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Die Tänzerin im Schnee - Roman

Die Tänzerin im Schnee - Roman

Titel: Die Tänzerin im Schnee - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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von der
Insel herunterkommen
, verstehen Sie?«
    Von der Insel herunterkommen. Nina wiederholte die Worte im Geiste und nickte steif. Der Knoten in ihrem Nacken war heute nicht ganz so schlimm.
    »Wer hätte nicht gern ein besseres Leben?«, fragte Cynthia. »Sind Sie nicht auch aus diesem Grund hergekommen?«
    So viele Fragen – was machte sie hier eigentlich? Redete so einfach über dieses und jenes. Langsam sagte Nina: »Ich möchte wirklich nicht darüber sprechen.« Noch während sie es sagte, kam ihr jedoch der schreckliche Gedanke, dass sie das womöglich schon längst getan hatte.
     
    »Wie kommst du mit der Beilage voran?« Lenore besaß ein untrügliches Gespür für die kurzen Augenblicke, in denen Drew gerade eine Pause einlegte.
    »Langsam, aber sicher.« Bisher war alles reibungslos verlaufen. Die Katalogherstellung hatte Stunden damit verbracht, den Schmuck für die Fotografen ansprechend auszulegen. Die Presseabteilung hatte eine neue Mitteilung herausgegeben, in der einige der außergewöhnlicheren Stücke beschrieben wurden, und wie die Medienbeobachtung zeigte, fand diese ihren Weg in eine beträchtliche Anzahl von Publikationen.
    Diese Art Fortschritt mochte Drew an ihrer Arbeit, wie sorgfältig man dabei auch sein musste: Man hatte immer das Gefühl,
auf etwas hinzusteuern
, das deutlich erkennbar vor einem lag, und war am Ende befriedigt, wenn man ein Ziel erreicht hatte. So wollte Drew auch das Leben verstehen, das sie für sich gewählt hatte – eine stille und wohlüberlegte Vorbereitung auf etwas Besseres, das vielleicht schon in greifbarer Nähe lag.
    »Ausgezeichnet. Lass es mich dann auf jeden Fall gegenlesen.«
    Das Telefon hatte zu läuten begonnen, so dass Drew sich erlaubte, lediglich kurz zu nicken, bevor sie den Hörer abnahm.
    Am Apparat war Grigori Solodin. Er fragte, ob sie im Zusammenhang mit dem Bernsteinset schon eines der Archive hatte ausfindig machen können.
    Aus dem Augenwinkel sah Drew, wie Lenore das Zimmer verließ. Sie wünschte, sie hätte mehr zu berichten. »Ich habe nach dem Hersteller Anton Borowoj gesucht, aber ich konnte keine Aufzeichnungen über bestimmte Schmucksets aus diesem Haus finden.« Sie hatte das Gefühl, ihn enttäuscht zu haben, und dachte einen Augenblick nach. »Ich kann allerdings nur die englischen Veröffentlichungen und Webseiten lesen. Ich könnte mir vorstellen, dass es noch mehr Informationen auf Russisch gibt.«
    »Wenn Sie wollen, kann ich eine Suche auf Russisch durchführen.«
    Vielleicht fand er, sie arbeite nicht schnell genug. »Ich möchte nicht, dass Sie meine Arbeit erledigen –«
    »Es wäre wirklich kein Problem, Miss Brooks.«
    »Nennen Sie mich doch Drew.«
    »Natürlich, Entschuldigung. Drew – müsste ich dann also nach Archiven Ausschau halten?«
    »Nun ja, obwohl ich annehme, dass das betreffende Archiv nicht online ist – falls es für diesen Hersteller überhaupt eins gibt. Aber
wenn
es eins gibt, könnte man einen Hinweis darauf finden, wo es aufbewahrt wird. Es gibt die Firma Borowoj nicht mehr, also können wir niemanden direkt kontaktieren.«
    »Oh, wie ärgerlich.«
    »Nicht unbedingt. Eine Firma, die noch im Geschäft ist, würde ihre Archive wahrscheinlich nicht öffentlich zugänglich machen.«
    »Tatsächlich?« Grigori Solodin klang erleichtert. »Also suchen wir im Grunde nach Kontaktinformationen. Nach jemandem, der irgendwelche Aufzeichnungen über Verkäufe von Borowoj besitzt.«
    »Genau. Der Juwelier, oder besser gesagt, die Familie des Juweliers könnte Aufzeichnungen in ihrem Besitz haben; oder sie haben sie irgendeiner Institution gespendet. Einer Universität, einem Museum, einer historischen Gesellschaft.«
    »In Russland?«
    »Im Grunde wäre alles möglich, je nachdem, wohin es die Nachfahren verschlagen hat. In der Zwischenzeit versuche ich herauszufinden, was sich in unserem Land aufspüren lässt. Ich habe bereits bei der Sondersammlung der öffentlichen Bibliothek angerufen. Sie haben mich an das Zentrum für Russland- und Eurasienstudien in Texas verwiesen, doch das stellte sich als Sackgasse heraus. Dann habe ich noch mit mehreren Schmuckmuseen, auch speziell für russischen Schmuck, telefoniert, aber dort geht es mehr um die Kronjuwelen und die Eremitage, Fabergé und das ganze Zeug. Nichts, was von Leuten außerhalb der königlichen Familie getragen wurde.«
    »Einmal angenommen, ich finde etwas online«, sagte Grigori Solodin. »Geschäftsbücher oder irgendein Archiv, was wären

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