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Die Stimme des Blutes

Titel: Die Stimme des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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flüsternd: »Du hast wohl keine Erinnerung mehr an die beiden letzten Nächte, wie? Was hätte ich getan, was hätte ich gesagt, wenn du dich daran erinnert hättest? Hätte ich alles abgeleugnet und behauptet, es wären nur Fieberträume gewesen? Dennoch tut es mir sehr weh, Roland, daß du dich nicht mehr daran erinnerst, wie du mir die Jungfernschaft genommen hast. Wenn du mich zu meinem Onkel zurückbringst und er mich zwingt, Ralph von Colchester zu heiraten, habe ich wenigstens eine Liebesnacht mit dir erlebt.«
    Tränen stiegen ihr in die Augen. »Du verfluchter Roland! Du bist der sturste und stumpfsinnigste Mann, den es gibt. Vielleicht sage ich einfach meinem Onkel, daß ich keine Jungfrau mehr bin und daß du dafür verantwortlich bist. Dann wäre ich wenigstens vor Ralph von Colchester sicher. Aber was wären die Folgen? Wie ich meinen Onkel Damon kenne, würde er keine Skrupel haben, uns beide umzubringen. Doch...«
    »Du krächzt wie ein heiserer Eisvogel. Wovon redest du überhaupt? Ich versuche zu schlafen, um wieder zu Kräften zu kommen, und du plapperst mir die Ohren voll.«
    Was hatte er gehört? Offenbar hatte er nichts mitbekommen. Er meinte, sie hätte nur sinnloses Zeug geredet.
    Er brummte noch etwas Unverständliches, dann schlief er fest bis in die tiefe Nacht. Sie gab ihm noch einmal zu essen und half ihm beim Verrichten der Notdurft, was ihm genauso unangenehm war wie beim erstenmal. Später legte sie sich zu ihm ins Bett, ganz vorsichtig, um ihn nicht zu stören. Doch im Dunkeln tastete er nach ihr und zog sie an sich. Es war beinahe so, als wüßte er jetzt, wer sie war, daß sie ihm gehörte und er ihr. Seine Hände lagen auf ihren Hüften, aber nur kurze Zeit. Dann wanderte eine Hand zwischen ihre Beine und suchte ihren Schoß. Sie wand sich, als sein Mittelfinger tief in sie eindrang, während er mit den anderen Fingern die empfindliche Stelle streichelte. Sie legte den Kopf an die Schulter, stöhnte mit zusammengebissenen Zähnen und bebte vor Erregung am ganzen Leib.
    Dann plötzlich wurde sein Atmen gleichmäßiger, und er fiel wieder in tiefen Schlaf. Langsam ebbte ihre Erregung ab. Und wieder einmal fragte sie sich, zu welchem Höhepunkt diese seltsamen Gefühle, die er in ihr zu erwecken verstand, wohl führen mochten.
    Nun tastete sie nach seinem Unterleib. Seine Rute war steif und prall. Warum hatte er sie nicht in ihren Schoß eingeführt? Er hatte wohl nicht mehr die Kraft dazu gehabt, war ja nicht einmal richtig wach gewesen. Sicherlich war ihm nicht bewußt gewesen, daß er sie, Daria, umarmt und liebkost hatte. Sonst wäre er bestimmt vor Schreck aus dem Bett gefallen.
    Als sie am nächsten Morgen erwachte, stand sie auf und betrachtete ihn lange Zeit. Sein Anblick allein erweckte wundersame Gefühle in ihr. Sie flüsterte: »Ich liebe dich, Roland«, und wiederholte es auf walisisch: »Rwy'n dy garu di.« Sie hatte es sich gestern von Romila übersetzen lassen, und die Alte wollte sich ausschütten vor Lachen. Rasch kleidete Daria sich an und verließ die Kammer.
    Sie wollte nach seinem Pferd sehen. Nördlich der Kathedrale von Wrexham führte eine lange, schmale Straße vorbei, an der ein niedriger Bau mit einem Schieferdach stand: der Mietstall. In der dritten Box stand Cantor. Der dürre Mann, der sie zu ihm führte, lag ihr damit in den Ohren, daß das Pferd Unmengen von Hafer verschlungen und ihn heftig in den Arm gebissen habe.
    Schließlich gab ihm Daria einige Münzen als Trinkgeld. Da strahlte er und kratzte sich aufgeregt unter den Armen.
    »Das ist ein feiner Gaul«, sagte er. »Stimmt es, daß dein Mann ein Freisasse ist?«
    Sie nickte. Also steckte auch dieser Kerl voller Argwohn. Aber sie hatte sich keine bessere Lüge ausdenken können, und jetzt blieb ihr gar nichts anderes übrig, als dabei zu bleiben.
    »Ja«, fuhr der Stallmann fort, »heute früh waren zwei Männer hier und haben wissen wollen, wem der schöne Gaul gehört. Ich habe ihnen gesagt, daß der Besitzer dein Mann ist, ein Freisasse.«
    Darias Magen verkrampfte sich schmerzhaft. Sie ahnte, wer die beiden Männer waren. Sie wußte es...
    »Es waren saeson, diese schmierigen Kerle.«
    Natürlich waren es Engländer. Es waren Männer des Grafen von Clare. In möglichst gleichgültigem Ton sagte sie: »Was meinst du, wann sie wiederkommen? Glaubst du, daß sie das Pferd kaufen wollen?«
    »Ja, sie wollen wiederkommen«, sagte er. Ein Glück, daß der Stallmann weder ihre Namen kannte noch

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