Die Stimme des Herrn.
»überragende Gelehrte« als Paranoiker und wurde in eine Anstalt für Geisteskranke eingeliefert. Damit war seine Geschichte leider noch nicht zu Ende. Bis in die zentrale Presse, in die großen Zeitungen drang das Echo von Laserowitz’ phantasmagorischem Kampf (er selbst türmte zweimal aus der Heilanstalt, beim zweitenmal auf radikale Weise, indem er sie durch das Fenster im achten Stock verließ) um die Anerkennung seiner Entdeckung, die – nach den hinterher veröffentlichten Versionen – so wahnwitzig und doch der Wahrheit so nahe war. Ich gestehe, daß es mich jedesmal kalt überläuft, sobald mir diese Episode aus der Vorgeschichte unseres Projekts wieder einfällt.
Wie sich leicht denken läßt, war die Flut immer blödsinnigerer Meldungen, die die Spalten der Presse füllten, nichts anderes als ein von den versierten Fachleuten des CIA inszeniertes Ablenkungsmanöver; denn die Sache zu bestreiten, sie zu dementieren, obendrein in den Spalten seriöser Blätter, würde geheißen haben, das Augenmerkund das Interesse erst recht auf sie zu lenken, und zwar auf die am wenigsten wünschenswerte Weise. Zu enthüllen, daß es sich um baren Unsinn handelte, das Körnchen Wahrheit unter einer Lawine von absurd klingenden Spinnereien zu begraben, die man dem »Professor« Laserowitz in den Mund legte, war hingegen ein über alle Maßen geschickter Schachzug, zumal man die Aktion in der Veröffentlichung einer lakonischen Notiz über den Selbstmord des Irren gipfeln lassen konnte, der beredt genug war, um allen Gerüchten endgültig den Garaus zu machen.
Das Schicksal dieses Fanatikers war wahrhaft niederschmetternd, und ich wollte es zuerst nicht wahrhaben, daß er wirklich wahnsinnig gewesen und jenen letzten Schritt aus dem Fenster in das acht Stockwerke tiefe Nichts getan haben sollte, aber Leute, denen ich wohl glauben muß, brachten mich dazu, die Dinge so zu sehen. Und dennoch trug unser gewaltiges Unternehmen von Anfang an das signum temporis auf der Stirn – das Zeichen einer Zeit, die wie vielleicht keine andere Widerwärtiges mit Erhabenem vermischt. Das Auf und Ab zufälliger Ereignisse hatte, noch ehe es uns jene große Chance in die Hände spielte, einen Mann wie einen Wurm zermalmt, der, wenn auch in Verblendung, so doch immerhin als erster an der Schwelle der Entdeckung gestanden hatte.
Wenn ich nicht irre, hatten ihn Rushs Abgesandte schon damals für geistesgestört gehalten, als er es ablehnte, eine größere Summe anzunehmen und als Gegenleistung von seinen Forderungen abzusehen. Demzufolge aber wären ich und er Bekenner desselben Glaubens gewesen, mit dem einzigen Unterschied, daß wir ihn in unterschiedlichen Ordensgemeinschaften praktizierten. Ohne jenen großen Strudel, von dem er erfaßt wurde, hätte Laserowitz vermutlich noch ungeschoren als ungefährlicher, der Sache der fliegenden Untertassen und dem ganzen übrigen Kram ergebener Narr ein glückliches Leben führen können, dennsolche Leute gibt es ja genug, aber das Bewußtsein, daß man ihm weggenommen hatte, was er für seinen heiligen Besitz hielt – die Entdeckung, die die Geschichte der Menschheit in zwei Teile spaltete –, zerstörte wie eine Explosion seine Widerstandskraft und stieß ihn in den Abgrund. Ich meine nicht, daß wir seiner nur voll Hohn gedenken sollten. Jede große Sache hat auch ihre lächerlichen oder jämmerlich trivialen Seiten, woraus durchaus nicht folgt, daß sie nicht untrennbar zu ihr dazugehörten. Lächerlichkeit ist übrigens ein relativer Begriff. Auch über mich hat man gelacht, wann immer ich, wie eben, über Laserowitz sprach.
Von den Akteuren des Prologs schnitt Swanson wahrscheinlich noch am besten ab, weil er sich mit Geld abspeisen ließ. Man beglich die Geldstrafe für ihn – ich weiß nicht, wer das tat, ob der CIA oder die Projektverwaltung –, und man brachte ihn durch eine erkleckliche Entschädigung für die moralischen Qualen, die er ausgestanden hatte, als er unschuldig des Betrugs angeklagt worden war, von seinem Vorhaben ab, Berufung einzulegen. Alles zu dem Zweck, damit das Projekt ungestört in der inzwischen endgültig beschlossenen Abgeschiedenheit anlaufen konnte.
IV
Sowohl die beschriebenen Geschehnisse, die sich im allgemeinen – obwohl nicht in allen Punkten – mit der offiziellen Version decken, als auch das ganze erste Jahr des Projekts gingen ohne meine Teilnahme vonstatten. Darüber, wieso man sich erst an mich wandte, als sich im Wissenschaftlichen Rat
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