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Die Sündenheilerin (German Edition)

Die Sündenheilerin (German Edition)

Titel: Die Sündenheilerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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gefertigt. Auch dieser Mann war von etwas dunklerer Hautfarbe als alle anderen in dieser Gegend, aber heller als sein Begleiter. Sein kurzes Haar war ebenso schwarz wie seine Kleidung und sein Gesicht glatt rasiert. Sie konnte beim besten Willen nichts an ihm entdecken, das an den Leibhaftigen erinnert hätte, er trug sogar ein kleines goldenes Kreuz um den Hals. Abgesehen von seiner fremdländischen Erscheinung war er ein ansehnliches Mannsbild. Sie schätzte ihn auf Mitte zwanzig.
    Auf den Grafen schienen die beiden Ankömmlinge ebenso harmlos zu wirken. Sanft entzog er Lena seinen Arm und trat den beiden entgegen. Hasso bellte einmal kurz auf und suchte den Blick seines Herrn, dann folgte er ihm schwanzwedelnd.
    »Gäste, Herr Ewald?«
    Die beiden Männer wandten sich um. Lena bemerkte den forschenden Blick, mit dem der Schwarzgekleidete Dietmar abschätzte. Irgendetwas an diesem Blick verunsicherte sie, doch sie vermochte nicht zu sagen, was es war.
    »So ist es, Herr Dietmar«, antwortete Ewald. »Philip Aegypticus und sein Diener Said al-Musawar« – er nickte in Richtung des seltsam gewandten Kleineren – »wurden uns als Gäste von Fürst Leopold empfohlen.« Er reichte dem Grafen das Pergament. Der begutachtete nur kurz das Siegel und reichte es dem Kaplan zurück.
    »Willkommen auf Burg Birkenfeld. Ihr nennt Euch Philip Aegypticus? So kommt Ihr aus Ägypten?«
    Der Angesprochene nickte. »Ich danke Euch für das Willkommen, Herr Graf. Ja, Ägypten ist unsere Heimat.«
    Neugierig trat Lena näher. Ägypten war ihr dank der biblischen Geschichte ein Begriff. Ein Ort, an dem Ungläubige lebten, die das Erbe Christi schmähten, wie die ehrwürdige Mutter Clara immer wieder beteuerte. Waren die Fremden am Ende gar Ungläubige? Hatte Hanne sich deshalb so erschrocken? Nein, dann hätte dieser Ägypter kein Kreuz getragen.
    »Und was führt Euch in unser Land? Ihr seht mir nicht aus wie Handelsreisende.«
    »Der Wunsch nach Wissen.« Philip lächelte Dietmar offen an. Es war ein gewinnendes Lächeln, das in seinen Augen begann, noch ehe es die Lippen beherrschte. Lena war sich sicher, dass der Ägypter ganz genau wusste, wie es auf andere wirkte, und es gezielt einsetzte. Verärgert stellte sie fest, dass sie selbst empfänglich für seine Ausstrahlung war.
    »Wir haben die halbe Welt bereist, waren an Orten, an deren Vorhandensein man kaum glauben mag. Nur das Reich der untergehenden Sonne blieb uns bislang ein ferner Traum, und so sind wir aufgebrochen, es zu erkunden.«
    Dietmar betrachtete das kleine Kreuz um Philips Hals. »Ihr seid Christ?«
    Philip nickte.
    »Und er?« Der Graf warf einen misstrauischen Blick auf Said, der betont gleichgültig dreinschaute.
    »Ist das von Bedeutung?« Das Lächeln verschwand aus Philips Gesicht und wich einer eigenartigen Härte.
    Nein, keine Härte, verbesserte Lena sich im Stillen. Eher Schmerz. Wie oft mag er diese Frage wohl schon auf seiner Reise gehört haben?
    »Ich weiß immer gern, mit wem ich es zu tun habe«, gab Dietmar zurück. »Wie kommt es, dass ein Ungläubiger einem Christen folgt?«
    Obgleich Lena Dietmars Neugier teilte, empfand sie dessen Frage auf einmal als ungehörig. War es der Blick in Philips Augen, der sie berührte? Einen Wimpernschlag lang hatte sie den Eindruck, er sei unter Dietmars Frage zurückgezuckt wie ein getretener Hund.
    »Er ist mein Freund. Genügt Euch das?«
    »Einer, für den Ihr Euch ohne Zögern schlagen würdet?« Dietmar sah Philip herausfordernd an. »Obwohl er ein Heide ist?«
    Warum griff Dietmar den Fremden so an? War ihr irgendetwas entgangen?
    »So ist es«, gab Philip kühl zurück. Es hätte Lena nicht gewundert, wenn er zur Bekräftigung seiner Worte sein Schwert gezogen hätte, doch dieser Kampf wurde allein mit Blicken ausgefochten.
    Plötzlich lachte Dietmar. »Keine Sorge, das müsst Ihr nicht. Mir ist ein echter Heide lieber als ein scheinheiliger Christenmensch. Ihr seid uns in jedem Fall willkommen.« Er schlug Philip freundschaftlich auf die Schulter. »Herr Ewald, Ihr werdet gewiss noch ein Quartier für unsere Gäste finden, oder?«
    Der Kaplan nickte. Philip tauschte einen kurzen Blick mit Said, dann folgten beide dem Kaplan. Lena blieb neben dem Grafen stehen.
    »Nun, Frau Helena, was haltet Ihr von den beiden?«, fragte er, als die neuen Gäste außer Hörweite waren.
    »Ich weiß es nicht. Was denkt Ihr?«
    »Sie sind mehr als Herr und Diener. Die beiden kennen sich seit Jahren. Über den Heiden

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