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Die Stunde des Spielers

Die Stunde des Spielers

Titel: Die Stunde des Spielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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für Reichtum und Dekadenz. Und all das konnte dir gehören, mit ein bisschen Glück.
    Auf dem Weg zum Restaurant kamen wir an einer Casinobar vorbei, wo uns eine Frau ansprach. Genauer gesagt mich, denn sie eilte ganz klar direkt auf mich zu, nachdem sie mich aus der Ferne gesehen hatte. Ursprünglich hatte sie an einem Sims gelehnt und den beiden Männern, mit denen sie sich unterhalten hatte, Einblicke in ihr tief ausgeschnittenes Kleid gewährt. Doch sobald sie mich erblickte, ließ sie die beiden einfach stehen.
    Sie war ein Vampir. Es lag nicht nur an ihrer blassen Haut, während jede andere modebewusste Frau einen bronzefarbenen Teint aufwies. Sie roch kalt und untot. Ich konnte einen Vampir durch ein ganzes Zimmer riechen, und sie war einer.
    »Wenn man vom Teufel spricht«, murmelte Ben mit einem nervösen Unterton. Seine Hand schloss sich um meine.
    Ich fühlte mich unvermittelt in die Enge getrieben und machte mich auf ihr Herannahen gefasst, während ich mich nach einem Fluchtweg umsah. Mittlerweile war ich das ständige Panikgefühl längst leid. Zumindest konnten wir in den Casinobereich stürmen. Niemand würde etwas inmitten einer Menschenmenge und unter den Augen von einer Million Überwachungskameras unternehmen, oder? Durch Bens Hand konnte ich spüren, dass er sich anspannte. Wahrscheinlich dachte er das Gleiche wie ich.
    Dann sagte sie: »Oh mein Gott, sind Sie wirklich Kitty Norville?« Sie bedachte Ben mit einem raschen, verlegenen Bück, doch ihre ganze Aufmerksamkeit galt mir.
    Moment mal. Die Frau strahlte, ein unerschrockenes Lächeln hellte sämtliche Gesichtszüge auf. Sie hatte mich wiedererkannt, und sie war ein Fan. Schließlich gehörten auch Vampire zu meinem Publikum.
    Grinsend ließ Ben meine Hand los.
    »Ähm, ja«, sagte ich. »Das ist ziemlich gut, mich so quer durch den Raum zu bemerken.«
    »Ich bin ja so ein großer Fan Ihrer Sendung! Ich habe gewusst, dass Sie in Vegas sind, aber ich hätte nicht gedacht, dass ich Sie tatsächlich wie einen normalen Menschen durch die Lobby spazieren sehen würde. Sind Sie hier abgestiegen? Ich werde mir die Show morgen auf jeden Fall ansehen. Ich kann es kaum erwarten.«
    Sie stand kurz davor, einen Luftsprung zu machen. Noch nie zuvor hatte ich gesehen, wie ein Vampir sich derart für etwas begeisterte. Die meisten legten eine arrogante, desinteressierte Haltung an den Tag. Wahrscheinlich war sie noch nicht lange Vampir.
    Ich musste lächeln. Es war wirklich schmeichelhaft. Im ersten Jahr meiner Sendung hatte niemand gewusst, wie ich aussah. Ich war immer noch dabei, mich an die Sache mit der Publicity und dem allgemeinen Promistatus zu gewöhnen. »Vielen Dank. Ich weiß die Unterstützung wirklich zu schätzen. Wie heißen Sie?«
    »Lisa«, sagte sie und streckte mir die Hand entgegen, schüttelte sie. Sie war kalt.
    »Schön, Ihre Bekanntschaft zu machen. Es wird mir guttun, während der Sendung morgen ein vertrautes Gesicht zu sehen.«
    »Oh, das ist ja so cool! Ich bringe jeden mit, den ich kenne.«
    Ach, sie war hinreißend. Ich erwiderte ihr strahlendes Lächeln. »Lisa, es tut mir leid, wir haben einen Tisch reserviert und sollten uns wirklich auf den Weg machen.«
    »Oh, natürlich, ich wollte euch nicht aufhalten. Amüsiert euch gut, ja?« Wir verabschiedeten uns, und sie kehrte zu ihrer Beute zurück.
    »Das war irgendwie surreal«, sagte Ben. Er grinste immer noch.
    »Siehst du«, sagte ich. »Ein Vampir, aber nicht unheimlich. Sylvia, die sich vor der Waffenausstellung an mich heranschleicht? Das war gruselig.«
    Er lachte nur vor sich hin.
    Wie sich herausstellte, bekam man im Napoli Steakhouse ein ausgezeichnetes englisch gebratenes Steak mit einem fantastischen Cabernet und zum Abschluss eine Schokoladen-Himbeer-Torte als Dessert. Mit belustigter Miene sah Ben mir zu, wie ich mir dieses orgiastische Mahl einverleibte. »Weißt du, warum ich dich in Wirklichkeit heiraten will? Du bist so einfach glücklich zu machen.«
    »Meine Bedürfnisse sind eben unkompliziert«, sagte ich und leckte noch den letzten Schokoladenkrümel von meiner Gabel.
    »Bedeutet das also, dass es an der Zeit ist, sich auf den Rückweg zu unserem Hotelzimmer zu machen und sich um ein paar andere unkomplizierte Bedürfnisse zu kümmern? Ganz zu schweigen davon, dass wir dann all diesen
    Leuten hier entkämen.« Er warf einen vielsagenden Blick zur Tür. Selbst inmitten des ganzen Fleisches und der Schokolade konnte ich die Hormone riechen und wusste,

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