleon Bonaparte, zum Kaiser, und seitdem ist Frankreich nicht mehr so frei und idealistisch. Eine der Folgen davon ist, dass die Franzosen die Sklaverei jetzt wieder einzuführen versuchen.«
»Sie haben die Büchse der Pandora geöffnet.« Jean nahm sich noch zwei kleine Kuchen. Zeitreisen machten sie immer hungrig. »Männer, denen die Freiheit gewährt wurde, werden sich nie wieder in Ketten legen lassen.«
»Das haben die Franzosen schon gemerkt.« Bethany lächelte verschmitzt. »Ein sehr erfreulicher Aspekt davon ist, dass die Briten sich jetzt als rechtschaffener als die Franzosen erweisen können, indem sie einfach nur die Sklaverei ablehnen. Das war ein großer Vorteil für unsere Sache.«
Jean und Nikolai lachten. »Bring einen Mann dazu, sich überlegen zu fühlen, weil er einer Meinung mit dir ist, und der Kampf ist halb gewonnen«, sagte Jean. »Also machen all diese Entwicklungen die Abschaffung des Sklavenhandels wahrscheinlicher?«
»All das sowie ein anderer Geniestreich«, antwortete Mary schmunzelnd.
»Einer unserer überzeugtesten Abolitionisten ist ein sehr kluger Marineanwalt namens James Stephen«, fuhr Bethany fort. »Er hat einige Jahre auf den westindischen Inseln gelebt und verabscheut Sklaverei. Er hat ein Buch darüber geschrieben, wie geschickt die
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