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Die Stunde des Jägers - EXOCET

Die Stunde des Jägers - EXOCET

Titel: Die Stunde des Jägers - EXOCET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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versehen, und es schienen dauernd drei bewaffnete Wärter Dienst zu haben.

      Durch die Eisengitter vorm Fenster schaute Villiers hinaus aufs Flugfeld. Es war längst nicht so groß, wie er erwartet hatte: drei vorfabrizierte Hangars, eine einzige geteerte Startbahn. Die fünf MIG 23 standen Flügelspitze an Flügelspitze vor den Hangars aufgereiht da und sahen in der Dämmerung aus wie sonderbare Urweltgeschöpfe, reglos, brütend. Etwas weiter weg standen zwei Mi-8-Hubschrauber, Truppentransporter, und Lkw und Fahrzeuge aller Typen.
      »Sicherheitsvorkehrungen scheint es so gut wie keine zu geben«, murmelte er.

      Neben ihm nickte Lewin. »Werden auch kaum gebraucht. Immerhin befinden sie sich auf Freundesterritorium, ganz von offener Wüste umgeben. Ein solches Ziel könnten selbst ihre SAS-Leute nur unter Schwierigkeiten knacken.«
      Hinter ihnen rasselten die Riegel an der Tür. Sie ging auf, und ein junger Unteroffizier trat ein, gefolgt von einem Araber mit einem Eimer und zwei Emailleschüsseln. »Kaffee«, verkündete der Unteroffizier.
    »Wann bekommen wir etwas zu essen?« fragte Villiers.
    »Um neun.«

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      Er winkte den Araber hinaus und schloß die Tür. Der Kaffee war überraschend gut und sehr heiß. »Man setzt also arabisches Personal ein?« merkte Villiers an.

      »Nur in den Küchen, zum Reinigungsdienst und ähnlichem. Es wird aber nicht von den Wüstenstämmen rekrutiert, sondern aus Häuf gebracht, glaube ich.«
    »Und was wird jetzt aus uns?«
      »Nun, morgen ist Donnerstag, da kommt ein Versorgungsflug. Die Maschine wird uns vermutlich mit nach Aden nehmen.«

    »Nächste Station Moskau?«
      Darauf kam natürlich keine Antwort, ebensowenig, wie es eine Antwort auf Betonwände, Stahltüren und Gitterstäbe gab. Villiers legte sich auf das eine Bett, Lewin auf das andere.
      »Mein Leben war eine permanente Enttäuschung«, sagte der alte Russe. »Als ich England besuchte, zeigte man mir auch Oxford.« Er seufzte. »Seither war es mein Traum, eines Tages dorthin zurückzukehren.«

    »Ja, Oxfords traumhafte Türme«, bemerkte Villiers.
    »Eine erstaunliche Stadt.«

    »Sie kennen sie also?«
      »Meine Frau studierte dort, am St. Hugh’s College, das sie nach der Sorbonne besuchte. Sie ist Halbfranzösin.«

      Lewin stützte sich auf einen Ellbogen. »Das überrascht mich. Verzeihen Sie die Bemerkung, aber Sie kommen mir nicht wie ein verheirateter Mann vor.«
      »Bin ich auch nicht«, gab Villiers zurück. »Nicht mehr. Wir haben uns vor ein paar Monaten scheiden lassen.«

    »Tut mir leid für Sie.«
      »Nicht nötig. Wie Sie sagten, ist das Leben eine permanente Enttäuschung. Jeder hat andere Erwartungen, das ist der Haken bei uns Menschen, besonders zwischen Mann und Frau. Die

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    Feministinnen mögen sagen, was sie wollen, aber es besteht halt doch ein Unterschied.«
    »Ich glaube, Sie lieben sie immer noch.«

      »Oh, sicher«, entgegnete Villiers. »Lieben ist einfach. Nur das Zusammenleben ist so verdammt schwer.«

    »Woran hat es dann gelegen?«
      »Ganz einfach: an meinem Beruf. Borneo, Oman, Irland; ich war sogar in Vietnam, wo wir eindeutig nichts zu suchen hatten. Wie sie mir einmal sagte: wirklich gut bin ich nur auf einem Gebiet, dem Töten von Menschen nämlich, und dann kam ein Zeitpunkt, da hat sie das nicht mehr ausgehalten.«
      Lewin legte sich wortlos zurück, und Villiers starrte mit den Händen unterm Kopf an die Decke und gab sich Gedanken hin, die sich nicht vertreiben ließen, als die Nacht hereinbrach.
      Er wurde mit einem Schlag wach, hörte Schritte im Korridor, Stimmengemurmel. Die Deckenbeleuchtung mußte eingeschaltet worden sein, als er schlief. Er warf einen raschen Blick auf die Rolex, die man ihm gelassen hatte, und merkte, wie sich Lewin auf dem anderen Bett zu rühren begann.
    »Was geht vor?« fragte der alte Russe.

      Villiers stand auf und ging ans Fenster. Ein Halbmond stand am sternklaren Himmel, und die Wüste war leuc htend, von harter Schönheit, die MIG 23 wie schwarze Scherenschnitte. Mein Gott, dachte er, irgendwie muß es zu schaffen sein. Er drehte sich um, sein Magen kramp fte sich zusammen.

      »Was geht vor?« flüsterte Lewin, als der erste Riegel zurückgezogen wurde.
      »Ich habe mir nur gedacht«, sagte Villiers, »daß ein Fluchtversuch, selbst wenn er eine Kugel in den Rücken bedeutet, Moskau und der Lubjanka eindeutig vorzuziehen wäre.«

      Die Tür wurde

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