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Die Suche nach der Sonne

Die Suche nach der Sonne

Titel: Die Suche nach der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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Illusionist entschied sich für eine Stelle eng an einer Felswand. Von der Spitze dieses dunklen Umrisses häufte sich der windgepeitschte Schnee zu einer gewaltigen Schneewehe auf, die die halbe Höhe der Wand erreichte. Zwischen der Wand und der Wehe befand sich eine Senke, die nur eine niedrige Schneedecke aufwies. Dort war das Risiko gering, das Schiff im ersten Morgenlicht aus dem Schnee graben zu müssen.
    Nach der Landung fanden sie einen merkwürdigen Trost darin, im warmen Leib der Shellback dem Sturm zu lauschen. Die Anziehungskraft seines Heulens war derart stark, daß jeder von ihnen versuchte, während der Nacht wachzubleiben, um von neuem den Luxus der Behaglichkeit und Sicherheit angesichts der Gewalt der Elemente auszukosten.
    Im fahlen Licht der Morgendämmerung weckte Sine Anura Maq. Der Schneesturm war vorüber und jetzt, da der Wind abgenommen hatte, rieselten große Schneeflocken gemächlich in die Senke, in der das Schiff lag.
    »Maq, es kann sein, daß ich träume, aber ich glaube, ich habe ein Licht gesehen.«
    »Ein Licht? Wo?«
    »An der Felswand – oder in ihr. Ich kann es nur von der Position sehen, in der ich aufgewacht bin.«
    Er folgte ihr über die Koje und versuchte den Kopf genau auf die Stelle des Kissens zu legen, wo ihrer gewesen war. Im dunklen Grau des wolkenverhangenen neuen Tages machte er in einer Spalte der Felswand eindeutig einen Lichtpunkt aus.
    »Ich gehe hinaus und sehe nach, was es ist, Sine. Die übrigen warten hier.«
    Die Schiffskleidung hätte für dieses Wetter nicht ausgereicht, er legte deshalb einen gepolsterten Arbeitsanzug an. Ancor sprang hinaus und versank beinahe bis zur Hüfte in Pulverschnee. Um die Felswand mustern zu können, mußte er sich zur anderen Seite des Schiffes durchkämpfen. Es war so kalt, daß sein Atem in der eisigen Luft gefror.
    Als er genau hinsah, konnte er eine zerklüftete Spalte im Fels erkennen und einen dunklen Fleck, der aussah wie der Eingang zu einer Höhle. Er hatte Mühe, sich bis dorthin durchzuzwängen, wurde aber durch den trockenen Geruch eines Holzfeuers belohnt. Von irgendwo im Innern kam das kehlige Knurren eines Hundes.
    »Ist da jemand?« rief er laut in die Tiefen der Höhle und ging soweit vor, daß er das Feuer sehen konnte. Dahinter bellte wütend ein Hund, machte aber keine Anstalten, ihn anzugreifen.
    Weiter hinten in der Höhle bewegte sich etwas, und ein Arm, den er im Dämmerlicht nur halb wahrnahm, warf trockene Späne in die Flammen. Das Feuer loderte auf. In dem flackernden Licht stand ein Mann in zerlumpten Fellen, der drohend einen gefährlich aussehenden Speer schwang.
    »Friede sei mit dir!« sagte Ancor. Er setzte sich an den Rand des Feuers, um dem Mann zu verstehen zu geben, daß er nicht die Absicht hatte, ihn anzugreifen. »Wir sind auf der Durchreise. Wir wollen dich nicht verletzen. Verstehst du, was ich sage?«
    Der Fremde ging um das Feuer herum auf ihn zu. Er hatte offensichtlich keine Angst, aber ihm stand der Unglaube ins Gesicht geschrieben.
    »Ich verstehe dich. Aber sag uns, wer du bist, denn wir glaubten, daß außer uns niemand mehr am Leben wäre. Wir sahen deinen Blitz im Sturm absteigen und hielten dich nicht für einen Menschen.«
    »Dieser Blitz ist nichts anderes als ein Himmelsschiff. Es befördert uns zu vielen Welten und Orten. Wir haben euch durch bloßen Zufall gefunden. Mein Name ist Maq Ancor, und die übrigen von uns kannst du treffen, wann immer du willst.«
    »Man nennt mich Anim«, sagte der Fremde feierlich. Er wandte sich um und stellte ihm weitere Bewohner der Höhle vor, die soweit in der Dunkelheit standen, daß Maq sie nicht erkennen konnte. »Das ist meine Familie. Wir sind die letzten.«
    »Die letzten wovon, Anim?« fragte Maq vorsichtig.
    »Vor eurer Ankunft hielten wir uns für die letzten Menschen. Einst gab es viele, viele andere, aber jedes Jahr wird das Wetter grausamer und kälter. Ich glaube, jetzt sind alle übrigen tot.«
    »Ich kann dich beruhigen, was das angeht«, sagte Ancor. »Diese eine Welt liegt im Sterben, weil man ihre Proto-Sonnen seit vielen Jahrhunderten nicht mehr gewartet hat. Aber an anderen Orten blüht und gedeiht die menschliche Rasse und bevölkert nicht nur eine Welt, sondern viele Millionen.«
    »Kann das wahr sein?«
    »Es stimmt. Mein Freund, Cherry wird hocherfreut sein, es euch zu zeigen, wenn ihr den dafür nötigen Platz habt.«
    »In den tieferen Stollen ist vielleicht genug Platz. So etwas wäre wunderbar für uns.

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