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Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin

Titel: Die Sturmreiterin - Hennen, B: Sturmreiterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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niedergelassen. Im Zimmer herrschte eisiges Schweigen, als von Bretton eintrat. Der Fähnrich zeigte auf ein blutbeflecktes Tischtuch, das in einer Ecke lag, als der Bürgermeister über die Trümmer eines Holzstuhls hinwegstieg und in einem weinerlichen Bass, wie ihn nur ein Mann von fast vier Zentnern hervorbringen konnte, zu lamentieren begann.
    »Es war ein Unfall, Herr General. Bitte glauben Sie mir das … Ich hatte nicht geahnt … «
    Bretton riss das Tischtuch zur Seite und starrte auf eine blutbesudelte formlose Masse aus Fell und Seidenschleifen. »Was ist das?«
    Von Zeilitzheim räusperte sich leise. »Ich fürchte, es handelt sich um die sterblichen Überreste des Schoßhündchens der Gräfin Uhlfeld.«
    »Er hat unter meinem Stuhl gesessen«, jammerte der Bürgermeister. »Ich habe ihn mit Wachtelschenkeln gefüttert, als dieser vermaledeite Stuhl unter mir zusammengebrochen ist. Der Kleine hat sich … Er hat sich … nicht mehr retten können. Oh Gott, Herr General, was tun wir nun?«
    Von Bretton wischte sich mit dem nassen Ärmel des Uniformrocks den kalten Schweiß von der Stirn und blickte dann in die Runde. »Meine Herren, ich hoffe, Sie sind sich dessen bewusst, über welchen Einfluss die Gräfin durch ihren Mann bei Hofe verfügt. Ich fürchte, wenn Sie dieses Vorfalls gewahr wird, ist es nicht nur möglich, sondern sogar sehr wahrscheinlich, dass wir alle noch binnen Monatsfrist in irgendwelche entlegenen Grenzdörfer im Banat verbannt werden. Natürlich würde keiner von uns offiziell wegen des Todes dieses Hündchens bestraft … Ich bin sicher, der Hofkanzler, Graf Uhlfeld, wird sehr erfindungsreich darin sein, andere, gute Gründe für unsere Versetzung zu entdecken.« Erschöpft lehnte sich der General gegen den Türrahmen. »Zunächst einmal muss dieser Kadaver verschwinden. Die Gräfin darf ihn unter keinen Umständen zu Gesicht bekommen!«
    »Wie wäre es, wenn wir die Gräfin betrunken machen und ihr einen anderen Hund unterschieben, der diesem Mops sehr ähnlich sieht?«, meldete sich einer der Magistrate zaghaft zu Wort.
    Von Bretton zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Stecken Sie die Köpfe zusammen und hecken Sie einen Plan aus, wie Sie es auch sonst auf Ihren Sitzungen tun. Ich habe mich noch um andere Dinge zu kümmern. Ich rate Ihnen allerdings, sich Mühe zu geben.« Der General wandte sich an den Fähnrich. »Sie, von Zeilitzheim, sorgen mir dafür, dass dieser Hund hier unauffällig verschwindet. Die Gräfin darf auf gar keinen Fall des blutigen Kadavers ihres Kläffers ansichtig werden. Werfen Sie ihn meinetwegen in den ausgetrockneten Brunnenschacht hinter der Scheune. Halten Sie mich auch darüber auf dem Laufenden, was die Herren Stadträte beschließen … Und nun entschuldigen Sie mich bitte.«
    Als von Bretton aus dem Zimmer trat, hörte er aus Richtung der Empfangshalle ein vielstimmiges Raunen. Voller Sorge, was nun wieder geschehen war, hetzte er zur Galerie, nur um von dort zu beobachten, wie der französische Koch ein Dutzend, mit Federn geschmückter Pfauen auftragen ließ. Die Stimmung unter den Gästen schien sich gebessert zu haben, und zum ersten Mal an diesem Nachmittag begann von Bretton zu hoffen, dass die Reihe der Katastrophen schließlich ein Ende nehmen würde.
    Gemessenen Schrittes stieg er die Treppe hinab. Mit jeder Stufe, die er nach unten kam, schien ihm die Luft wärmer und stickiger zu werden. Am Absatz erwartete ihn Magister Gregorius. Bretton wagte nicht, den Nürnberger nach dem Feuerwerk zu fragen, doch das war auch nicht notwendig, denn der kam von ganz alleine darauf zu sprechen.
    »Herr General, ich brauche zwanzig zusätzliche Büchsenmeister, die sich zwei Stunden vor Sonnenuntergang bei mir auf dem Floß melden sollen. Sonst ist die Arbeit, die noch zu tun ist, nicht zu bewältigen.« Die Stimme des Feuerwerkers war schwer vom Wein und er stützte sich mit der Linken auf das Geländer. »Abgesehen von den Flammenrädern, die schon außen auf den Gerüsten angebracht waren, haben wir keinerlei Verluste. Die Masse der Raketen und Flammenfontänen war noch im Trockenen, als der Regen begann. Ich brauche lediglich ein paar Leute mehr, um den Aufbau schneller vorantreiben zu können, sobald es aufhört zu gießen.« Der Feuerwerker ließ sich von einem vorübereilenden Diener sein Glas auffüllen und nickte in Richtung des Kronprinzen.
    »Mir scheint, kaiserliche Hoheit unterhält sich ausgezeichnet. Soeben hat er mit

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