Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sünderin

Die Sünderin

Titel: Die Sünderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
Vom Netzwerk:
das Pflänzchen ein. Was sie bezweckten, war ihm allerdings schleierhaft. Als Krankenschwester konnte Margret Rosch kaum so naiv sein zu glauben, er zöge in Betracht, dass ein Medizinstudent in den ersten Semestern Cora Benders Schädelverletzung verarztet hatte.
    Es blieb ihm nichts anderes übrig, als Anfragen an alle Krankenhäuser in Hamburg und Umgebung richten zu lassen. Und die freipraktizierenden Ärzte nicht zu vergessen. Eine Arbeit für einen, der sich gerne die Ohren wund telefonierte.
    Um Horsti ausfindig zu machen, fehlten ihm die nötigen Informationen. Außerdem war er hungrig. Nach dem Gespräch mit Margret Rosch machte er noch einen Versuch, zu einer vorzüglichen und preiswerten Mahlzeit zu kommen. Es war ein paar Minuten nach achtzehn Uhr, und das Steak war wirklich üppig und ausgezeichnet, auch die Beilagen ließen nichts zu wünschen übrig. Er hatte Mechthild gesagt, dass es sehr spät werden könne und sie mit dem Essen nicht auf ihn warten solle.
    Etwas länger als eine Stunde saß er in gemütlich rustikaler Umgebung und versuchte sich vorzustellen, wie es zu «Ala dins » Zeiten ausgesehen haben mochte. Die freundliche Bedienung konnte ihm nicht weiterhelfen, lebte erst sei zwei Jahren in Buchholz, hatte niemals von Johnny, Böcki und Tiger, auch niemals von Frankie oder Horsti gehört.
    Kurz vor acht trat er die lange Heimfahrt an. Um einigesklüger als zuvor und keinen Schritt weiter. Im Gegenteil! Auf der Rückfahrt waren es trotz der späten Stunde insgesamt vier Staus, zusammen mit den diversen Baustellen ergaben sie sieben Stunden. Um halb vier in der Nacht war er daheim.
    Mechthild schlief, auf seinem Kopfkissen lag ein Zettel, er möge unbedingt noch Werner Hoß anrufen. Doch auch für unbedingt war es zu spät. So leise wie möglich kroch er neben Mechthild ins Bett. Die Augen brannten ihm vor Müdigkeit, der Kopf brummte, Nacken und Schultern waren völlig verspannt. Er brauchte keine zwei Minuten, um einzuschlafen.
    Am nächsten Morgen erfuhr er, dass Cora Bender versucht hatte, die Ermittlungen auf ihre Weise zu beenden. Es traf ihn wie ein Peitschenhieb. Wenn er ihr eine geladene Pistole gereicht hätte, hätte er sich nicht halb so elend gefühlt.
    Ein Päckchen Papiertücher! Nur noch knapp zur Hälfte gefüllt! Wie hatte er sich nur eine Sekunde lang einbilden können, zumindest eine Ahnung zu haben, was in ihrem Kopf vorging?
    Minutenlang saß er an seinem Schreibtisch, saß nur so da und starrte die Kaffeemaschine an. Am Boden der Kanne hatte sich erneut ein brauner Film gebildet. Um halb zehn verließ er das Büro, besorgte in einem Supermarkt eine Flasche Spülmittel und einen Scheuerschwamm. Dann schrubbte er nicht nur die Kanne, er polierte die alte Maschine, bis sie dastand wie neu. Und er sah es nicht einmal.
    Er sah nur ihre Hand, die das harmlose Päckchen umklammerte. Irgendwann hörte er auch ihre Stimme: «Sie haben keine Ahnung, was passiert, wenn ich mit Ihnen rede. Es wird alles lebendig.»
    Jetzt hatte er eine Ahnung. Zumindest wusste er jetzt, welchen Geist er heraufbeschworen hatte. Die büßende Magdalena.
     
    Sie lag auf einem Bett. Hände und Füße hatte man ihr mit breiten Stoffmanschetten fixiert. Der Kopf schmerzte und summte von Benommenheit, dem heftigen Schlag, den sie sich versetzt hatte, und einer Injektion, etwas zur Beruhigung hatte man ihr gegeben. Das wusste sie noch. Sie hatte getobt, um sich geschlagen, getreten, gebissen, geschrien, war kaum zu bändigen gewesen.
    Etwas davon war haften geblieben, aber die Eindrücke waren zu vage, um sich damit zu beschäftigen. Seit man sie in das Zimmer gebracht hatte, lag sie still auf dem Rücken und dämmerte vor sich hin. Sie spürte zwar die Fesseln an Hand- und Fußgelenken, auch die Steifheit in den Gliedern und das breite Wundpflaster auf der Stirn, aber es war alles egal.
    Auch als der Kopf sich allmählich klärte, gab es keinen Platz für Tränen. Ihr Herz schlug, sie atmete, konnte sogar denken. Und trotzdem hatte sie aufgehört zu existieren. Nur hatte sie die Ewigkeit um ein paar Minuten verfehlt und war jetzt am schlimmsten Ort, den es gab. Endstation Irrenanstalt!
    Ihr Bett war nicht das einzige im Zimmer, aber die anderen Betten waren leer. Nicht unbenutzt, das Bettzeug war knittrig und gab beredtes Zeugnis, dass die Benutzer sich anderswo frei bewegen durften. Sie nicht! Am beschämendsten war noch die Windel. Sie fühlte sie deutlich.
    Irgendwann ging die Tür auf. Eilige Hände

Weitere Kostenlose Bücher