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Die Stunde des Adlers (Thriller)

Die Stunde des Adlers (Thriller)

Titel: Die Stunde des Adlers (Thriller) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus A. Will
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hatten. Auch wenn ihn der technische Ablauf der Vorbereitungen gar nicht mehr so recht interessierte, musste sich von Hartenstein ja dennoch offiziell briefen lassen.
    Walther de Pasquale hatte das geldpolitische Szenario durchgerechnet – die Bundesbank würde die Zinsen wegen der anstehenden Rezession auf längere Sicht nahe null halten müssen, ohne die Märkte zu fluten, um einer späteren Inflation vorzubeugen. Christ berichtete, dass man der EZB am Montagmorgen eine Mitteilung machen würde, dass die Bundesrepublik Deutschland ein neues gesetzliches zusätzliches Zahlungsmittel haben würde. Deutschland träte dabei nicht aus, würde aber einfach nicht mehr richtig mitmachen.
    Ernst hatte erste Berechnungen vorgenommen, seit er den Umstellungskurs kannte. Für einen Euro gab es nicht 1,95 alte D-Mark, sondern nur 1,56 neue D-Mark, 20 Prozent weniger. Wie hoch der Kapitalbedarf der Banken und Unternehmen dann sein würde, sähe man erst nach den Wertberichtigungen. Über staatliche Renten konnte Ernst nur vermuten, dass sie um 20 Prozent gekürzt würden. „Und was private Lebensversicherungen angeht“, fügte er an, „können wir gar nichts sagen, weil nicht nur die Kürzung greift. Wir wissen nicht, was mit den ganzen Staatsanleihen aus den anderen Euroländern passieren wird, die in den Kapitalanlagen der Versicherer stecken.“
    Noch ernster als Kollege Ernst sah eigentlich nur der Zahlungsverkehr-Abteilungsleiter Klein aus. Denn er wusste nicht, wie er die parallelen deutschen Euro einsammeln und von anderen unterscheiden sollte, wenn man sie gegen – wie er sich ausdrückte – »unsere neue harte D-Mark eintauschen will«. Zwar hatten alle Länder eine Kennung auf den Scheinen, aber dieses gesamteuropäische Bargeld könnte zum Problem werden. Bis auf Klein hatte von Hartenstein bereits jetzt ein »machbar« von allen Abteilungsleitern. Und Klein würde noch ein paar Tage brauchen, schien sich aber auf die alte neue Mark zu freuen.
    »Warum seid ihr eigentlich plötzlich alle dafür?« Von Hartenstein konnte einfach nicht begreifen, dass diese Experten anders reagierten als ihre jeweiligen Vorstände. »Warum wollt ihr die D-Mark zurück? Seid ihr verrückt? Bei aller Machbarkeit, ihr kennt doch die Gegenargumente.« So weit war es jetzt bereits, dass die Argumente für den Euro zu Gegenargumenten wurden.
    »Vielleicht stimmen die Argumente doch.« Klein schien sich nicht beeindrucken zu lassen.
    »Ich weiß, dass es schwierig ist, dagegen zu sein. Ich bin auch nicht wirklich zum Helden geboren, aber müssen wir nicht mehr gegen den Unsinn machen?«
    »Ich sorge mich um die Zukunft meiner Kinder.« Eva-Maria Christ schien als Einzige mutig genug zu sein, um von Hartenstein wenigstens zu antworten.
    »Eva, Sie wissen, dass genau das die Zukunft nicht sichert.« Die beiden kannten sich aus der internationalen Abteilung und sprachen sich deshalb mit diesem Hamburger Du an: Vorname und Sie.
    »Das weiß ich. Aber Zukunft ist auch in der Gegenwart.«
    »Was soll das denn heißen?« Von Hartenstein sprang auf.
    »Heute geht es um die Zukunft meiner Kinder.«
    »Ich verstehe Sie nicht. Sind nicht unser aller Kinder gemeint?«
    »Ich musste mich entscheiden wie die anderen auch. Unter Druck, Hanns-Hermann.«
    »Unter Druck?« Reflexartig schoss von Hartenstein herum. »Ihr seid unter Druck gesetzt worden. Das ist es.« Er schlug sich vor die Stirn, schaute in die Runde der betretenen Gesichter. »Dann ist das doch alles hinfällig, Leute.«
    Langsam stand Dietmar Klein auf, klappte seine Mappe dabei zu: »Ich bin nicht unter Druck gesetzt worden, und ich muss jetzt meine Arbeit für unser Land machen. Ich habe nur Zeitdruck, damit alles läuft, wenn die Laster rollen sollen.«
    Als wäre das ein Zeichen für den Aufbruch gewesen, standen auch die anderen drei auf. An der Türe drehte sich Eva-Maria Christ noch einmal um: »Vielleicht ist es ja doch besser so, mit der D-Mark, Hanns-Hermann. Die DMP hat schließlich gewonnen und will nur ihre Sache durchziehen. Dafür ist ihnen jedes Mittel recht. Das sollten auch Sie verstehen. Es tut mir leid.« Mit gesenktem Kopf verließ sie den Raum.
    23.00 Uhr
    Fast hätte man meinen können, Anna-Maria Kuhn wäre im Training für einen Marathon. Schon wieder lief sie die knapp zehn Kilometer lange Strecke durch den Tierpark. Die Deutsche Telekom hatte vor Ewigkeiten hier einen Magenta-Parcours abstecken lassen. Der war bei vielen Läufern beliebt, aber natürlich

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