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Die Strasse ohne Ende

Die Strasse ohne Ende

Titel: Die Strasse ohne Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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der Liebe.
    Morgen ist es endlich soweit. Ich werde wieder in die Wüste ziehen.
    Eine Gruppe Infanterie wird mich bis zu Fort III begleiten, von dort ziehe ich mit den Legionären weiter. Ich habe von Algier aus alle Unterstützung bekommen, man hat mir alles gegeben, was ich wollte. Man weiß, wieviel an meinen Plänen hängt. Anscheinend haben die Experten, die mich tagelang besuchten, ein großes Gutachten eingereicht. Ich werde heute zum letzten Mal in dem großen Bassin des Hotels schwimmen. Noch eine Nacht werde ich auf der Terrasse sitzen und mich von den weißgekleideten Arabern bedienen lassen.
    Morgen aber werde ich wieder auf einem Kamel sitzen.
    Ob ich diesen Dr. Handrick einmal treffe? Ich muß viel an ihn denken. An ihn und das unbekannte, schöne, deutsche Mädchen, das er liebt und das mich rettete. Vielleicht kreuzen sich unsere Wege einmal. Trotz der Weite des Landes, das dreimal größer ist als Deutschland, ist das kein großer Zufall, denn in den wenigen Städten und Oasen, die Mittelpunkt der Wüste sind, trifft sich alles.
    Was werde ich tun, wenn ich Amar Ben Belkacem wiedersehe?
    Er wird mich weitersuchen, er gibt nicht auf – so gut kenne ich ihn. Ich weiß wirklich nicht, was ich tun werde, wenn ich ihn sehe.
    Einmal wird und muß es zu einer Entscheidung kommen. Afrika hat aufgehört, ein Dornröschen zu sein. Es wird erwachen und blühen. Man kann den Lauf der Welt nicht zurückdrehen. Amar Ben Belkacem wird das nicht begreifen; er sieht nur sein Land und sein Volk, und er hat aus diesem Blickwinkel recht.
    Ich freue mich auf die Wüste.
    Nur eins möchte ich nach fünfzehn Jahren wieder einmal sehen, nur ganz kurz – es ist meine ganze Sehnsucht gewesen in diesen langen Jahren.
    Regen!
    Für eine Stunde klatschenden Regen würde ich nach Europa fahren! Aber das ist eine große Illusion, ein unerfüllbarer Wunsch.
    Ich weiß jetzt, daß ich nirgendwo hingehöre als in die Wüste.
    Die Wüste bei El Golea ist einsam. Hier ist sie Sand. Nur Sand. Sonst nichts.
    Kein Grasbüschel, kein Baum, nicht eine einzige Flechte. Auch wenn es einmal regnen sollte – der Sand wird naß und trocknet am nächsten Tag wieder zu einem goldgelben Pulver aus. Aber bei El Golea hat es seit drei Jahren nicht mehr geregnet.
    Wer El Golea, die einsame Oase südlich des großen Ghardaia, verläßt, ist der verlorenste Mensch der Erde. Er kann nach Süden oder Osten, nach Westen oder Norden ziehen – überall ist nur Sand, überall nur Glut, überall nur Einsamkeit, überall kein Wasser.
    Zwei, drei Tagereisen weit sind die Brunnen voneinander entfernt. Oft sind sie dreißig Meter tief, bedeckt mit einer dicken Sandschicht, die man freischaufeln muß. An ihren gemauerten Rändern liegen die Gerippe verdursteter Kamele und Esel. ›Die Straße des Durstes‹ nennen die Araber diesen Weg, die endlose Straße durch die Sahara, südlich von Ghardaia.
    An diesem Vormittag zog eine kleine Kamelkarawane langsam durch die brennende Sonne. Es waren nur sieben Reitkamele und zehn Lastkamele, auf deren Rücken die zusammengefalteten Zelte schaukelten, Wassersäcke und Jutebeutel mit getrocknetem Kamelmist, der in den Nächten das Material für die Feuer lieferte. Sie kam langsam voran, diese Karawane – müde waren die Tiere, abgemagert, zerschunden. Ihr Ziel waren die Ausläufer der ›Straße der Palmen‹ bei In Salah, der paradiesische Fleck einer großen fruchtbaren Oasengruppe, fast in der Mitte der riesigen Sahara.
    Seit Tagen war der Himmel fahlblau, stumpf. Er glänzte nicht mehr – es war, als liege er hinter einem Vorhang, hinter feinmaschiger Gaze, die nur ein blasses Blau durchließ.
    Der kleine, etwas dicke Araber, der an der Spitze der Karawane ritt, sah besorgt zum Himmel hinauf und schüttelte den Kopf. Dann blickte er zu einem der Kamele zurück, das auf seinem Höcker eine kleine, verhängte Sänfte trug, ein winziges Haus, das bei jedem Schritt hin- und herwippte. Es war ein großes, kräftiges Kamel – mit gesenktem Hals trottete es durch den Sand und hob kaum den Kopf, wenn es von einem schnelleren Reitkamel überholt wurde.
    In der Sänfte, auf einem kleinen Sitzblock, hockte Hilde Sievert und blickte durch die kleinen, in den Bezug eingelassenen Fenster auf die sandige Weite.
    Vieles und doch wenig war seit jener Nacht geschehen, in der der fremde Flüchtling den Wächter erstochen hatte. Als sie aus ihrer Ohnmacht erwachte, lag sie nicht mehr in ihrem Zimmer, sondern befand sich bereits in

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