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Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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sie: »In welcher Zeit bin ich?«
    »Auf der Insel Santola«, erwiderte Jean, die sie missverstanden zu haben glaubte.
    »Nicht wo«, berichtigte die Frau sie nachdrücklich. »In welcher Zeit?«

18. Kapitel

 
    I
     
n welcher Zeit? Während Nikolai die Frau verwundert anstarrte, antwortete Jean: »Im Jahr des Herrn 1753.«
    »Dann hat die Magie gewirkt«, flüsterte die Frau. Ihre Augen schlossen sich, und bis auf ihre Brust, die sich langsam hob und senkte, blieb sie wieder völlig reglos liegen.
    Jean sah Nikolai ratlos an. »Weißt du, wer sie ist?«
    »Ich habe sie noch nie gesehen.« Nikolai schaffte es, sich aufzurappeln, ohne zu fallen, obwohl das alles andere als leicht war. Wie während des Sturmes, als er der schottischen Hexe geholfen hatte, ihn zu bezwingen, war seinem Körper alle Energie entzogen worden. »Was interessant ist, weil ich jeden auf Santola kenne. Sie ist eine Fremde auf einer Insel, auf der es keine Fremden gibt«, sagte er und reichte Jean Macrae die Hand.
    Sie nahm seine Hilfe an, um aufzustehen, und obwohl sie genauso erschöpft zu sein schien wie er selbst, knisterte es heftig zwischen ihnen, wo ihre Hände sich berührten.
    »Sie sieht aus wie jemand, der gerade ein großes magisches Werk vollbracht und es fast nicht überlebt hat«, bemerkte Jean, während sie die regungslose Frau betrachtete. »Dass wir genauso erschöpft sind, deutet darauf hin, dass sie einen Teil unserer Energie benutzen musste, um hierherzukommen.«
    Da die Frau nicht zu den Bewohnern der Insel gehörte, gab es nur eine andere Möglichkeit, so unglaublich sie auch erschien. »Könnte sie durch Magie von einem anderen Ort hierhergekommen sein?«, fragte Nikolai.
    »Ich habe gehört, dass einige mächtige Magier sich von einem Ort an einen anderen versetzen können, aber ich bin noch nie einem begegnet, der dazu in der Lage war. Es ist eine dieser magischen Fähigkeiten, die mehr Legende als Tatsache sein könnten. Doch ich kenne keine bessere Erklärung für das Erscheinen dieser Frau.« Jean runzelte die Stirn. »Wir sollten versuchen, sie aufzuheben und auf das Bett zu legen.«
    »Ich weiß nicht, ob wir das in unserem momentanen Zustand schaffen könnten. Lassen wir sie vorerst auf dem Teppich liegen.« Nikolai nahm eine Decke von dem Bett und deckte die Frau damit behutsam zu.
    Jean schob ein Kissen unter den Kopf der Fremden. »Ich glaube nicht, dass sie nur von einem anderen Ort herkam. Sieh dir doch den Schnitt ihres Kleides an. So eins habe ich noch nie gesehen. Sie könnte aus einer anderen Zeit gekommen sein. Aus der Zukunft, denke ich.«
    Nikolai pfiff leise durch die Zähne. »Das würde erklären, warum sie fragte, in welcher Zeit sie ist. Aber ist eine solche Zeitreise überhaupt möglich?«
    »Von Zeitreisen habe ich noch nie gehört, doch das hat nicht viel zu sagen. Ich bin keine Expertin in Überlieferungen und Mythen.« Jean kniete sich wieder neben die Frau, um sich das Armband an ihrem linken Handgelenk genauer anzusehen. Große, merkwürdig geformte schwarze Perlen waren zwischen kleineren aus durchsichtigen schwarzen aufgefädelt. »Dieses Armband hat Magie in sich. Wenn man es mit der Sicht eines Magiers betrachtet, glüht es regelrecht vor Macht. Kannst du das sehen? Entspann deine Augen und such nach den Energiemustern, statt nur die Oberfläche zu betrachten.«
    Nikolai starrte das Armband an und versuchte, seine Augen zu entspannen. Als Jean sein Stirnrunzeln sah, sagte sie: »Versuch hindurchzuschauen, anstatt den Blick darauf zu heften.«
    Er befolgte ihren Rat, ließ seinen Blick verschwimmen - und erkannte augenblicklich, dass das Armband wirklich glühte. Er sah die Macht, die dem Band innewohnte, als strahlend weißes Licht, das von den großen Perlen am hellsten ausstrahlte.
    Nun nahm er auch ein schwaches, helles Flimmern um die besinnungslose Frau wahr und ein stärkeres, goldenes Glühen um Jean Macrae. Als Nikolai den Blick auf seine Hand senkte, sah er um sich ebenfalls ein Pulsieren durchsichtiger Farbe, die allerdings von tieferer, rötlicherer Schattierung war. »Großer Gott«, flüsterte er. »Ja, ich sehe es. Mit der Sicht eines Magiers? Das war eine ganz erstaunliche erste Lektion.«
    Er bückte sich und streckte die Hand nach dem Armband aus, aber Jean ergriff sein Handgelenk. »Berühr es nicht! Nicht ohne mehr zu wissen. Das Armband ist verzaubert.« Sie zeigte auf eine Lücke in dem Armband. Die Kordel, an der die Perlen aufgezogen waren, war an dieser Stelle

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