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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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tot!« Einer der Soldaten richtete seinen Musketenlauf auf ihre Stirn aus.
    Gabriela griff nach den Pistolen im Sattelholster und gab Nazli die Sporen. Ein Schuss krachte. Die Kugel des Füsiliers schlug durch ihren Kolpak und riss ihr die Pelzmütze vom Kopf. Sie drehte sich halb um und schoss auf den Unteroffizier. Glas klirrte. Sie hatte die Laterne getroffen. Der Mann schrie auf und taumelte zurück. Der zweite Schütze feuerte seine Muskete ab.
    In blinder Panik hielt sie auf die brennende Stadt zu. Hinter ihr gellten Alarmrufe durch die Nacht. Sie fluchte. Seitlich blitzte Musketenfeuer. Kugeln pfiffen ihr um die Ohren. Mit einem langen Satz sprang Nazli über eine niedrige Mauer hinweg. Wenn die Stute jetzt in ein Kaninchenloch trat, war es um sie beide geschehen.
    Hinter ihnen ertönte Hufschlag. Gabriela drehte sich um. Der Himmel über dem Heerlager schimmerte rötlich. Vage konnte sie die Gestalten von Reitern ausmachen. Wahrscheinlich Dragoner, die zu den Wachtposten detachiert worden waren, eine von ihnen wahrlich nicht geliebte Sonderaufgabe. Verzweifelt gab sie Nazli die Sporen. »Mach hin! Die wollen uns ans Leder.«
    Vor ihr ertönten Rufe. »Wer dort!«
    »Platz da! Im Namen des Prinzen Karl!« Jetzt war alles egal! Sollten sie doch wissen, wer ihnen entgegenkam. Sie riss die Zügel herum und versuchte seitlich auszuweichen. Im selben Augenblick ertönte schräg hinter ihr Geschützfeuer. Mit schrillem Pfeifen zogen über ihr glühende Kanonenkugeln durch die Luft.
    Gabriela duckte sich dicht über den Hals der Stute. Wie aus dem Nichts tauchte neben ihr ein Grenadier auf und versuchte, ihr sein Bajonett in den Bauch zu rammen. Nazli bäumte sich auf. Der Soldat verschwand unter den wirbelnden Hufen. Gabriela riss ihren Säbel aus der Scheide. Wild um sich schlagend, brach sie durch die Postenreihe. Jetzt schienen die Wälle der Stadt schon ganz nah. Mit ein bisschen Glück sollte sie … Reiter! Eine ganze Kolonne kam direkt auf sie zu. Alles war verloren! Sie ließ die Lederschlaufe am Griff des Säbels über ihr Handgelenk gleiten und griff nach ihrer zweiten Pistole. Das Einzige, was ihr jetzt noch blieb, war, ihr Leben so teuer wie möglich zu verkaufen!
    »Es lebe die Kaiserin!«, schrie sie aus Leibeskräften, hob die Pistole und preschte auf die Reiter zu.
    »Für die Kaiserin!« Hallte es ihr entgegen. Österreicher! Undeutlich erkannte sie die Silhouetten der Reiter. Sie trugen spitze Pelzmützen, hatten dunkle Uniformen und offenbar schwarze Pferde. Reitende Grenadiere! Die Elitetruppe eines Dragonerregiments.
    Hinter ihr krachten Schüsse. Eine Reihe Schützen nahm entlang einer niedrigen Mauer Aufstellung.
    »Die Säbel heraus!«, ertönte vor ihr ein Kommando. Metall klirrte, es blitzte silbern durch die Finsternis. Sie fluchte. Hatten die Kerle sie denn nicht gesehen? »Für die Kaiserin!«, schrie sie noch einmal und versuchte zur Seite wegzukommen. Offenbar versuchten die Truppen in Prag einen Ausfall. Wenn sie nicht machte, dass sie den Männern aus dem Weg kam, würde sie glatt niedergeritten werden. Wie eine Woge aus Fleisch kam ihr die Reiterkolonne entgegen. Immer wieder rief sie den Namen der Kaiserin.
    Dann waren die reitenden Grenadiere heran. Gabriela wendete ihr Pferd. Die Wucht der Angriffswelle riss sie mit. Sofort zügelte sie Nazli. Jemand rempelte ihr grob gegen den Arm. Ein Fluch erklang. Dann waren sie vorbei.
    Schüsse peitschten. Sie musste versuchen, jetzt zur Stadt durchzukommen. Der Weg war nun frei. Dicht vor sich sah sie eine Straße. Sie war gerettet! Mit verhängtem Zügel ritt sie dem gewaltigen Torturm entgegen, der sich vor ihr aus der Finsternis erhob.
    »Wer dort?« Eine Barrikade aus angespitzten Pfählen lief über das aufgerissene Pflaster.
    »Gabiel von Bretton, der Adjutant des Generals Nádasdy mit dringenden Nachrichten für den Prinzen Karl!«
    »Nimm die Hände hoch und rühr dich nicht vom Fleck!«
    Ein Trupp Soldaten sprang aus einem Graben neben der Straße. Von weiter vorne kamen zwei Männer mit Fackeln.
    »Potz Teufel, das ist wirklich die Uniform der Nádasdy-Husaren«, ein alter Grenadier mit hängendem grauem Schnurrbart verpasste ihr einen Knuff. »Wie zum Henker bist du denn durch die Reihen der Preußen gekommen? Keine Meile von hier ist das Heerlager des Königs. Du musst einen guten Schutzengel haben. Nirgendwo sonst stehen sie so dicht wie hier.«
    Hinter ihnen ertönten Trommelsignale. Immer heftiger wurde das

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