Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stunde des Spielers

Die Stunde des Spielers

Titel: Die Stunde des Spielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
Vom Netzwerk:
falls ich Sie erschreckt haben sollte. Ich wollte Ihnen sagen - ich habe mir Ihre Sendung angesehen. Es tut mir fast leid, nicht daran teilgenommen zu haben. Aber was den Gentleman betrifft, der Sie zu Balthasars Show eingeladen hat - gehen Sie nicht hin. Mit denen sollten Sie nichts zu tun haben.«
    »Warum? Was steckt dahinter?«
    »Es ist kompliziert.«
    »Das ist es immer.«
    Er lächelte schief. »Sind Ihnen hier irgendwelche anderen Lykanthropen begegnet? Ist Ihnen hier abgesehen von den beiden heute Abend irgendein Anzeichen eines Rudels aufgefallen?«
    »Nein. Das hat mich auch schon gewundert.«
    »Balthasar duldet keine Rivalen.«
    »Ich bin kein Rivale.«
    »Natürlich nicht. Doch er könnte Sie als etwas anderes betrachten. Als Besitz vielleicht?«
    Ich lachte. »Ganz bestimmt nicht.« Ben hingegen lachte nicht. Er hatte mich am Arm gepackt.
    »Ich wollte Sie warnen.«
    »Warum erzählen Sie mir das alles? Was haben Sie davon?«
    »Ich bin einfach ein besorgter Bürger, der etwas weiß, das Sie nicht wissen.«
    Wenn das nicht meine Neugierde weckte ... »Was ist nun das große Geheimnis? Was wissen Sie? Was ist dort drüben im Gange? Die Lykanthropen - sie werden zu den Auftritten gezwungen, nicht wahr? Sie sitzen in der Falle...«
    Mit einem leisen Lachen schüttelte er den Kopf. »Es ist nichts derart Profanes.«
    »Was ist es denn dann?«
    »Am besten kümmern Sie sich nicht darum.«
    »Geheimnisse schrecken mich nicht ab, sie machen mich bloß sauer.«
    »Das kann gefährlich sein.«
    »Danke. Aber ich bin recht gut darin, auf mich aufzupassen.«
    Er musterte uns beide von Kopf bis Fuß. Taxierte uns. «Das müssen Sie wohl sein.«
    »Wir passen aufeinander auf«, sagte Ben.
    »Gut. Ich mache mich dann auf den Weg. Tut mir leid, dass ich mich einfach so in Ihren Abend gedrängt habe.« Er tippte sich zum Gruß an einen imaginären Hut und verschwand dann um die Ecke, ganz der elegante Gentleman aus einem anderen Jahrhundert.
    Ich starrte ihm hinterher. Vage nahm ich wahr, dass Ben immer noch meinen gepackt hielt. »Es ist frustrierend. Ich kann nichts über Balthasar herausfinden, und dann kommt Grant daher und malt alles in den düstersten Farben. Und er wollte noch nicht einmal in meiner Sendung auftreten.«
    »Du scheinst dich auf jeden Fall großer Beliebtheit bei der Männerwelt zu erfreuen«, sagte Ben.
    »Eifersüchtig?«
    »Ja, ich glaube schon.«
    Ich legte ihm auf dem Weg zum Aufzug den Arm um die Taille. »Gut so.«

Zehn
    Spät nachts lag ich auf der Seite zusammengerollt im Bett und wünschte mir einen ruhigen Ort, der nicht nach dem Hotelzimmer roch, das nach Möbelpolitur, Bleiche, Staub und Leuten stank. Nach Fremden. Nicht nach dem Rudel, nicht wohlgesinnt. Eigentlich hatte ich Denvers Rudel nicht übernehmen wollen; immer wieder hatte ich darauf bestanden, dass ich kein Alpha sein wollte. Doch jetzt vermisste ich die anderen Wölfe, ich vermisste mein Zuhause. Hier konnte ich trotz der zugezogenen dicken Vorhänge, die gegen die Neonlichter und die frühe Betriebsamkeit auf dem Strip halfen, die Autos hören, ab und an eine Stimme, aus der Ferne Musik.
    Ben berührte mich. Er legte mir die Hand auf die nackte Hüfte, ganz leicht, und bewegte dann sein Gesicht meine Schulter entlang zu meinem Genick, meinen Haaren, nahm meinen Geruch in sich auf, ließ seinen Atem über meine Haut flüstern. Seine Wärme streichelte über mich hinweg, beruhigte mich. Wo auch immer er sich befand, war ich zu Hause. Er roch nach dem Rudel, und das bedeutete Sicherheit. Nicht nur in dem Sinn, dass ich wusste, er würde mir nicht wehtun; es war mehr als das. Wenn ich neben ihm lag, in seinen Armen, konnte mir nichts geschehen.
    Das stimmte objektiv. Dennoch waren meine Schultern angespannt, wie aufgestellte Rückenhaare, trotz der Drinks, trotz des Sex vor dem Einschlafen. Genauer gesagt war Ben eingeschlafen, wohingegen ich die mit Vorhängen versehenen Fenster anstarrte und darauf wartete, dass Ninjas zuschlugen. Auf dem ganzen Weg hierher hatte ich immer wieder über die Schulter gesehen und war bei jedem merkwürdigen Geräusch zusammengefahren. Ich hatte dieses kribbelnde Gefühl gehabt, dass mich jemand von der anderen Seite des Zimmers aus beobachtete. Doch natürlich war da niemand, wenn ich hinsah.
    Ben küsste mich auf den Rücken und massierte die Knoten in meiner Muskulatur. Ich stöhnte leise auf und bog den Hals nach vorn, um es ihm zu erleichtern. Ablenkung. Ich brauchte lediglich eine

Weitere Kostenlose Bücher