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Die Stunde des Spielers

Die Stunde des Spielers

Titel: Die Stunde des Spielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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Ordnung war.
    Alle waren zwischen zwanzig und dreißig, alle durchtrainiert. Sie trieben definitiv Sport. Ihre Muskeln spielten und bewegten sich unter der makellosen Haut. Es waren die reinsten Supermodels, die mich da mit ausdrucksstarken Augen ansahen. Sie schwärmten um mich herum, legten den Kopf schief, atmeten ein, rochen an mir, musterten mich von jedem Winkel aus. Es verschlug mir den Atem. Das Herz hämmerte mir im Leib.
    Lykanthropen mussten sich nur in Vollmondnächten verwandeln; ansonsten geschah es freiwillig. Wir konnten uns dazu entscheiden, oder wir taten es instinktiv in gefährlichen Situationen. Balthasars ganze Show basierte auf dem Unterschied, dass sie sich nach Belieben verwandeln und einen Teil ihrer Menschlichkeit behalten konnten Daher haftete diesem Ort mehr Tierisches als Menschliches an, und diesen Männern sahen die Bestien aus den Augen, direkt an der Oberfläche, weil sie fast jeden Tag ihre lykanthropische Gestalt annahmen um aufzutreten. Wir waren nicht dazu gemacht, so viel Zeit in Tiergestalt zu verbringen. Nicht wenn es einen Hoffnungsschimmer geben sollte, dass wir menschlich blieben, dass wir als Menschen leben konnten. Doch diese Männer schien das Ganze nicht allzu sehr zu stören. Indem sie so lebten, isoliert, mussten sie wahrscheinlich mit ihrer menschlichen Seite kein Stück mehr umgehen, als sie wollten.
    Doch was war mit dem Revier? Den Instinkten? Eine Gruppe männlicher Katzen würde niemals derart in einem Rudel zusammenhausen. Und da machte sich die menschliche Seite bemerkbar. Ihre Blicke waren viel zu kalkuliert, um rein instinktgeleitet zu sein.
    Sie hielten sich knapp außer Reichweite. Ich wurde den Gedanken nicht los, dass einer oder alle gleich den Arm ausstrecken und mich anfassen würden. Wenn sie es täten, würde ich vielleicht panisch zurückweichen. Oder ich würde die Geste erwidern. Ich errötete, bis tief in meine Eingeweide.
    »Ist sie für uns?«, fragte einer. Er stand am nächsten und wandte den Blick nicht von meiner Brust ab, als könne er durch mein Kleid hindurchsehen.
    Ich hatte die Schultern hochgezogen, und meine Nackenhaare sträubten sich. Manche von ihnen sahen mich an, als würden sie mich am liebsten in die Pfoten kriegen.
    »Sie ist ein Gast«, sagte Balthasar, und der andere reagierte mit einem enttäuschten Schnalzen. Er drehte sich weg und streifte dabei einen seiner Rudelgenossen. Der schnappte nach ihm, ein rasches Beißen in die Luft, doch gleichzeitig schmiegte er sich an ihn.
    Sie standen dicht beieinander, berührten sich, lehnten sich an Rücken und Schultern der anderen, noch während sie mich mit ihren Blicken auszogen. Ich fand den Wortwechsel beunruhigend. Brachte Balthasar häufig Frauen als Spielkätzchen hierher?
    Ich betrachtete die Decke, die unechten Steinsäulen, den Teppich, meine Füße, alles Mögliche. Doch ich konnte sie riechen, ihre Hormone, den Schweiß auf ihrer Haut. Vielleicht klang ich ein wenig panisch, als ich sagte: »Die Frauen in der Show ... sie sind nicht hier? Sie sind keine Lykanthropen?«
    Balthasar schüttelte den Kopf. »Sie sind nur Assistentinnen. Sie sind kein richtiger Teil der Vorstellung.« Oder Teil des Rudels, Stolz aller Feliden.
    »Selbst die Frau am Schluss? Denn die schien ziemlich fester Bestandteil zu sein. Ist sie eine von euch?«
    Ein paar stießen ein glucksendes Lachen aus, andere duckten sich, um ein Lächeln zu verbergen. Hier gab es einen Witz, den ich nicht verstand.
    »In gewissem Sinne ist sie wohl eine von uns«, sagte Balthasar schließlich.
    »Kann ich sie sehen?«
    »Sie ist schüchtern«, sagte er.
    Aber sie ist halbnackt auf der Bühne herumstolziert, hätte ich am liebsten gesagt. »Dann gibt es hier überhaupt keine anderen Frauen? Wo ist Nick?«
    »Ich bin hier.« Und da war er, kam durch einen Türrahmen auf der anderen Seite des Zimmers geschritten. Dort befand sich ein Flur, aber ich konnte nicht erkennen, wohin er führte. Vielleicht zu Zimmern. Nick sah genauso großspurig aus wie bei unserer ersten Begegnung, wie er so auf mich zuspaziert kam, als wisse er um sein gutes Aussehen und habe vor, es zum Einsatz zu bringen. »Willkommen in unserer armen Hütte. Ich hoffe, die Jungs bereiten dir Vergnügen.«
    »Auf jeden Fall versuchen sie es.«
    Balthasars Miene war düster. An dem verschlagenen Lächeln hatte sich nichts geändert, doch er warf Nick einen warnenden Blick zu.
    Ärger im Paradies? Konkurrenz? Hmm.
    »Ich muss Ben finden«, sagte ich. Der

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