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Die Stunde des Spielers

Die Stunde des Spielers

Titel: Die Stunde des Spielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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Erfolg der Sendung schwelgen, alles andere vergessen ...
    Da sah ich ihn. Er saß auf einem Liegestuhl, vorgebeugt, Ellbogen auf den Knien, und beobachtete mich durch eine schicke Sonnenbrille. Als er sah, dass ich ihn anstarrte, lächelte er, stand dann auf und kam auf mich zu.
    Ich erkannte die zurückgekämmten dunklen Haare wieder, die markante Kinnpartie, die verführerischen Augen das wissende Lächeln. Es war Balthasar, König der Bestien, der da wie ein Löwe durch das Buschland auf mich zustolziert kam. Er könnte durchaus ein Löwe sein; ich roch den moschushaften Fellgeruch an ihm.
    Er hatte es nicht nötig, sich hier draußen zu sonnen, denn seine Bräune war bereits makellos. Eigentlich genau wie der Rest an ihm. Ich hätte die Muskelgruppen an seinem Oberkörper beschriften können, wenn ich gewusst hätte, wie sie im Einzelnen hießen. Manche Körper waren für knappe Badehosen geschaffen. Seine war schwarz. Es kostete mich einige Mühe, nicht durch den Stoff meines Liegestuhls hindurchzuschmelzen. Ich schaffte es, ruhig dort zu liegen und gleichgültig sein Herankommen zu beobachten, ohne wegen meiner vampirhaft blassen Haut allzu befangen zu sein.
    »Hallo«, sagte er und deutete auf den Stuhl neben mir. »Darf ich mich zu dir gesellen?«
    »Nur zu«, sagte ich, und er tat es. Er blieb aufrecht sitzen und sah mich an.
    In wölfischer Körpersprache - und in der Körpersprache der meisten Lykanthropen, die ich kannte – war die unterwürfigste Haltung, die man einnehmen konnte, auf dem Rücken liegend, den Bauch nach oben, mit flehendem Blick auf das dominante Gegenüber, das auf einen herabblickte. Also genau wie meine momentane Position.
    Ich setzte mich auf, so dass wir auf gleicher Höhe waren, und fühlte mich ein wenig besser.
    »Du scheinst deinen Aufenthalt hier zu genießen«, sagte er und nahm die Sonnenbrille ab. Er hatte fantastische
    grüne Augen. Smaragdgrün.
    »Allerdings, danke.« Unsere Knie waren etwa fünf Zentimeter voneinander entfernt, so dicht saß er bei mir. »Ich muss dich einfach fragen - wirst du dir die Show ansehen?«
    »Ach, dann hast du also tatsächlich diese kleine Aufführung gestern Abend inszeniert.«
    Er verengte die Augen zu Schlitzen, und hinter dem Lächeln steckte vielleicht ein Schnurren. »Ich kann nicht das Verdienst in Anspruch nehmen, Nick dazu gebracht zu haben. Allerdings kann ich auch nicht behaupten, dass es so eine schlechte Idee gewesen ist. Wenn ich gewusst hätte, wie attraktiv du in echt bist ...« Vielsagend neigte er den Kopf zur Seite.
    »Danke«, sagte ich und gab mir immer noch Mühe, meine Fassung wiederzuerlangen. Er musste etwas wollen, oder etwa nicht? Es musste einen Grund für seine Anwesenheit geben. »Du hättest gestern Abend in die Sendung
    kommen sollen, dann hätten wir nett miteinander plaudern können.«
    »Du hast Recht. Es tut mir leid. Wenn ich erwarte, dass du dir meine Show ansiehst, ist das das Mindeste, was ich hätte tun sollen. Aber ich hoffe wirklich, dass du es dir überlegst und zu uns kommst.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich es schaffen werde. Ich heirate heute Abend «
    Er stieß einen angemessenen Laut der Überraschung aus. »Tatsächlich? Der Glückspilz. Wo steckt er denn? Ich würde ihn wahnsinnig gern kennenlernen.«
    Ich biss die Zähne zusammen, während ich lächelte »Er ist beim Pokern.«
    Balthasar schnalzte mitfühlend mit der Zunge. »Er ist ein mutiger Mann, wenn er seine schöne Verlobte in Las Vegas allein lässt.«
    Auf einmal war ich mir nicht mehr sicher, ob ich wollte, dass Ben Balthasar kennenlernte. Zwar sagte ich mir, ich wollte nur nicht, dass Balthasar herausfand, dass Ben ein Werwolf war. Doch ich errötete heftig.
    »Ich sag dir was«, meinte er. »Die Matinee findet in etwa zwei Stunden statt. Warum schaust du dir nicht die an? Ich sorge dafür, dass du den besten Platz im ganzen Theater bekommst. Anschließend kannst du hinter die Kulissen kommen und das Ensemble kennenlernen.«
    Mein erster Impuls war abzulehnen. Doch dies war das Angebot, auf das ich ursprünglich aus gewesen war, und am Nachmittag hatte ich Zeit totzuschlagen. Kurz kam mir Odysseus Grants Warnung in den Sinn. Doch wenn Grant wollte, dass ich seine Warnungen beachtete, musste er mir mehr bieten, als vage etwas von drohendem Unheil zu murmeln.
    »Ich liebe Backstagepässe«, sagte ich lächelnd. »Ich komme.«
    »Ausgezeichnet! Ich sorge dafür, dass an der Kasse Karten für dich

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