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Die steinerne Pforte

Die steinerne Pforte

Titel: Die steinerne Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prevost Andre
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cemesch. Alles kommt von der Sonne. Alles! Die Wärme, das Licht, das Leben . . . Wenn er es schafft, die Reinheit ihres Feuers zu erlangen, gelingt es dem Alchemisten, Metall in Gold zu verwandeln. Das steht in allen Werken immer wieder geschrieben. Einige von ihnen erwähnen auch die besonderen Kräfte der ›Sonne auf dem Stein‹ . . . Zum Beispiel die Abhandlung von den dreizehn Kräften der Magie, die ich einem Araber abgekauft habe. Ein Buch, das nicht leicht zu lesen ist, aber voller Wissen steckt. Seit einigen Wochen schon versuche ich, seine Rätsel zu lösen, vor allem hinsichtlich der Vorgehensweise beim Schmelzen von Münzen. Ich hoffe doch, du wirst mir dabei helfen?«
    Klugg führte die Klinge an Sams Rinn.
    »Euch . . . Euch helfen? Wie könnte ich Euch helfen? Ich verstehe nichts von dieser Schrift und . . .«
    »Na, na, na! Ich weiß, dass du den Mechanismus der Sonne benutzt hast, mein Junge. Sie war noch warm an dem Tag, als du aufgetaucht bist. Doch leider habe ich vergeblich versucht, meine Münze in die Öffnung des Steins zu legen, damit sie zu Gold wurde. Ich nehme an, es fehlte die nötige Wärme. Aber du ... du weißt doch, wie man diese Hitze erzeugt, nicht wahr?«
    Die Spitze des Messers streifte Sams Adamsapfel, und cm Tröpfchen Blut rann über seinen Hals. »Überleg es dir gut, mein Junge. Du hast dir einen Orderwechsel ergaunert und versucht, dir das Geld zu erschleichen. Du bist in mein Laboratorium eingedrungen und wolltest irgendetwas stehlen. Niemand wird mir einen Vorwurf machen dafür, dass ich versucht habe, dich festzuhalten. Selbst wenn, oh weh!, die Aktion leider nicht gut ausging! Also solltest du mir lieber antworten: Hast du die Sonne auf dem Stein beim Friedhof am Alten Wald benutzt, ja oder nein?«
    Samuel hatte keine Wahl.
    »Ich . . .ja.«
    Der Vogt holte tief Luft, und das Messer in seiner Hand begann leicht zu zittern.
    »Gut«, stieß er hervor. »Du bist ein braver Junge. Im Moment . . .«
    Ein lautes Klopfen an der Tür unterbrach ihn.
    »Gnädiger Herr, gnädiger Herr!«
    Sam erkannte Friedrichs Stimme.
    »Wer ist da?«, knurrte der Vogt.
    »Van Todds, gnädiger Herr! Ihr müsst sofort kommen!«
    Van Todds?
    »Was ist?«
    »Man hat den Grafen angegriffen! Er verlangt nach Euch!«
    Der Vogt zögerte für den Bruchteil einer Sekunde.
    »Tretet ein!«
    Friedrich öffnete die Tür und erbleichte beim Anblick der Waffe. »Gnädiger Herr, was ist . . .«
    »Hör zu, van Todds. Ich habe soeben diesen Nichtsnutz dabei erwischt, wie er in meinem Laboratorium herumschnüffeln wollte. Ich möchte, dass du ihn bis zu meiner Rückkehr nicht aus den Augen lässt. Und er darf mit niemandem sprechen! Verstanden?«
    Friedrich nickte sichtlich verlegen.
    »Und jetzt erklär mir genau, was passiert ist.«
    »Einer der Gäste«, stotterte Friedrich. »Einer der Gäste hat einen Dolch gezogen, als der Graf sich gerade die Bilder ansah.«
    »Ist der Graf verletzt?«
    »Ja, am Arm. Er schickt mich, Euch zu holen.«
    »Und der Angreifer?«
    »Man ist hinter ihm her . . .«
    »In Ordnung. Du nimmst das Messer, van Todds, und bewachst diesen Strolch, bis ich zurückkomme. Wenn du dich an meine Anweisung hältst, dann wartet eine schöne Belohnung auf dich.«
    Friedrich nahm die Waffe und vermied es, Sam anzusehen. Der Vogt beobachtete die Szene einen Augenblick, bevor er mit besorgter Miene zur Tür schritt. Er hatte noch keine drei Schritte gemacht, als Friedrich die schwere Pfanne ergriff, die von der Decke hing, und sich auf seinen Herrn stürzte. Er versetzte ihm einen wohl platzierten Schlag auf den Schädel – wie im Tennis bei einem Schmetterball –, und Klugg sackte ohne einen Laut zu Boden. Spiel, Satz und Sieg! »Das hat mich schon eine ganze Weile gejuckt«, war Friedrichs trockener Kommentar.
    Er schob die Tür mit einem Fußtritt ins Schloss und drehte sich zu Sam um, der sich keinen Millimeter von der Stelle gerührt hatte.
    »Alles klar? Ich fand, dass du ein wenig lange gebraucht hast, um wieder herunterzukommen, und wollte mal nachsehen, was los ist. Als ich Stimmen hörte . . .«
    »Was ist mit dem Grafen? Wurde er wirklich angegriffen?«
    »Nein, natürlich nicht, aber ich musste mir doch was ausdenken! Den Vogt können wir nach der Sache jetzt wohl keinesfalls mehr laufen lassen. Hast du den Beweis?«
    Samuel antwortete nicht sofort.
    »Du ... du heißt van Todds, ist das richtig?«
    Der andere grinste.
    »Ja, und?«
    »Ich werde dir den Beweis geben, und du, du

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