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Die Sturmrufer

Die Sturmrufer

Titel: Die Sturmrufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: blazon
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zusammengefügt, die nicht zusammengehören.«
    Amber fröstelte und prüfte noch einmal die Waffen, die sie in Reichweite postiert hatte. Die Luft in der Burg schien dichter zu sein. Mehrmals waren sie zusammengeschreckt, weil Schatten über die Wände huschten.
    Das Feuer im Kamin flackerte und zerstob in Schauern von knisternden Funken, doch Amber schürte es immer wieder und stellte sich dabei vor, wie die Hitze und der Rauch die Wesen auf dem Dach – sollten sie sich noch einmal hierherwagen – in die Flucht schlug. Neben dem Kamin lag ein Haufen Feuerholz. Käfig um Käfig hatte Amber in die Halle geschleppt und zerhackt. Auch einige Spiegelrahmen lagen nun in Stücken, bereit, ins Feuer geworfen zu werden, die Scherben hatte Tanijen in einer Kiste gesammelt.
    »Die Vögel werden immer zahlreicher«, sagte Inu. »Als würde sie etwas anlocken. Und der Tümpel… Irgendetwas ist seltsam daran.«
    Tanijen schluckte. Amber fiel wieder auf, wie sehr seine Hände zitterten, als er nun am Kragen seines Mantels zupfte. Er war nervös und lauschte immer wieder auf die Geräusche von draußen. Er spürte es also auch. Ein kalter Luftzug strich über ihren Nacken.
    »Zwei, höchstens drei Tage«, sagte Amber. »So lange brauchen wir, um das Schiff zum Schwimmen zu bringen. Vorausgesetzt, wir finden Holz, das… nicht unter der Axt bricht. Aber die Bäume auf den Anhöhen müssen stabil sein, sonst wären sie unter der Wucht des Sturms längst zerbrochen.«
    »Du hast wirklich nichts herausgefunden?«, wandte sich Sabin an Tanijen. »Kein einziger Anhaltspunkt? In diesen ganzen Papieren gibt es keinen Hinweis?«
    Tanijen schlug die Augen nieder und schüttelte den Kopf.
    »Nur dass die Bewohner ganz offenbar Vogelfänger waren…«
    »Wohl eher Magier!«, korrigierte Inu. Tanijen wich seinem Blick aus. »Möglicherweise, ja. Aber das muss nichts heißen.«
    »Und die Vögel?«, warf Sabin ein. Amber sah, dass die Taucherin ärgerlich war. Im Augenblick wirkte sie wie eine Martiskatze, die jemand in die Enge getrieben hatte und die nun mit gesträubtem Nackenfell nach einem Fluchtweg suchte. Nun, zumindest war es ein tröstliches Gefühl, dass sie und die unnahbare Sabin gerade sehr ähnlich empfanden.
    »Die Vögel…«, begann Tanijen. »Nun, vielleicht sind sie nichts Ungewöhnliches. Die Naj können schließlich auch das Wasser rufen. Und es gibt Geschichten über Vögel, die Wind bringen.«
    »Das sind aber Märchen«, knurrte Inu.
    »Vielleicht nicht«, sagte Tanijen. »Einige Seeleute erzählen von ihnen.«
    »Ach wirklich? Ich habe noch nie von solchen Vögeln gehört.«
    »Weil du kein Navigator bist«, konterte Tanijen. »Hinter dem roten Kontinent, bei den Feuerinseln, erzählt man sich von solchen Windbringern. Die Navigatoren fürchten sie. Schiffe machen sie neugierig und locken sie an. Und manchmal entsteht aus ihren Flügelschlägen ein Sturm, der die Segel zerreißt.«
    »Dann ist es wohl am besten, wir erlegen sie alle, damit wir bei Windstille die Insel verlassen können«, meinte Amber trocken.
    »Das heißt, die Magier haben die Vögel erst von den Feuerinseln hierhergebracht«, sagte Inu nachdenklich. »Möglicherweise in den Käfigen? Und dann haben sie sie freigelassen? Oder hielten sie sie eingesperrt, damit es auf der Insel keinen Sturm gibt?«
    »Möglich wäre es – am Strand liegt ein Schiff von den Feuerinseln«, sagte Sabin leise. »Die Mimora. Es ist eines der ältesten dort, die Wrackteile sind schon so morsch, dass selbst die Napfmuscheln davon abgelassen haben.«
    »Wir werden herausfinden, was es damit auf sich hat«, sagte Tanijen. »Sobald wir die Insel besser kennen…«
    Sabin schüttelte seinen Arm ab. Ihre Augen blitzten vor Wut auf. »Wozu muss ich herausfinden, was auf dieser verdammten Insel passiert ist? Wir müssen nach Dantar zurück – wir verlassen die Insel so schnell wie möglich!«
    Amber nickte, aber Inu zögerte zu ihrer Überraschung.
    »Willst du denn nicht wissen, was sich hier zugetragen hat?«, fragte er.
    Sabin schüttelte heftig den Kopf. Die Perlenkette an ihrem Hals klackte. Tanijen legte ihr wieder beruhigend den Arm um die Schultern. Doch Amber fiel auf, dass die Taucherin sich unter der Berührung verschloss wie eine Muschel.
    »Hört ihr das?«, fragte Inu plötzlich.
    Amber krampfte ihre Hände um den Griff ihres Stocks. Dachschindeln klapperten. Es heulte – und tatsächlich erklang dumpfes Poltern. Und etwas wie ein Stöhnen.
    Amber sprang auf.

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