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Die Sünde

Die Sünde

Titel: Die Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Toni Feller
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arbeiten musste oder jemals eine Sportart betrieb, bei der sie zupacken musste. Sehnen und Muskulatur des Corpus delicti lassen darauf schließen, dass der Mann allenfalls eine Bürotätigkeit oder Ähnliches ausübt beziehungsweise ausübte. Fremde DNA -, Faser- oder sonstige Spuren befanden sich nicht auf dem Untersuchungsobjekt.«
    »Konnte Frau Doktor Westhof sagen, ob sich der Mann selbst verstümmelt hat oder ob ihm der Finger von einer anderen Person amputiert wurde?« Trotz des ernsten Themas lächelte Nawrod bei dieser Frage Sabine Bauer charmant an. Die Kriminaltechnikerin errötete leicht und lächelte zurück.
    »Ja«, sagte sie verlegen. Sie schien mit ihren Gedanken woanders zu sein. »Wie war noch mal deine Frage?«
    »Konnte Frau Doktor Westhof …«
    »Ach ja … Ich wollte sagen, dass sich Barbara unter dem Eindruck des äußerst ungewöhnlichen Selbstmordes vor vier Tagen nicht festlegen wollte. Sie meinte, alles sei möglich. Bei der Amputation sei handelsübliches Desinfektionsmittel verwendet worden, das bei Operationen in jedem Krankenhaus zu finden sei.«
    »Hat deine Barbara sich noch darüber ausgelassen, wie die Amputation durchgeführt wurde?«, fragte Yalcin stirnrunzelnd.
    »Ach, das Wichtigste hätte ich jetzt fast vergessen«, entschuldigte sich die Kriminaltechnikerin. »Sie meinte, dass hier ein Fachmann am Werk gewesen sei. Also eine Person mit Kenntnissen in der Chirurgie.«
    Nawrod pfiff durch die Zähne. »Ein Arzt also. Das würde zum Latein passen, das der Täter bei seiner Botschaft verwendete. Demnach haben wir es aller Wahrscheinlichkeit nach mit einer Person zu tun, die erstens keinen Scherz gemacht hat und zweitens kein Stroh im Hirn haben dürfte.«
    »Konnte die Gerichtsmedizinerin feststellen, ob der Mann bei der Amputation unter Drogen, Schmerzmitteln oder Narkose stand?«
    »Ja, sie konnte deutliche Spuren von Barbituraten nachweisen. Anzunehmen, dass unser Mann betäubt oder zumindest ruhiggestellt war.«
    »Also keine Eigenverstümmelung?«, fragte Yalcin.
    »Eigentlich nein«, antwortete Bauer. »Aber denke mal an diesen Kapp und seinen Aufwand, den er betrieben hat, um aus dem Leben zu scheiden. Ich bin seitdem mit meinen Vermutungen etwas vorsichtiger geworden. Wer weiß schon, was einem Psychopathen alles einfallen kann, um die Polizei an der Nase herumzuführen. Das gilt nicht nur für Selbstmörder.«
    »Ich erkenne einfach kein sinnvolles Motiv in dem Fall. Was will der Täter von uns? Er stellt keinerlei Forderungen, kein Ultimatum, und seine Botschaft beinhaltet auch nicht den Ansatz einer Drohung.«
    »Du musst dich fragen, was der Täter von dir will. Denn er hat explizit dich für sein … sagen wir mal Spiel ausgesucht und keinen anderen. Das hat ganz bestimmt einen Grund«, gab Sabine Bauer zu bedenken.
    »Der Meinung bin ich auch«, pflichtete Yalcin bei. »Es könnte vielleicht nur eine banale Aufforderung sein. Wenn ich mich richtig erinnere, stand auf dem Zettel so etwas Ähnliches wie Zeige mir den Weg .« Und zu Sabine Bauer gewandt: »So hast du es jedenfalls übersetzt, oder?«
    Die Kriminaltechnikerin nickte.
    »Dazu noch der Zeigefinger«, fuhr Yalcin fort. »Die Botschaft könnte also heißen Achtung, zeige mir den Weg , oder alternativ hierzu Zeige mir den Weg, sonst passiert etwas .«
    »Tut mir leid, das ist für mich alles nicht nachvollziehbar. Es ist einfach nicht stimmig. Ich erkenne darin kein Motiv.« Nawrod verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Vielleicht hängt es doch mit dem Fall Kapp zusammen. Ich meine … ach Quatsch, nein …« Yalcin fuhr sich durch die Haare.
    »Spuck’s schon aus«, forderte Nawrod.
    »Na ja, ist schon seltsam, dass innerhalb von vier Tagen zwei fein säuberlich abgetrennte Körperteile auf dem Seziertisch der Rechtsmedizin landen. Findet ihr nicht?«
    »Deine Überlegung in Ehren, aber es war ein Selbstmord, Nesrin. Das steht zweifelsfrei fest. Und der Finger stammt von einer Person, die noch lebte, als man ihn abtrennte. Da sehe ich beim besten Willen keinen Zusammenhang.«
    Nawrod erhob sich. Dabei spannte er gewohnheitsmäßig seinen Körper. Unter seinem Hemd zeichnete sich deutlich eine ausgeprägte Brustmuskulatur ab. Sabine Bauers Blick verriet, dass es soeben bei ihr gefunkt hatte. Yalcin sah es sofort. Und sie hatte volles Verständnis dafür. Nawrod war zwar über 20   Jahre älter als sie, aber weiß Gott ein Typ, bei dem fast jede Frau weiche Knie bekam. Egal, wie alt sie war. Dem

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