Die starken Fesseln der Sehnsucht: Roman (German Edition)
alle eine andere Form.«
»Jede ist auf eine spezielle Krise abgestimmt. Sie müssen nacheinander benutzt werden, angefangen mit dieser hier«, sie zeigte auf die Perle, »dann weiter in dieser Reihenfolge. Ursprünglich waren es sieben. Die erste Perle wurde auf dem Weg hierher verbraucht, weswegen nur noch sechs da sind. Ich glaube, jede Perle wird nach ihrer Benutzung verschwinden, aber sicher bin ich mir nicht.«
»Wird die letzte Perle dich in deine eigene Zeit zurückbringen?«, fragte Jean.
»Das würde ich gern denken, doch ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung.«
»Wie bist du an das Armband gekommen, wenn ihr alle zusammen an dem Ritual gearbeitet habt?«, wollte Jean wissen. »Ist es während deiner Reise durch die Zeit an deinem Handgelenk erschienen?«
Adia schüttelte den Kopf. »Jeder der sieben Ältesten hatte ein solches Armband, und zusammen beschworen wir die Macht herauf. Ich glaube, es war wegen der Blutsbande zwischen mir und dem Captain, dass ich als Einzige in eure Zeit versetzt wurde.« Versonnen drehte sie eine der großen Perlen zwischen ihren Fingern. »Ich frage mich, ob auch die entsprechenden Perlen auf den anderen Armbändern verschwanden, als ich die Reise antrat.« Sie seufzte. »Aber das werde ich vielleicht nie herausfinden.«
»Wie sollen wir wissen, was zu tun ist, wenn wir die Perle, die uns an einen kritischen Punkt bringen wird, benutzt haben?«, fragte Nikolai. »An einem fremden Ort zu landen und nicht zu wissen, wo oder in welcher Zeit wir sind, wird sehr verwirrend sein. Was ist, wenn wir aus Unkenntnis der Sachlage versagen?«
Adia zog die Schultern hoch. »Wir können nur hoffen, dass die Vorfahren wissen, was sie tun.«
Jean wechselte einen zweifelnden Blick mit Nikolai. »Es gibt ein altes christliches Sprichwort, das besagt, dass Gott dem hilft, der sich selbst zu helfen weiß. Ich denke, das Gleiche dürfte auch für die Vorfahren gelten. Aber gibt es nicht irgendetwas, was wir tun können, um unsere Erfolgsaussichten zu verbessern?«
»Wir Ältesten wollten die Chancen auch erhöhen«, antwortete Adia. »Während der Vorbereitungen auf die Anrufung trugen wir all unser Wissen über die Abolitionsbewegung zusammen - über die Ereignisse, die Menschen und die Themen. Wir haben auch Informationen über die afrikanische Gemeinde Londons hinzugefügt.« Sie zog einen dicken Stapel Papiere aus ihrer Medizintasche, die sie stets dabeihatte. »Hier ist eine Zusammenfassung all dessen, was wir in Erfahrung bringen konnten. Viel davon wurde von mir selbst geschrieben. Ich möchte, dass du eine Abschrift davon anfertigst, Jean, damit dir alles besser im Gedächtnis bleibt. Wir werden darüber sprechen, was ich von der Zeit zwischen heute und dem Beginn meiner Zeitreise weiß - über Mode, Nachrichten und Politik. Während eurer Mission musst du eure Quelle weltlichen Wissens sein.«
Nikolai zog seine dunklen Brauen hoch. »Hältst du mich für untauglich für dieses Wissen?«
»Deine Zeit und Energie werden voll und ganz von der Initiation beansprucht werden.« Adia legte das Armband wieder an und übergab Jean die Papiere. »Du musst jetzt gehen«, sagte sie zu ihr. »Ich möchte mit dem Captain sprechen, und du hast deine eigenen Aufgaben.«
Jean war in gewisser Weise sogar froh, dass sie entlassen war. Sie war müde von ihrem Spaziergang, und ein Nachmittagsschläfchen erschien ihr daher sehr verlockend. Außerdem brauchte sie Zeit zum Nachdenken - sowohl über die Beseitigung ihrer geistigen Sperren als auch über Nikolai.
Nikolai sah mit Erleichterung, wie Jean den Raum verließ. Er war noch immer aufgewühlt von dem, was an der Küste zwischen ihnen vorgefallen war. Nicht einmal sein glühender Wunsch nach Rache war an die Macht seines Verlangens nach Jean herangekommen. Er war gefährlich nahe daran gewesen, jegliche Kontrolle zu verlieren und sich auf unentschuldbare Art und Weise zu benehmen. War seine Rachsucht auf irgendeiner tieferen Ebene der Grund dafür, dass er sich so zu Jean hingezogen fühlte? Nein, dieses fast schmerzliche Verlangen war völlig unabhängig von seinem langjährigen Hass auf ihren Vater. Irgendetwas in ihrem Wesen sprach etwas in ihm an. Er hoffte, dass es nicht lange dauern würde, bis der richtige Moment kam, eine intimere Verbindung mit ihr einzugehen.
Adia holte ihn in die Gegenwart zurück, indem sie sagte: »Wir müssen deine Initiation besprechen.«
»Was muss ich tun?« Er versuchte, Adias Energiefeld zu deuten, in
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