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Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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schlechter gespeist.
    Das einzige Besteck war ein Löffel aus weichem Blech. Ihre Bewacher waren vorsichtig, aber sehr viel Fantasie hatten sie nicht, wenn sie sich nicht vorstellen konnten, dass ein gläserner Kelch und eine Waschschüssel aus Porzellan zerbrochen und als Waffe benutzt werden konnten. Oder vielleicht war ihnen auch nur klar gewesen, dass solch heroische Versuche ihrerseits unter den gegebenen Umständen ohnehin nichts bringen würden.
    Ohne Kerze und keinen Anlass, wach zu bleiben, legte Jean sich wieder hin, sowie die Sonne unterging. Da sie aber nicht in Kleid und Unterröcken schlafen wollte, holte sie die abgetragenen Kleidungsstücke aus der Schublade unter dem Bett. Eine verwaschene dunkelblaue Seemannshose und ein weißes Hemd mit ominösen Flecken darauf mussten ihr als Schlafanzug genügen.
    Mit ihrem Messer ritzte sie den Stoff vorsichtig ein und riss dann die zu langen Hosenbeine ab, um nicht über den überflüssigen Stoff zu stolpern. Auch an der Taille war die Hose viel zu weit, aber das ließ sich mit dem Bändchen regulieren, mit dem sie zugezogen wurde. Die Ärmel krempelte Jean auf, um ihre Hände frei zu haben. Obschon sie jetzt wie eine Lumpensammlerin aussah, war es eine Erleichterung, ihre normale Kleidung ablegen zu können. Ihr Messer und ihren Wahrsagespiegel behielt sie jedoch bei sich, falls sich doch noch eine Gelegenheit zur Flucht ergeben sollte.
    Für jemanden, der auf blanken Steinen, Moos und Heidekraut geschlafen hatte, war die harte Koje bequem genug. Gegen die kühle Nachtluft kuschelte Jean sich in die Decke, hatte aber dennoch Mühe, zur Ruhe zu kommen, vielleicht, weil sie schon nachmittags geschlafen hatte.
    Ein Segelschiff war eine lebendige Entität, eine Sinfonie aus Knarren, Poltern und dem fortgesetzten Plätschern des Wassers an den Rumpf. Jean hatte sich auf der Fahrt nach Marseille an diese Geräusche gewöhnt, sie sogar als anheimelnd empfunden, doch nun war sie sich sehr wohl bewusst, dass dieses Schiff sie von allem und allen wegbrachte, die sie kannte.
    Lady Bethany hatte ihr ein Abenteuer vorausgesagt. Aber sie hätte das sicher nicht so leichtherzig gesagt, wenn sie geahnt hätte, dass Jean von einem rachsüchtigen Piraten vielleicht ermordet werden würde. Falls dies jedoch tatsächlich nur ein »Abenteuer« war, bedeutete das, dass sie es überleben würde. Mit dieser hoffnungsvollen Überlegung schlief sie schließlich ein.

 
    Bis auf die kurzen Besuche der Männer, die ihr das Essen brachten, war Jean zwei Tage lang allein. Das Frühstück bestand aus einem Getreidebrei, vermutlich aus Weizenkörnern, mit gedörrten Obststückchen darin. Mit heißem Pfefferminztee serviert, war es jedoch gar nicht mal so schlecht.
    Als Jean es leid wurde, sich ihren Fundus an Zaubern in Erinnerung zu rufen, versuchte sie, Gedichte zu rezitieren, die sie sich irgendwann gemerkt hatte. Für eine langfristige Gefangenschaft war sie wirklich nicht geschaffen.
    Ihre Langeweile fand am dritten Tag jedoch ein Ende, als mittags zu einer Uhrzeit, da normalerweise keine Mahlzeit zu erwarten war, die Tür geöffnet wurde. Erstaunt blickte sie auf, und ihre Wachsamkeit erhöhte sich, als Nicholas Gregorio in der Tür erschien. Obwohl er noch immer tadellos gekleidet war, war seine Kleidung nicht die eines Gentlemans. Ohne Kopfbedeckung und mit einem Entersäbel an seiner Seite sah er aus wie ein Pirat. Wie ein erschreckend eindrucksvoller, gut aussehender Pirat.
    »Mein Entführer lässt sich also dazu herab, mich zu besuchen.« Jean setzte sich in der Koje auf und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, um zu versuchen, seine Energie zu lesen. Doch sie bemühte sich vergeblich - dieser Nicholas Gregorio war bestens abgeschirmt. Er brannte vor nur mühsam unterdrücktem Zorn und war eindeutig der Kapitän des Schiffes, aber all das war auch an seinem Gesicht und seiner Haltung zu erkennen und musste nicht erst mithilfe von Magie ergründet werden. »Warum bin ich hier?«
    Seine dunklen Augen glitzerten böse. »Euch darüber nachsinnen zu lassen, kommt meinen Zwecken sehr zustatten.«
    »Blödsinn«, versetzte sie gereizt. »Ihr habt mich entführt, eine Frau, der Ihr noch nie zuvor begegnet wart, und scheint darauf erpicht zu sein, mein Leben zu zerstören. Dafür seid Ihr mir wenigstens eine Erklärung schuldig.«
    »Wenn Ihr es wirklich wissen wollt ...« Mit einem Unheil verkündenden Klicken zog er die Kabinentür hinter sich zu. »Ihr seid hier, weil Euer Vater

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