Die Sumpfloch-Saga Bd. 3 - Nixengold und Finsterblau
in den Flur gerannt, wobei sie den Arm mit der Uhr triumphierend in die Höhe hielt. „Fast wie neu!“
„Aber vorher war sie nicht schwarz, oder?“, fragte Scarlett.
Gerald, der Held, und Lisandra, das Mädchen mit den destruktiven Kräften, überhörten Scarletts Einwand.
Im Wohnzimmer fand unterdessen ein Kampf statt, auch wenn es nur ein eingebildeter war. Pollux hatte beschlossen, den bodenlangen Vorhang am Fenster zu erlegen, und nach einigen wilden Manövern, die Thuna vergeblich zu verhindern versuchte, machte es laut Ratsch! und Pollux hatte den Vorhang überwunden. Jetzt wollte er die Beute zerlegen und riss mit den Zähnen an einem Streifen Stoff, der sich plötzlich verselbstständigte, sodass Pollux mitsamt dem Stofffetzen einen Purzelbaum rückwärts schlug und vor den Füßen des Gastgebers zu liegen kam, der gerade mit Scarlett und Lisandra das Zimmer betrat. Thuna war es schrecklich peinlich.
„Ich hätte ihn nicht mitbringen sollen“, sagte sie verlegen und versuchte, den mittlerweile großen Brocken davon abzuhalten, den toten Vorhang noch weiter zu demütigen.
„Ach, das alte Ding war sowieso hässlich“, sagte Gerald unbekümmert. „Mach dir deswegen keine Gedanken.“
„Kann es sein, dass dieser Löwe täglich größer wird?“, fragte Scarlett, als sie Thuna mit Pollux rangeln sah.
„Das haben Babys so an sich“, erklärte Lisandra.
„Nein, es stimmt“, sagte Thuna, die es nun geschafft hatte, dass sich Pollux auf den Rücken legte, um von ihr den Bauch gestreichelt zu bekommen. „Man kann ihm beim Wachsen zusehen. Wenn das so weitergeht, ist er in zwei Monaten ausgewachsen!“
„Er frisst ja auch jeden Tag fünf Dosen!“, sagte Maria.
„Ich find ihn toll!“, sagte Gerald und hockte sich neben Thuna und Pollux auf den Teppich. „Darf ich ihn auch mal kraulen?“
Er streckte schon seine Hand nach Pollux’ Ohren aus, doch ein böser Faucher, der selbst Thuna verwunderte, ließ ihn zurückfahren.
„Oh, er mag wohl keine Jungs!“
Lisandra lachte.
„Alle männlichen Tiere, die Thuna betreut, sind besitzergreifend und eifersüchtig!“
Thuna errötete.
„So ein Unsinn …“
Während die anderen Mädchen auf dem Teppich Platz nahmen – dies schien wegen Pollux der Ort zu sein, an dem sie ihre Versammlung abhielten – griff Gerald hinter sich in das Fach einer Kommode und holte einen Beutel heraus, den er Thuna überreichte.
„Für dich!“, sagte er und strahlte dabei wie der humpelnde Riese, der den Kindern von Amuylett im Winter die Geschenke brachte (in Geralds Welt nannte man ihn auch den Weihnachtsmann).
„Oh, danke!“, sagte Thuna.
Da Gerald sah, dass Thuna nur eine Hand freihatte, weil sie mit der anderen Pollux kraulend ruhig stellen musste, schüttete er den Inhalt des Beutels auf den Teppich und zeigte auf eine nagelneue Unterwasser-Taschenlampe, die dabei zum Vorschein kam.
„Sie stammt aus meiner Welt“, erklärte er. „Also zeig sie am besten niemandem. Die Batterien reichen vielleicht für vier Stunden. Hier ist noch ein Paket Ersatzbatterien!“
Thuna bebte vor Freude. Mit der Taschenlampe konnte sie endlich in das Feenmaul hinabtauchen! Sie könnte sich die unterirdischen Gewölbe und Säle ansehen, die dort von den Feen vor langer Zeit zurückgelassen worden waren. Sie könnte auch herausfinden, ob es dort unten wirklich ein Gefängnis gab und einen Wächter, der es bewachte, so wie es Hanns im letzten Schuljahr behauptet hatte.
„Danke, Gerald! Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll! Wie großzügig von dir!“
„Ach, das ist nichts. Wir wollen doch alle wissen, was da unten los ist!“
„Und ob wir das wollen!“, rief Lisandra. „Am liebsten würden wir mitkommen! Gibt es denn gar keinen magikalischen Schnickschnack, der uns da unten atmen lässt?“
„Nein. Das ist schwieriges Wasser an einem schwierigen Ort. Nicht umsonst haben sie den Gefangenen genau dort eingebuchtet.“
„Wenn sie überhaupt jemanden eingebuchtet haben“, warf Maria ein.
„Haben sie bestimmt!“, sagte Gerald. „Hanns und Grindgürtel sind keine Idioten. Die planen doch keinen Krieg wegen einer Vermutung. Die wussten genau Bescheid!“
„Ist das nicht zu gefährlich für Thuna?“, fragte Scarlett. „Wer weiß, was für ein Wächter das ist, der das Gefängnis bewacht.“
„Sie will ja nur gucken“, sagte Lisandra. „Außerdem ist sie selbst eine Fee und die Feen haben das Gefängnis gemacht.“
„Ich bin …“
„Jetzt streite
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