Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sünderin

Die Sünderin

Titel: Die Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
Vom Netzwerk:
auftauche, weil Cora eine Riesendummheit begangen habe.
    «Hat sie versucht, sich umzubringen?», wollte Grit Adigar wissen.
    «Nein.»
    Sie legte vor Erleichterung beide Hände vors Gesicht und murmelte: «Gott sei Dank. Ich dachte schon, sie hätte es wieder getan. Weil Wilhelm so   …»
    Wieder! Das klang in Rudolf Grovians Ohren nach einer Frau, die informiert war. Die entschieden mehr wusste als eine Tante, die kaum Kontakt zur Familie gehabt hatte. Die ebenso weiterhelfen konnte wie Cora Benders Eltern. Die vor allen Dingen auch bereit war zu sagen, was sie wusste.
    So ohne weiteres war Grit Adigar jedoch nicht bereit. Zuerst wollte sie von ihm wissen, was Cora denn angestellt habe. Wie sie es ausdrückte, klang es harmlos, und dabei huschte ein Lächeln um ihre Lippen. Aber es gefror rasch.
    Er entschloss sich zur Offenheit, umriss die Situation in ein paar knappen Sätzen. Grit Adigar schluckte mehrfach heftig und brauchte anschließend ein paar Sekunden, um ihre Fassung zurückzugewinnen. «Gott im Himmel!»
    Elsbeth Rosch hob den Kopf, den sie bis dahin teilnahmslos über den Teller gesenkt hatte. Ihre sanfte Stimme hatte einen scharfen Beiton. «Du sollst seinen Namen nicht   …»
    «Halt die Klappe, Elsbeth», beschied Grit Adigar kurz. Sie atmete hörbar ein und aus. «Wie hieß der Mann?»
    «Georg Frankenberg.»
    «Den Namen habe ich nie gehört.»
    Er zeigte ihr ein Foto, auch dazu schüttelte sie den Kopf. Und einen silberfarbenen Golf mit Bonner Kennzeichen hatte sie nie gesehen.
    «Und was ist mit Hans Böckel, Ottmar Denner oder mit den Spitznamen Frankie, Böcki und Tiger?»
    Sie hob bedauernd die Achseln an. «Sagen mir auch nichts.»
    «Johnny Guitar?»
    Grit Adigar lächelte flüchtig. «Der ist mir allerdings ein Begriff. Aber über ihn sollten Sie sich mit meiner Jüngsten unterhalten. Ich weiß nur, dass Johnny vor ein paar Jahren halb Buchholz die Köpfe verdreht hat. Meine Melanie bildete da keine Ausnahme. Er war Musiker. Das hat bei jungen Mädchen einen höheren Stellenwert als Automechaniker.»
    Musiker, dachte er, wenigstens etwas. Welches Instrument er gespielt hatte, wusste Grit Adigar nicht. Und sie konnte sich auch nicht vorstellen, dass Cora mit Johnny zusammengekommen sein sollte. «Sie hatte doch einen festen Freund, Horsti.» Den hatte Rudolf Grovian fast schon vergessen.
    Grit Adigar lächelte erneut, als wolle sie sich damit entschuldigen. «Mehr als seinen Vornamen kenne ich leider nicht. Für uns war er immer nur Horsti. Für Cora war er die Liebe ihres Lebens. Als sie ihn kennen lernte, war sie siebzehn. Schon nach drei Monaten verkündete sie, dass sie ihn eines Tages heiratet und mit ihm fortgeht. Sie war ganz hingerissen von ihm. Kein Mensch hat es verstanden. Ein kleines, schmächtiges Kerlchen war er, sah fast aus wie ein Albino, helle Haut und strohgelbes Haar, es fehlten nur die roten Augen. Ich habe ihn ein paar Mal kurz zu Gesicht bekommen, wenn er sich auf der Straße herumdrückte und auf Cora wartete. Meine Melanie könnte ihnen mehr erzählen. Leider ist sie zurzeit in Dänemark, sie kommt erst nächste Woche zurück. Aber sie hat die beiden oft zusammen gesehen und sich über Coras Verliebtheit amüsiert. Spargeltarzan nannte sie ihn.»
    Es sah so aus, als kämpfe er auf verlorenem Posten. Ein Spargeltarzan als festen Freund. Die nächste Frage. «Wissen Sie Einzelheiten über den Selbstmordversuch von damals, über die Gründe?»
    Grit Adigar nickte langsam, schränkte jedoch ein. «Ich weiß nur, was Cora mir erzählt hat. Es ist nicht hier passiert. Sie sagte, sie habe sich vor ein Auto geworfen. Über denGrund hat sie nie gesprochen. Das musste sie auch nicht. Es lag auf der Hand. Sie ist mit Magdalenas Tod nicht fertig geworden.»

10.   Kapitel
    Als der Name fiel, spürte Rudolf Grovian ein unangenehmes Ticken im Hinterkopf und eine unbändige Wut auf Margret Rosch. Der Erlöser und die büßende Magdalena! Grit Adigar sprach fast eine halbe Stunde ohne Unterbrechung über das blaue Bündel, die Entbehrungen, den Blecheimer, Brandblasen an den Händen, wunde Knie, nasse Bettlaken und eine vertrocknete Seele.
    Allein das Zuhören war eine Qual. Und die ganze Zeit war ihm, als müsse er in der nächsten Sekunde etwas begreifen, irgendeinen Zusammenhang, von dem er bisher nicht einmal geahnt hatte, dass er existierte. Den er auch gar nicht begreifen wollte, weil er zu sehr nach Wahnsinn klang. Und mit der vor sich hin muffelnden Elsbeth an einem

Weitere Kostenlose Bücher