Die Sünden der Gerechten - Rankin, I: Sünden der Gerechten - The Impossible Dead
Kollegen gedeckt haben? «
» Wobei sie jeweils einen Meineid geschworen haben « , rief ihr Fox ins Gedächtnis.
Sie fuhr sich mit dem Finger über den Nasenrücken, eine Nase, die Fox, wie er sich plötzlich erinnerte, geküsst hatte. Sie hatte an jenem Abend an der Bar einiges getrunken gehabt. Er war nüchtern gewesen, hatte sie eigentlich nur bis an ihre Zimmertür begleiten wollen. Aber in ihrem Zimmer war ein Wasserkocher. Und kleine Packungen mit Instant-Kaffee. Und ein schmales Einzelbett …
» Was meinst du? « , fragte er sie jetzt.
» Ich meine, hier draußen ist es eiskalt. «
» Wie auch immer du dich entscheidest, danke, dass du dem Treffen zugestimmt hast. «
Dieses Mal tätschelte sie ihn am Arm, sie machten kehrt und gingen zu ihrem Wagen zurück. Als sie ihn schweigend erreichten, fragte sie Fox, wo er geparkt hatte. Er nickte vage Richtung Stadtmitte. Sie schloss ihren Wagen auf und stieg ein. Es war ein Alfa Romeo mit dunkelblauer Innenausstattung.
Fox schloss die Tür und sah ihr zu, wie sie den Motor anließ. Das Fenster glitt herunter, und sie sah ihn an. » Ich war vor ein paar Monaten in der Fettes Avenue, hatte dort was zu erledigen. Ich hab überlegt, ob ich bei dir klopfen soll. «
» Hättest du’s mal gemacht. «
Sie löste die Handbremse, winkte ihm zu und war weg. Fox blieb stehen, bis er ihren Wagen nicht mehr sehen konnte, dann überquerte er die Straße und ging zu dem Café im Mercat-Einkaufszentrum. Kaye und Naysmith warteten dort auf ihn, tranken Kaffee und lasen die jeweils von ihnen bevorzugten Zeitungen: Naysmith den Guardian, Kaye den Daily Record.
» Bestell bloß nichts « , warnte Kaye Fox. » Der Laden kann mit dem anderen nicht mithalten. «
» Ist aber näher zum Wagen « , wandte Fox ein. Kayes Augen waren starr auf ihn gerichtet, er wartete auf seinen Bericht.
» Wir haben ein ›Vielleicht‹ « , erklärte er und zwängte sich in die Nische. Kaye blähte die Nüstern auf und beugte sich rüber, um an Fox’ Mantel zu schnuppern. » Chanel No. 5 , sofern mich meine sieben Sinne nicht täuschen. Deine Kontaktperson ist nicht männlich. «
» Na, da schau an, wer ist nun der Hercule Poirot von uns beiden? « , brummte Joe Naysmith, machte sich aber nicht die Mühe, von seiner Zeitung aufzublicken.
Nicht im Vernehmungszimmer. Teresa Collins hatte darauf bestanden. Nicht mal in der Nähe von diesem » Scheißladen « , weshalb Fox vorgeschlagen hatte, das Gespräch bei ihr zu Hause zu führen. Sie bewohnte die oberste Etage eines Hauses in Gallatown. Gary Michaelson hatte bereits angedeutet, dass dies nicht unbedingt das gesündeste Stadtviertel war. Fox fand, dass es dafür ganz okay aussah, in Edinburgh gab es schlimmere Gegenden. Er sah Reihenhäuser und Doppelhaushälften, viele davon noch einmal aufgeteilt.
Kieselrauputz und jede Menge Satellitenschüsseln. Junge Mütter, einige davon schon wieder schwanger, schoben Kinderwagen vor sich her und hingen an ihren Handys. Einige Teenager mit Baseballkappen guckten finster und äußerten intuitiv ihren Unmut, als der Mondeo am Straßenrand zum Stehen kam und die drei Männer ausstiegen. Fox drückte auf die Klingel mit der Aufschrift » Collins « .
» Ist offen! « , schrie eine Stimme.
Fox drehte den Knauf und stieg die steile Treppe hinauf. Im Erdgeschoss gab jemand eine Party.
» Eminem « , stellte Naysmith fest.
» Für mich ist das bloß Krach « , murmelte Tony Kaye.
Teresa Collins saß in ihrem aufgeräumten Wohnzimmer in einem Sessel, ein Bein über der Armlehne baumelnd, eine brennende Zigarette im Mundwinkel. Sie trug schwarze Kunstfaserleggins und ein lila T-Shirt mit der Aufschrift » Porn Star « in Glitzerbuchstaben.
» Für uns hätten Sie sich nicht extra aufbrezeln müssen « ,
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