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Die Stunde des Spielers

Die Stunde des Spielers

Titel: Die Stunde des Spielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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Radio niemals funktioniert.
    »Machen wir weiter. Ich würde mir niemals träumen lassen, eine Sendung in Vegas zu moderieren, ohne euch meinen nächsten Gast vorzustellen, der einem ausgezeichneten und edlen Menschenschlag angehört. Begrüßt bitte ganz herzlich Arty Gruberson. Arty?«
    Arty Gruberson, Elvis-Imitator, prächtig anzusehen in einem mit Strass besetzten Polyesterhosenanzug mit Schlag, kam von rechts hinter dem Vorhang auf die Bühne gelaufen. Er hatte die Koteletten, er hatte das spöttische Lächeln. Dann ließ er sich neben mir in dem Gästestuhl nieder, der mit einem eigenen Mikrofon ausgerüstet war. Ich hatte immer noch mein Radiopublikum - es würde alles hören.
    »Arty, sag mal: Wieso glaubst du, dass du die Reinkarnation des King bist?«
    »Tja, weißt du, es ist bloß eine Frage des Schicksals. Und der Mathematik. Und ein wenig Astronomie. Und ein bisschen grundlegende Meteorologie.« Das Äußere kam ziemlich gut hin, doch er hatte eine unerwartet hohe Stimme. Vielleicht eher wie Barry Manilow.
    »Inwiefern?«
    »Tja, zuerst einmal hatte ich so ein Gefühl, als ich aufwuchs. Wenn ich mir die Musik des King anhörte, überkam mich etwas. Es war mehr, als die Songs zu mögen oder ein Fan zu sein. Es ist, als hätten sie mich wissen lassen, wer ich war, weißt du, was ich meine? Also habe ich Nachforschungen angestellt. Ich habe ein paar Dinge herausgefunden. Sieh mal, ich bin direkt in Memphis auf die Welt gekommen, bloß eine Stunde, nachdem der King selbst starb. Das Krankenhaus, in dem ich geboren wurde, befindet sich sechzehn Meilen von Graceland entfernt, wo der King seine sterbliche Hülle zurückgelassen hat.« Er skizzierte eine Landkarte in die Luft. Ich nickte ermutigend. Er lieferte eine verwickelte Erklärung inklusive dem Standort von Gebäuden, dem Luftdruck, der Windrichtung und dem Winkel, in dem die Sonnenstrahlen einfielen. »Wenn man daran glaubt - und das tue ich ganz gewiss -, dass die Seele aus purer Energie besteht, und wenn man dann die Zeit berechnet, die eine Seele bräuchte, um mit Lichtgeschwindigkeit von Graceland in den Himmel zu gelangen, der sich aufgrund meiner Berechnungen irgendwo in der Nähe des Asteroidengürtels befindet« - hä? - »und wieder zurück zu diesem bestimmten Krankenhaus, erhält man genau die Zeitspanne zwischen dem Tod des King und meiner Geburt.«
    Na ja, irgendwie ergab es beinahe Sinn. »Das ist... beindruckend. Glaube ich jedenfalls. Du hast dir zweifellos viel Mühe gegeben, um ... ähm ... dich zu legitimieren.«
    »Allerdings. Und ich habe ein Buch geschrieben, in dem alle Einzelheiten stehen, und das ich bei meiner Show verkaufe - Freitag- und Samstagabend im Hideaway , in der Downtown an der Fremont Street.«
    »Noch eine Frage: Warum du? Es muss noch andere Babys gegeben haben, die in dem Krankenhaus an dem Tag zur Welt gekommen sind. Warum hat der King dich ausgewählt?«
    »Ich glaube, er wusste, dass ich’s drauf habe. Er fand ein williges Gefäß in meinem kleinen Babykörper.« Selbstzufrieden setzte er sich zurück.
    »Und das ist die Sache mit dem Schicksal?«
    »Darauf kannst du wetten.«
    »Kommen dir jemals Zweifel?«
    Gläubige reagierten immer auf genau die gleiche Art auf diese Frage. Arty sagte: »Was meinst du damit?«
    »Ob das hier wirklich der rechte Lebensweg für dich ist. Du hast dein ganzes Leben damit verbracht, jemand anders zu werden. Das muss doch ... komisch sein.«
    »Ich widme mich der Aufgabe, die Erinnerung an ihn lebendig zu erhalten«, erklärte er.
    Ich wusste nicht recht, wie ich das Folgende formulieren sollte.  »Meinst du, als wiedergeborener Elvis Presley
    wärst du glücklicher, ich weiß ja auch nicht, wenn du an etwas Neuem arbeiten würdest? Eine neue Musikkarriere starten?«
    »Du meinst, die letzte ist noch zu toppen?«
    Da hatte er nicht ganz unrecht.
    »Arty, würdest du uns einen Song vorsingen? Was haltet ihr davon?« Die Frage war an das Publikum gerichtet, das ihn brüllend anfeuerte. Das klang bestimmt cool im Radio. Natürlich hatten wir es im Vorhinein geplant; wir hatten ein Mikro für ihn aufgestellt und hielten Musik bereit, die jederzeit eingespielt werden konnte.
    Arty trottete zum Performancebereich, den wir am Rand der Bühne ausgespart hatten. Er hatte es wirklich drauf - ja, er war ein ziemlich guter Elvis-Imitator. Er packte das Mikro und sagte: »Kitty, das hier ist nur für dich.«
    Der Mistkerl sang »Hound Dog«. Und die Menge flippte aus.
    Ein wenig machte

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