Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead
gehängt habe? Sie ist gerissen, und ich bin auf eine der Gehwegplatten geknallt. «
» Deine Mutter hat mich aus dem Krankenhaus angerufen. Drei Stiche, oder? «
Fox rieb sich über den Kopf. » Fünf « , korrigierte er seinen Vater.
Mitch lächelte. » Weißt du, was deine Mum gesagt hat, als sie anrief? Sie meinte, sie wüsste gar nicht, wie sie das Blut wieder rauskriegen sollte. «
Fox erinnerte sich: Man hatte ihm ein gestreiftes Badehandtuch um den Kopf gewickelt, um den Blutfluss zu stoppen. Danach hatte er es nie wieder gesehen …
Mitch merkte, dass sein Sohn ein Gähnen unterdrückte. » War gestern wohl spät? «
» Bisschen. «
» Arbeit oder Vergnügen? «
» Dreimal darfst du raten. «
» Arbeit ist gut und schön, Malcolm, aber sie ist nicht alles im Leben. Immerhin weiß ich jetzt, warum ich dich in den letzten Tagen nicht gesehen habe. «
» Jude war hier, oder? «
» Samstag und Sonntag – deine Abwesenheit kam zur Sprache. «
» Ich hatte zu tun. «
» Bist uns nicht aus dem Weg gegangen? «
» Nein. « Fox verlagerte sein Gewicht auf der Bank. » Irgendwie fangen wir aber trotzdem immer an zu streiten. «
» Du und deine Schwester? « Mitch nickte langsam. » Ich glaube, sie ist genervt, weil das Geld für den Laden hier aus deiner Tasche kommt. «
» Ich mach das gern. «
» Die haben die Gebühren schon wieder erhöht, oder? «
» Darum geht es nicht. «
» Vielleicht denkt Jude das aber. «
Fox fiel dazu nicht mehr ein als ein Schulterzucken.
» Wie geht’s voran in Fife? « , fragte Mitch nach einer Gesprächspause.
» Ich war in St. Andrews. «
» Da waren wir mal, in einem Wohnwagen – als deine Mum und ich gerade miteinander angebandelt haben. Mussten aufpassen, dass ihr Dad nichts davon mitbekam. « Mitch sah seinen Sohn an. » Was ist daran so komisch? «
» Hört man heutzutage kaum noch, ›anbandeln‹. «
» Was sagt man denn? «
» Ich glaube, heute wird ›gedatet‹. « Fox hielt inne. » Waren wir auch mal in St. Andrews? Als Familie, meine ich. «
» Vielleicht mal für einen Tag … Hast du da was in Erinnerung? «
Fox schüttelte den Kopf. » Ich hab anscheinend ziemlich viel vergessen. «
» Dann willkommen im Club – ich weiß noch, dass der Wohnwagen blassgrün war, aber ich könnte dir nicht sagen, was es gestern zum Abendessen gab. « Mitch sah seinen Sohn an, der sich bemühte, ein weiteres Gähnen zu unterdrücken.
» Ich hab Pillen im Bad – solltest ein paar rausschmuggeln. «
» Vielleicht mach ich das « , sagte Fox nur halb im Scherz.
» Jude hat noch mal die Bilder im Schuhkarton durchgesehen. Ich weiß nicht, ob sie das mir zuliebe oder für sich selber macht … «
» Vielleicht beides. «
» So viele Erinnerungen … Aber keine Fotos von dem Wohnwagen. « Er hielt inne. » Wir hatten ein paar schöne Urlaube. Vielleicht sucht Jude danach – nach der Zeit, als ihr beide ein Team wart. «
» Wir sind immer noch ein Team: Sie besucht dich; ich zahl die Rechnung. «
» Es gibt auch noch andere Heime, weißt du – billigere –, kein Wunder, dass du dir kein neues Hemd und keine neue Krawatte mehr leisten kannst. «
Fox guckte an sich hinunter. » Was stimmt denn nicht mit meinem Hemd und meiner Krawatte? «
» Hattest du beides schon an, als du das letzte Mal hier warst. «
» Wirklich? Das weiß ich gar nicht mehr. «
Sein Vater grinste plötzlich und und gab ihm einen Klaps aufs Knie. » Ich auch nicht – wollte dich bloß auf den Arm nehmen. «
» Na, schönen Dank auch. «
» Gern geschehen. «
Sie lachten immer noch, als das Tablett mit dem Tee gebracht wurde.
» Übrigens « , sagte Mitch. » Tut mir leid wegen neulich – dass ich dich vor Sandy geneckt hab. «
» Necken nennst du das? «
» Hab gemerkt, dass es dich verletzt hat. Aber wir wissen doch beide, dass du deinen Job gut machst. «
» Das hast du aber nicht gesagt. Du hast gesagt, du fragst dich, ob ich
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