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Die Stunde des Spielers

Die Stunde des Spielers

Titel: Die Stunde des Spielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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verwandelt. Ich konnte mich noch daran erinnern, wie es losgegangen war und ich die Kontrolle verloren hatte. Irgendwie hatte ich den Hagel der Silberkugeln überlebt, und Grant hatte mich von dort weggeschafft. Und war selbst unversehrt geblieben, wie ich hoffte.
    Beinahe konnte ich mir zusammenreimen, was passiert war. Ich hatte die Bilder, die Gerüche, die verschwommenen Erinnerungen meines halb verwandelten Bewusstseins. Doch das Warum fehlte mir. Ich hatte den Tempel gesehen, die babylonischen Symbole, erinnerte mich an Balthasars Worte über die alten Götter, das Opfer, dass sie jemanden brauchten, der halb Mensch, halb Tier war. Beinahe ergab es Sinn. Es war ein starkes Ritual.
    Dann war ich ... was ... in letzter Minute gerettet worden? Von den Kopfgeldjägern und dem geheimnisvollen Magier? Wie ...
    Meine Hände waren wund gerieben, von einem leuchtend roten Ausschlag überzogen und voller Splitter. Die untere Hälfte der Tür war von Krallen zerkratzt. Doch es war eine robuste Tür, und die Wölfin hatte nicht entkommen können. Es überraschte mich, dass ich mich in meiner Panik nicht verletzt hatte.
    An die Panik konnte ich mich noch erinnern.
    Ich holte eine Decke vom Sofa, wickelte mich darin ein und setzte mich zitternd.
    Als die Tür aufging, schlang ich die Decke fester um mich und zog darunter die Beine an.
    Grant steckte den Kopf herein. »Geht es Ihnen gut?«
    Ich atmete seufzend aus und nickte. »Wenn man >gut< als >nicht tot< definiert.«
    »In der Regel etwas Positives.« Er schenkte mir ein schmallippiges Lächeln.
    In der Regel? Wann war es denn etwas Negatives , »nicht! tot« zu sein? Nach allem, was ich mit angesehen hatte, war ich klug genug, eine solche Frage gar nicht erst zu stellen. »Ich kann mich an nicht viel erinnern. Wie haben Sie mich von dort wegbekommen? Ohne dass ich jemanden verletzt habe? Jedenfalls gehe ich einmal davon aus, dass ich niemanden verletzt habe.« Meine Stimme klang leicht verzweifelt. Mich in einer Menschenmenge zu verwandeln war einer meiner absoluten Alpträume. Grant sah nicht aus, als habe er Kratzer oder Bisswunden.
    »Haben Sie nicht. Ich habe es geschafft, Sie hier einzusperren. Alles hat funktioniert.«
    »Aber ... das hier ist eine Meile weit weg. Wie ...«
    Er hob eine Augenbraue und bedachte mich mit einem Blick, der zu besagen schien, dass ich eine törichte Frage stellte. Na dann.
    »Ihre Kleidung ist auf dem Stuhl. Das Oberteil ist zerrissen, aber Sie können Ersatz von mir haben.« Er deutete auf den Stuhl vor dem Tisch und den Spiegeln. »Und ihr Telefon hat des Öfteren geläutet.«
    Ich stolperte vom Sofa und stürzte, die Decke um mich geschlungen, auf den Kleiderstapel zu. Die Sachen waren ordentlich gefaltet; als hätte ich etwas anderes von Odysseus Grant erwartet. Mein Handy befand sich in der Tasche meiner Jeans. Das Display zeigte vier verpasste Anrufe von Gladden in den letzten beiden Stunden an. Das Herz schlug mir bis zum Hals, als ich ihn zurückrief. Er ging beim ersten Läuten an den Apparat.
    »Detective Gladden? Hier spricht Kitty Norville.«
    »Endlich«, sagte er. »Ich hatte gedacht, dass Sie neben dem Telefon warten würden.«
    »Habe ich auch. Dann muss ich wohl eingeschlafen sein. Ich bin total fertig.« Und nichts davon war wirklich gelogen.
    »Ich habe Ihre Nachricht erhalten, aber ich glaube, Sie müssen der falschen Fährte gefolgt sein, denn vor zwei Stunden bekamen wir einen anonymen Hinweis und haben Fabers Operationsbasis gefunden. Von dort aus hat er zweifellos Pokerbetrügereien betrieben, ganz zu schweigen von ein paar privaten Partien mit hohem Einsatz. Viel brauchbares Zeug für die Glücksspielaufsichtsbehörde.«
    »Und was ist mit Ben? Haben Sie Ben gefunden?«
    Sein Seufzen verriet mir alles, was ich wissen musste. »Nein. Ich muss Ihnen gegenüber aufrichtig sein, Ms Norville. Es sieht aus, als habe es einen Kampf gegeben. Ein paar Schüsse sind gefallen, und dort ist Blut. Die Spurensuche testet es gerade, und sobald wir eine Kopie von Mr O’Farrells Krankenakten haben, werden wir die Ergebnisse vergleichen, in der Zwischenzeit sucht die Polizei weiter.« Nach einer Leiche.
    Schüsse. Das hatte nichts zu bedeuten. Ben war ein Werwolf, beinahe unverwundbar. Normale Patronen würden ihn ein wenig bluten lassen, sicher, aber das war’s im Grunde auch schon. Ihm ging es sicher gut, das musste es einfach. Aber wo steckte er?
    »Können Sie denn sonst nichts tun?«, fragte ich.
    »Wir tun alles, was wir

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