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Die steinerne Pforte

Die steinerne Pforte

Titel: Die steinerne Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Prevost Andre
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musst mir im Gegenzug dafür versprechen, Yser zu heiraten.«
    »Das verspreche ich gern! Ich wünsche mir nichts mehr als das! Allerdings wird uns Klugg, nach allem, was geschehen ist, wohl keine Blumen schicken!«
    »Du wirst die Stadt vielleicht für eine Weile verlassen müssen. Am besten, du nimmst Yser gleich mit. Ihr findet schon einen Weg . . . Das Wichtigste ist, dass ihr heiratet. Hier, nimm dieses Papier, das dürfte Baltus überzeugen.«
    Er deutete auf den Wechsel auf dem Schreibtisch und ließ ihn, während dieser ihn las, nicht aus den Augen. Friedrich van Todds! Er war der Ur-Ur-Ur-und-so-wei-ter-Großvater von Alicia Todds! Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass er Yser heiratete und sie Kinder bekamen. Daher diese Ähnlichkeit! Alicia war das Abbild ihrer Urahnin!
    »Dieses Schwein«, schimpfte Friedrich.
    »Wir sollten zusehen, dass wir hier verschwinden«, mahnte Sam. »Er kann jeden Moment wieder aufwachen. Wo ist der nächste Ausgang?«
    »Unten, durch die Küchen. Aber zuerst muss ich Baltus dieses Papier geben und mich mit Yser besprechen. Sonst wird der Vogt sofort alle Schuld auf mich abwälzen. Und du, hast du gefunden, was du wolltest?«
    »Fast. . .«
    Samuel beugte sich über den reglosen Körper des Vogts. Er war sicher, dass sie dort war ... Er tastete die Beinkleider unter dem Wams ab und zog am Gürtel einen kleinen, oben verknoteten Beutel hervor. Mit zwei Fingern fühlte er hinein, tatsächlich: eine runde Münze mit einem Loch in der Mitte.
    »Ich muss gehen, Friedrich«, sagte er und schluckte ein paar Mal. »Ich bin sehr . . . sehr glücklich, euch kennengelernt zu haben, dich und Yser. Du weißt gar nicht, wie glücklich.«
    »He, Waagen, mach nicht so ein Gesicht, wir werden uns wiedersehen! Warum nicht in Malines, das wäre doch eine gute Idee, oder?«
    »Eine gute Idee, ja«, flüsterte Sam. Sie drückten sich die Hand und liefen lautlos die Treppe hinunter. Friedrich bog in den Gang, der zum Empfangssaal führte, Sam lief weiter in Richtung der Küchen. Er war hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen, und dem Gefühl, einen Teil seiner Geschichte für immer hinter sich zu lassen. Und dabei Friedrich und Yser hintergangen zu haben . . .
    Aber vielleicht war dies der Preis für seine Reise?

 
17.
    Lateinübersetzung
     
    Samuel kam schwankend auf die Beine. Um ihn herum war es stockfinster, doch der Geruch, der ihm in die Nase stieg, war vertraut: eine Mischung aus alten Büchern, feuchten Tapeten und Staub: unverkennbar das Antiquariat Faulkner. Er tastete die Nische des Steins ab und konnte sein Glück kaum fassen: Das Handy war noch da! Endlich war es ihm gelungen, Beweismaterial mitzubringen. Er schaltete es ein, und der bläuliche Lichtschein des Displays zeigte an: Freitag, 11. Juni, 16:42. Nur einen Tag war er insgesamt fort gewesen, aber es würde dennoch ordentlich Ärger geben. Allerdings kaum vergleichbar mit dem, der seinen Vater im Schloss von diesem Vlad Tepes erwartete .. . oder war er vielleicht in der Zwischenzeit zurückgekehrt?
    Sam kroch aus seinem Versteck. Er fühlte sich genauso seekrank wie beim letzten Mal, als ob das Haus auf seinen Grundmauern schwankte. Er ging nach oben in die Küche und trank ein großes Glas Wasser. Kekse gab es leider keine mehr, nur noch einen jämmerlichen aufgeweichten Rest. Er gab sich damit zufrieden und schaltete den Fernsehapparat neben der Mikrowelle an. Auch hier spürte er die Nachwirkungen seines »Transfers«: Der Sprecher, der die Bilder von Löwen in der Savanne kommentierte, klang, als hätte er einen Riss in der Schallplatte: »Tabatha ist die Fröhlichste des ganzen Wurfs/Tabatha ist die Fröhlichste des ganzen Wurfs, Paulus dagegen ist der Unternehmungslustigste/Paulus dagegen ist der Unternehmungslustigste. Sobald seine Mutter ihm den Rücken kehrt/Sobald seine Mutter ihm den Rücken kehrt, nimmt er seine Geschwister mit auf Entdeckungsreise/nimmt er seine Geschwister mit auf Entdeckungsreise.«
    Und das Löwenbaby namens Paulus -Tabatha und Paulus, Löwinnen hatten wirklich einen merkwürdigen Geschmack, wenn es um Namen ging- machte alle Bewegungen doppelt. Zweimal verpasste er einem armen Skarabäus, der gerade vorbeikrabbelte, den gleichen Schlag mit der Tatze, und dieser überschlug sich daraufhin auch zweimal. Es verstörte Sam immer noch, dass dieser Dopplereffekt nur in der Gegenwart, der Jetztzeit, auftrat, nicht in umgekehrter Richtung.

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