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Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon

Titel: Die Sterne von Marmalon - Link, C: Sterne von Marmalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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entschlossen. Sie zogen die Decke weg und zerrten Cavendor aus dem Wagen. Die Leiche rollte die leichte Ufersteigung hinab, wobei sie sich eng in dem flatternden Mantel verwickelte. Mary dachte schon, der Leichnam werde ganz ins Wasser fallen, aber kurz vorher blieb er liegen, wie ein großer, unbeweglicher Stein.
    »Jetzt schnell weg«, sagte Anne, aber Mary lief noch einmal zu dem Toten hin und kauerte neben ihm nieder. Sie griff in die Taschen des Mantels und holte alles Geld heraus, was sich dort befand.
    »Sie sind schließlich Opfer eines Raubüberfalls, Mylord«, murmelte sie, »und für meine Dienste können Sie mich auch gleich noch entlohnen!«
    »Komm doch, Mary«, drängte Anne.
    »Ich komme schon!« Sie hasteten den Weg zurück. Mary war jetzt erleichtert, aber Anne begann zu zittern. Langsam drang das Begreifen dessen, was geschehen war, in ihr Bewußtsein vor. Sie
hatte Cavendor gehaßt wie nichts sonst in der Welt, aber sein gewaltsamer Tod entsetzte sie, weil dies eine Lösung war, die sie nicht akzeptierte. Sie sah zu Mary hin und dachte: Mein Gott, woher nimmt dieses Kind so viel Kraft?
    Aber im gleichen Augenblick wurde ihr bewußt, daß es kein Kind war, das neben ihr lief. Mary war erwachsen. Frühreif, empfindungsstark und überwach – und nicht mehr so harmlos wie einst in Shadow’s Eyes. Ohne sich darüber ganz im klaren zu sein, verspürte Anne einen sanften Anflug von Eifersucht. Sie allein hatte immer und stets Cathleens Sorgen getragen, diese fremde junge Frau würde sich nicht dazwischendrängen dürfen.
     
    Sie saßen in Cathleens Schlafzimmer und warteten schweigend, daß die Stunden, die sie noch vom Tagesanbruch trennten, verrannen. Die dunkelroten Samtvorhänge vor den hohen Fenstern verschlossen den Raum und trennten ihn von aller Welt. Es brannten immer noch drei Kerzen, deren Schein die Möbel des Raumes zu bizarren Schatten an den Wänden werden ließ. Cathleen lag auf ihrem Bett, mit angezogenen Beinen, den Kopf auf ihrem Arm. Sie hatte ihren Daumen im Mund, lutschte daran und weinte leise vor sich hin. Sie wirkte wie ein kleines Mädchen, das verzweifelt darauf wartet, in den Arm genommen zu werden.
    Anne Brisbane lehnte am Kamin. Sie hatte noch ihren Mantel an und hielt ihn fröstelnd über der Brust zusammen. Das Dämmerlicht ließ ihr Gesicht abgezehrt und hohlwangig, ihre Nase sehr spitz erscheinen. Ihre Hände zitterten leicht. Sie hatte ein Handtuch geholt und Cavendors Blut vom Boden gewischt, das Handtuch dann in der hintersten Ecke eines kleinen Schränkchens verstaut und erklärt, sie wolle es morgen, sobald Feuer im Kamin gemacht worden sei, verbrennen. Nach dieser Aktivität, zu der sie offenbar ihre ganze Kraft gebraucht hatte, fiel sie in sich zusammen, wurde weiß bis in die Lippen und kämpfte gegen eine immer stärker werdende Übelkeit.
    Mary hatte sich auf einem der prächtigen breiten Brokatsessel niedergelassen und ihren Mantel ausgezogen, denn trotz der kühlen Nacht wurde es ihr zu warm. Nur ihre nackten Füße froren, aber
selbst in dieser Situation hatte sie noch so viel Respekt vor dem prunkvollen Raum, in dem sie sich befand, daß sie es nicht wagte, die Füße hochzunehmen und unter ihrem Nachthemd auf dem Sessel zu verstauen. Sie saß so aufrecht wie eine Novizin während der Messe und hatte die Hände sehr sittsam auf dem Schoß gefaltet. Sie weinte nicht, ihr war auch nicht übel, statt dessen fühlte sie Spannung und Erregung. Es war etwas geschehen, eine uneinnehmbar scheinende Grenze hatte sich verschoben. Sie gehörte dazu.
    Zunächst sprach lange Zeit niemand etwas, dann stieß Cathleen unvermittelt hervor: »Habe ich es euch nicht gesagt? Von Anfang an habe ich gewußt, ich würde ihn umbringen und nun habe ich es tatsächlich getan. Die ganze Zeit habe ich es gewußt!«
    »Ich glaube, keiner von uns weint um ihn«, entgegnete Anne, »wir sind natürlich ein bißchen erschüttert, aber wir werden damit fertig.«
    »Was soll ich aber jetzt tun?« jammerte Cathleen. »Was soll ich denn tun? Ich habe einen Mord auf dem Gewissen!«
    »Es war Notwehr, nichts anders. Cavendor hat Sie bedroht.«
    »Er wollte mich aber nicht töten!«
    »Er wollte Schlimmeres. Und Sie hatten keinen anderen Ausweg, als ihn zu töten.«
    »Ja, nur was würde ein Richter dazu sagen?« warf Mary ein. Cathleen, als hätte sie Marys Anwesenheit völlig vergessen, starrte sie an. »Was willst du damit sagen?«
    »Ich weiß, was Mary damit sagen will«, bemerkte Anne

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