Die Stunde des Spielers
Ablenkung, dann wäre alles in Ordnung. Als wüsste er das, rieb er die Nase an meinem Nacken, vergrub sein Gesicht in meinen Haaren, bewegte sich langsam, sanft. Ein Kribbeln überlief meinen Körper, und ich errötete. Seine Berührungen fühlten sich elektrisierend an.
»Du riechst besorgt«, murmelte er.
»Das merkst du?«
»Ja, klar.« Er küsste mich, diesmal fester, mit geöffnetem Mund, und ich schmolz noch ein Stück weiter dahin. »Hat es mit der Hochzeit zu tun?«
Zu meinem Verdruss wurde mir bewusst, dass ich überhaupt nicht an die Hochzeit gedacht hatte. Eigentlich hätte ich das tun sollen. »Nein, ich freue mich darauf«, sagte ich. »Das ist es nicht. Ich habe das Gefühl, beobachtet zu werden. Verfolgt.«
Selbst jetzt?« Er rückte näher, schmiegte sich an mich, schlang einen Arm um mich, und seine Hand kam meinen Oberkörper emporgekrochen, um nach meiner Brust zu greifen. Ich kuschelte mich fest in seine Arme.
»Im Fernsehen habe ich einmal etwas über die Sicherheitsvorkehrungen in Casinos gesehen. Sie haben überall Kameras. Man sieht noch nicht einmal, wo sie alle sind. Leute sitzen in diesen dunklen Zimmern und sehen sich den ganzen Tag über das Material an, jeden Tag.«
»In den Hotelzimmern gibt es keine Kameras.« Seine Bewegungen wurden energischer, seine Erektion an meinem Rücken deutlich fühlbar.
»Ich mache mir um Leute Sorgen, die keine Kameras brauchen. Wie die Lykanthropen aus Balthasars Show. Und Odysseus Grant - wie er aus dem Nichts hervorzuspringen schien. Ganz zu schweigen von deinen ganzen Kumpeln vom Silberkugelkongress ... oh ...« Ich stöhnte auf, denn er fuhr mein Ohr mit seiner Zunge nach und drehte mich auf den Rücken.
Jetzt ragte er über mir empor, grau und schattenhaft in der Dunkelheit, die Haare vom Schlaf zerzaust, doch in seinen Augen glitzerte etwas. Er roch warm und wild, ein würziger Erdgeruch, den nur er hatte. Am liebsten hätte ich meine Finger in ihm vergraben und ihn ganz dicht an mich gezogen, ohne jemals loszulassen.
»Kitty«, sagte er. »Hör auf, dir Sorgen zu machen.«
»Okay.«
Ich zog seinen Kopf zu mir heran, und er küsste mich, bis ich alles andere vergaß.
Am nächsten Morgen fühlte ich mich besser als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt an dem Wochenende - entspannt, erfrischt, bereit für den Tag. Ben hingegen ging mit nachdenklicher Miene vor dem Fenster auf und ab.
»Alles in Ordnung?«, fragte ich, während ich ihm vom Bett aus zusah.
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Sache durchziehen kann.«
Verwirrt blinzelte ich und gab mir Mühe, nicht aufzuheulen. »Moment mal. Die Hochzeit? Jetzt kriegst du kalte Füße?«
»Nein, nicht die Hochzeit«, sagte er mit gerunzelter Stirn. »Das Pokerturnier.«
»Ach, das.« Sein Stirnrunzeln verwandelte sich in eine finstere Miene, und ich sagte: »Aber dieses Turnier, das ist eine große Sache, stimmt’s? Wenn du es nicht versuchst, wirst du dich immer fragen, was gewesen wäre.« Ha, ich konnte sehr wohl eine hilfreiche Freundin sein!
»Ich weiß nicht. Sollte ich dann so nervös sein? Ich habe Schmetterlinge im Bauch. Nein - es ist, als würden Krallen an der Innenseite meiner Haut kratzen. Wieso lächelst du?«
»Genau so habe ich mich gestern vor meiner Sendung gefühlt.«
Ben blieb stehen und stieß einen Seufzer aus, ließ nervöse Energie entweichen. Gestern hatte ich im Scheinwerferlicht gestanden - irgendwie fand ich es cool, dass Ben heute auch ein bisschen von dem Scheinwerferlicht abbekam. Ausgerechnet beim Pokern. »Wenn Werwolfsuperkräfte auch nur das Geringste bewirken können«, sagte ich, »finde ich, dass du es versuchen solltest. Es wäre schön, wenn es auch etwas Gutes mit sich brächte, dass du dich mit Lykanthropie infiziert hast.«
»Abgesehen davon, dass ich jetzt mit dir zusammen bin, meinst du?« Er lächelte schief.
Ich grinste blöde. »Ooooh!«
»Du hast recht, es sind bloß die Nerven.«
»Möchtest du, dass ich mitkomme und dich anfeuere? Ich könnte sogar ein paar Pompoms auftreiben.« Ich rümpfte die Nase. »Darf bei Pokerturnieren angefeuert werden?«
»Das brauchst du nicht. Es ist bestimmt langweilig, ein paar besessenen Leuten beim Kartenspielen zuzusehen.«
»Du bist gestern für mich dagewesen.«
»Kitty, es ist schon in Ordnung. Du willst seit Wochen am Pool sitzen. Das ist die Gelegenheit. Außerdem sollte ich die Braut eigentlich nicht vor der Zeremonie zu Gesicht bekommen, oder?«
Ich grinste. »Wenn du so traditionell
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