Die Stunde des Spielers
anklagend.
Ich überlegte mir, ob ich lügen sollte. Das würde mir wohl auch keine Punkte bei ihr einbringen. Zwar war ich mir nicht sicher, ob sie eine Erklärung abwarten würde, aber ich sagte es trotzdem, eiskalt: »Ja.«
Ben starrte wütend vor sich hin. »Cormac hat denjenigen getötet, der mich erwischt hat. Dann hat er mich zu ihr gebracht. Sie hat mir geholfen. Hat mir das Leben gerettet.« Wir tauschten einen Blick aus. Seiner war nackt, während er noch einmal die Wochen nach seiner Verwandlung durchlebte, die voller Dankbarkeit und, so dämlich es auch klingen mochte, Liebe gewesen waren. Denn das lag in meinem Blick, als ich ihn ansah. Es war mir völlig gleichgültig, ob die Kopfgeldjäger es merkten.
Ich sagte: »Er wollte, dass Cormac ihn erschießt, was er aber nicht getan hat.«
»Cormac ist weich geworden?«, fragte Brenda mit einem Stirnrunzeln.
»Nein«, sagte Ben. »Ich glaube, er hat eine Seele entwickelt.«
Genug davon. Eigentlich sollte das hier mein Urlaub sein. »Sind wir nun fertig? Gibt es noch mehr Geheimnisse, die ihr lüften wollt, oder können wir jetzt gehen?«
Sie traten beiseite und ließen uns vorbei. Wir gingen an ihnen vorüber, vorsichtig, Arm an Arm. Da ich ihnen nicht den Rücken zukehren wollte, ließ ich Ben vorgehen und beobachtete die beiden über die Schulter.
»Du wirst einen Fehler machen«, sagte Evan. »Das geht allen Werwölfen so. Eines Tages, wirst du einen Fehler machen, und einer von uns wird dich aufspüren.«
Ben blieb stehen, drehte sich allerdings nicht um, als er sagte: »Das glaube ich nicht. Das ist mir noch nie passiert.«
Brenda lachte höhnisch. »Du kannst mich nicht davon überzeugen, dass du tatsächlich als Monster glücklich bist.«
Mit einem schmalen Lächeln ließ er den Blick von mir zu ihr schweifen. »Das ist viel besser, als unglücklich zu sein.«
»Wenn ihr uns nicht erschießen wollt, verziehen wir uns«, sagte ich, nahm Ben an der Hand und zog ihn in Richtung der Aufzüge.
Ben rührte sich nicht. Er hatte dieses schiefe Halbgrinsen aufgesetzt. »Möchtet ihr einen der Vorzüge des Werwolfdaseins gezeigt bekommen? Abgesehen von der Chance, mit einem Babe wie Kitty zusammenzukommen?«
Oh, er bekam hundert Pluspunkte, auf der Stelle. »Ach Süßer«, sagte ich.
Brenda verdrehte die Augen.
»Setzt hundert Mäuse, und ich werde euch einen Trick zeigen«, sagte Ben.
»Was?«, fragte Evan, als hätte er nicht richtig gehört.
»Ich werde eine Runde pokern. Setzt hundert Dollar auf mich, und ich werde die Summe verdoppeln.«
»Was hat das denn damit zu tun, dass du ein Werwolf bist?«, fragte Brenda.
»Vertrau mir.«
Evan zuckte mit den Schultern. »Ich bin dabei.«
»Du bist verrückt«, sagte Brenda.
»Gehen wir«, sagte Ben und marschierte auf die Aufzüge zu.
Ich folgte ihm, nervös, weil Brenda und Evan mich in ihre Mitte genommen hatten. »Alles klar?«
»Mach dir keine Sorgen«, sagte Ben. »Werdet ihr auf mich schießen?«
»Bloß wenn du mir deine Krallen zeigst«, sagte Evan.
»Abgemacht.«
Das konnte nur ein böses Ende nehmen.
Auf dem Weg nach unten im Aufzug war Ben ganz wölfisch zur Schau gestellte Tapferkeit, gerader Rücken, die Schultern straff, zorniger Blick. Sein Schwanz, wenn er denn einen gehabt hätte, wäre kerzengerade nach oben gestanden. Vielleicht hätte er sogar damit gewedelt.
lch beäugte die beiden Kopfgeldjäger, die wiederum mich taxierten. »Ich traue ihnen nicht. Ich möchte bei dir bleiben.« Obwohl ich nichts weiter als einen Bikini, einen Wickelrock und Sandalen anhatte. Im Pokersaal wäre ich fehl am Platz.
»Kitty, du redest nun schon seit Wochen davon, dass du am Pool sitzen möchtest. Du solltest gehen. Mach dir keine Sorgen um mich.«
Ich sah Evan und Brenda an. »Sollte ihm irgendetwas passieren, wird Cormac hinter euch her sein.«
Das ließ sie tatsächlich zusammenzucken, und sie sahen ein klein wenig nervös aus. Sogar Brenda.
»Er ist im Gefängnis«, sagte sie.
»Das bringt euch bloß ein paar Jahre, in denen ihr allmählich unvorsichtig werdet, bevor er euch erwischt.« Ich schenkte ihr ein wölfisches Lächeln.
»Ben wird nichts zustoßen«, sagte Evan.
»Es sei denn, ihm wachsen Krallen«, fügte Brenda hinzu.
Diese Freaks.
Die Aufzugtür öffnete sich. Ben gab mit einen flüchtigen Kuss. »Mach dir keine Sorgen um mich. Bis später.«
»Okay«, sagte ich matt. Die drei marschierten in Richtung Casino davon.
So dass mir nichts anderes übrig blieb,
Weitere Kostenlose Bücher