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Die Tänzerin im Schnee - Roman

Die Tänzerin im Schnee - Roman

Titel: Die Tänzerin im Schnee - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Schmetterling« bekannt, erregt seit jeher die Bewunderung und Faszination von Ballettliebhabern aus aller Welt. Als Primaballerina des Bolschoi-Balletts und Ehefrau des volkstümlichen Dichters Viktor Elsin war sie 1952 die erste in einer langen Reihe von Tänzern, die sich aus der UdSSR in den Westen absetzten.
    Mehrere Fotografien in schneller Folge: Nurejew, Makarowa, Baryshnikov.
    Nachdem Rewskaja ihre Karriere am Ballet de l’Opéra de Paris aus gesundheitlichen Gründen beenden musste, unterhielt sie in London eine Ballettschule und ließ sich schließlich in Boston nieder, wo sie seit der Gründung des Boston Ballet 1963 als Ballettmeisterin und bis 1995 auch als künstlerische Beraterin arbeitete. Sie ist als einflussreiche Kunstförderin ebenso bekannt wie als Besitzerin einer exquisiten Schmucksammlung.
    An der Stelle lächelte die Frau verschmitzt, als hätte sie Gott sei Dank endlich ein Thema gefunden, über das es sich wirklich zu reden lohnte. Ein Foto erschien auf dem Schirm, aus den 1960ern vielleicht, auf dem Nina Rewskaja mit einer Diamanthalskette zu sehen war.
    Bei einer Spendengala vor fünf Jahren im St. Botolph’s Club hatten die Anwesenden erstmals Gelegenheit, ihre spektakuläre Sammlung zu bewundern – darunter Geschenke von Freunden und Bewunderern, von Regierungsbeauftragten und von den berühmten Juwelieren selbst. Jetzt wird der Schmuck, mehr als hundert Einzelstücke im Gesamtwert von über einer Million Dollar, vom Auktionshaus Beller versteigert. Alle Erlöse gehen an die Boston Ballet Foundation. Als weiteres faszinierendes Detail wurde letzte Woche bekannt, dass ein anonymer Spender einen Kettenanhänger aus Baltischem Bernstein der Sammlung hinzugefügt hat, der offenbar zu einem in Rewskajas Besitz befindlichen Set aus Armband und Ohrringen gehört. Ich hatte das große Privileg, mit Nina Rewskaja in ihrem Wohnsitz in Back Bay persönlich über ihr Leben und über den rätselhaften Bernsteinschmuck sprechen zu dürfen.
    Als Nächstes wurde ein aufgezeichnetes Interview eingespielt; man sah Nina Rewskaja und die Reporterin nebeneinander auf einem Kanapee sitzen. Drew erkannte gleich die Wohnung an der CommonwealthAvenue wieder und Nina Rewskajas missgelaunten Gesichtsausdruck. Zugleich fühlte sie die hellwache Neugierde in sich aufsteigen, die sie jedes Mal überkam, wenn sie Interviews mit Prominenten in Zeitungen oder Zeitschriften sah. Immer stürzte sie sich begierig auf dieses zufällige Detail oder jene merkwürdige Randbemerkung, als könnten diese kleinen Offenbarungen der Schlüssel zum Verständnis eines ganzen Lebensentwurfs sein. Es war genauso eine Detektivarbeit wie ihre Recherchen für Beller – begreifen zu wollen, wie andere ihr Leben eingerichtet, was sie dieser Welt abgerungen hatten. Alles, was sie las und recherchierte, so schien es Drew, selbst das, was sie für die Rewskaja-Auktion zusammentrug, ordnete sich letztlich dieser größeren Fragestellung unter: wie man leben, wie man sein sollte.
    »Diese Auktion zugunsten des Boston Ballet ist eine sehr großzügige Geste«, begann die News-4-Reporterin. »Wo doch kulturelle Einrichtungen immer so unterfinanziert sind. Sicher ist Ihre großzügige Unterstützung sehr hilfreich für die Kompanie.«
    »Das hoffe ich.« Nina Rewskaja schien ihre Gesprächspartnerin nicht anzusehen.
    Die Dame von News 4 ließ sich nicht beirren. Sie wirkte bewundernswert entspannt, als sei es ganz alltäglich, auf diesem Kanapee zu sitzen und zu plaudern. »Nun, viele Ihrer absolut hinreißenden Schmuckstücke haben Sie nach Ihrer Emigration in Paris und London von Juwelieren und Bewunderern bekommen. Aber unsere Zuschauer wird es sicher auch interessieren, dass einige davon aus dem weit entfernten Russland stammen.«
    Mit zusammengebissenen Zähnen antwortete Nina Rewskaja: »Ja, einige der Schmuckstücke sind ganz typisch für Russland.«
    »Ihr macht sie es auch nicht einfacher als mir«, sagte Drew zu Stephen.
    Die Reporterin nickte aufmunternd. »Diese Juwelen scheinen mir einen ganz besonderen symbolischen Wert zu besitzen. Es sind wunderschöne Kunstwerke, die ein autoritäres Regime überdauert haben, genau wie Sie, eine wunderschöne und talentierte Künstlerin, sich aus der Unterdrückung befreien konnte.«
    »Sie müssen wissen«, sagte Nina Rewskaja, die jetzt ziemlich verärgert wirkte, »dass wir alle in Gefahr waren, jeder von uns, zu jederZeit, nicht nur Künstlerinnen wie ich. So war unser Leben. Jeder konnte

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