Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stunde des Jägers - EXOCET

Die Stunde des Jägers - EXOCET

Titel: Die Stunde des Jägers - EXOCET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
Krachen und Splittern durchs Gehölz kam und stehenblieb.

    »Was gibt’s, Kleine?« schrie Finlay.
      »Murray hat die Polizei geholt. Schnell, einsteigen!« rief sie Cussane zu.

      Er erhob keine Einwände, sondern schwang sich auf den Be ifahrersitz, und sie fuhr mit dem Jeep einen Kreis, mähte die Bäume nieder. Murray kam auf sie zugehumpelt, neben ihm der Constable, und die beiden Männer hechteten aus dem Weg. Der Jeep brach aus der Schonung, holperte über das unebene Gelände am Lager vorbei und erreichte die Straße.
      Sie hielt an. »Whitechapel finde ich keine gute Idee. Wird da nicht die Straße gesperrt?«
    »Es wird jede verdammte Straße gesperrt«, sagte er.
    »Wo fahren wir dann hin?«

    »Wir?« fragte Cussane.
      »Keine Einwände, Mr. Cussane. Wenn ich zurückbleibe, verhaften sie mich, weil ich Ihnen geholfen habe.«
      Sie reichte ihm die Zeitung, die sie von Donal bekommen hatte. Er betrachtete sein Bild und las rasch die wichtigsten Punkte. Dann lächelte er resigniert. Jemand war ihm rascher auf die Spur gekommen, als er es sich je hätte träumen lassen.

    »Wohin also?« fragte sie ungeduldig.
    Nun traf er seinen Entschluß. »Biege links ab und fahre wei
ter bergauf. Wir wollen versuchen, einen Bauernhof bei einem
231
    Dorf hinter diesem Berg zu erreichen, das Larwick heißt. Wie ich höre, kommen diese Jeeps überall durch. Wer braucht da schon Straßen? Kannst du mit diesem Ding umgehen?«

    »Aufgepaßt!« rief sie und fuhr los.

    13

      Das Tal war zum größten Teil Staatsforst. Sie bogen von der Straße ab und folgten einem Waldweg durch Föhren, gelangten entlang eines vom Regen angeschwollenen Baches höher und höher. Endlich kamen sie am oberen Ende des Tales ins Freie auf ein kleines Hochplateau.
      Er berührte sie am Arm. »Das reicht«, rief er laut, um den Motorenlärm zu übertönen.
      Sie bremste und stellte den Motor ab. Zu beiden Seiten zog sich Hügellandschaft hin, das sich in Dunst und dichtem Regen verlor. Er holte die Wanderkarte heraus und stieg aus, um das Gelände auszukundschaften. Die Karte war neu und entsprechend genau, Larwick fand er mit Leichtigkeit. Laut Danny Malone lag der Hof der Mungos im Glendhu, zwei Meilen außerhalb des Dorfes. »Schwarzes Tal« bedeutete das auf gälisch, und es war nur ein Gehöft eingezeichnet.
      Das mußte der Ort sein. Er verglich einige Minuten lang die Landschaft unter sich mit der Karte und ging dann zurück zum Jeep.
      Morag schaute von der Zeitung auf. »Stimmt das alles wirklich – daß Sie etwas mit der IRA zu tun haben?«
    Er stieg ein ins Trockene. »Was meinst du?«

      »Hier steht, daß Sie sich oft als Priester ausgeben. Soll das heißen, daß Sie keiner sind?«
      Eine berechtigte Frage, über die er lächeln mußte. »Du weißt ja, was die Leute sagen: wenn’s in der Zeitung steht, muß

    232
    schon was dran sein. Nun, fühlst du dich in Gesellschaft eines zum Äußersten entschlossenen Terroristen unbehaglich?«
      Sie schüttelte den Kopf. »Sie haben Donal ungebeten aus dem Bach gerettet. Und mir geholfen – mich vor Murray bewahrt.« Sie faltete die Zeitung zusammen und warf sie nach hinten in den Jeep, zog dabei verwirrt die Stirn kraus. »Da sehe ich den Mann in der Zeitung, und hier habe ich Sie vor mir. Zwei ganz verschiedene Menschen.«

      »Die meisten von uns haben mindestens drei Persönlichkeiten«, sagte er. »Es gibt die Person, für die ich mich halte, und die Person, für die du mich hältst.«
      »Bleibt nur diejenige, die Sie wirklich sind«, warf sie ein. »Stimmt, aber manche Menschen können nur überleben, in dem sie sich fortwährend anpassen. Sie entwickeln mehrere Persönlichkeiten, aber wenn das funktionieren soll, müssen sie die entsprechende Rolle auch leben.«
    »Wie ein Schauspieler?«
      »Genau. Und wie ein guter Schauspieler müssen sie ganz in die Rolle schlüpfen, die sie zu einem bestimmten Zeitpunkt spielen.«

      Sie lehnte sich in den Sitz zurück, ihm halb zugewandt, hatte die Arme verschränkt und lauschte aufmerksam, und in diesem Moment ging ihm auf, daß sie trotz ihrer Herkunft und kümmerlichen Schulbildung offensichtlich hochintelligent war.
      »Ah, ich verstehe«, sagte sie. »Wenn Sie sich als Priester ausgeben, verwandeln Sie sich tatsächlich in einen Geistlichen.«
      Ihre Direktheit war beunruhigend. »Ja, so ungefähr.« Sie blieben eine Zeitlang schweigend sitzen, bis er leise sagte: »Du hast mir da

Weitere Kostenlose Bücher