Die Täuschung
Vögeln hinaus. »Das stimmt«, murmelte er.
Ich war so darauf eingestellt, weiter zu diskutieren, dass seine Antwort mich völlig unvorbereitet traf. »Wirklich?«, sagte ich ein bisschen einfältig.
Malcolm nickte. »Ja. Nichts in der Vergangenheit lässt darauf schließen, dass es möglich ist – noch nicht.«
Als er wieder zum Fenster ging, folgte ich ihm. Auf einmal war ich sehr nervös. »Was soll das heißen, ›in der Vergangenheit, noch nicht‹? Sie reden wirres Zeug, Malcolm.«
Während Malcolm zu erklären versuchte, was er meinte, schien er immer weniger wahrzunehmen, wer ich war oder dass sich überhaupt jemand bei ihm im Zimmer befand. Das leere, strahlende Leuchten in seinen Augen, die in das gleichermaßen strahlende Blau des Himmels über dem Meer starrten, schien mir das erste Anzeichen echter geistiger Verwirrung. »Angenommen, ich würde Ihnen erzählen«, sagte er, »dass Sie jenseits dieses Raumes dort« – er zeigte auf eine angrenzende Kammer in Richtung seines Labors – »und hinter einer sehr dicken Tür ein Gerät finden, das sowohl die Geschichte als auch die Zeit neu definieren, ja sogar zerstören könnte, zumindest in dem Sinne, wie wir sie heute verstehen? Und wenn ich Ihnen sage, dass es schon sehr bald möglich sein wird, sich durch unser Zeitkontinuum zu bewegen und die Vergangenheit zu verändern? Dass die ›Geschichte‹ bald keine unabänderliche chronologische Aufzeichnung mehr sein wird, sondern ein lebendiges Laboratorium, in dem wir Experimente durchführen, um den gegenwärtigen Zustand unseres Planeten und unserer Spezies zu verbessern?«
Wäre es mir auch nur andeutungsweise in den Sinn gekommen, diese Behauptungen ernst zu nehmen, hätten sie mich wahrscheinlich völlig umgehauen; so jedoch wuchs lediglich meine Überzeugung, dass der Mann übergeschnappt war. »Hören Sie, Malcolm«, sagte ich und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Bitte verstehen Sie – als Arzt ist es meine Pflicht, Ihnen zu sagen, dass Sie einen Zusammenbruch erlitten haben. Möglicherweise einen schweren. Und wenn man bedenkt, was wir alles durchgemacht haben, so überrascht mich das nicht. Ihre Freunde in Edinburgh kennen doch bestimmt Krankenhauseinrichtungen, die wir heimlich benutzen können. Wenn Sie mir erlauben, einige Tests durchzuführen und eine Behandlung vorzuschlagen …«
»Sie haben meine Fragen noch nicht beantwortet, Gideon.« Malcolms Stimme verriet immer noch keine Gefühlsregung.
»Ihre Fragen?«, sagte ich. »Ihre Fragen, ob es möglich sei, in der Zeit hin und her zu reisen, diese Fragen?«
Er schüttelte langsam den Kopf. »Nicht hin und her. Niemand glaubt ernsthaft, dass wir geschlossene Zeitschleifen erzeugen können, die es einer Person ermöglichen würden, in eine Richtung zu reisen und dann zu dem Punkt zurückzukehren, von dem sie aufgebrochen ist. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist das einfach nicht machbar.«
»Ach, und eine Reise in eine Richtung ist machbar?«
Malcolm ignorierte meinen Sarkasmus. »Das physikalische Problem ist nicht besonders ausgefallen oder komplex«, sagte er. »Wie in den meisten Fällen ist es eigentlich nur eine Frage der Energie – der elektromagnetischen Energie. Und die einzige denkbare Möglichkeit, die erforderliche Energie zu erzeugen …«
»Wären Supraleiter«, sagte ich, und plötzlich überlief es mich kalt. Ich erinnerte mich undeutlich an einen Artikel über das Thema, den ich vor ein paar Monaten gelesen hatte. Ich senkte den Blick; obwohl ich Malcolm immer noch nicht glaubte, hatte ich aus irgendeinem Grund weiche Knie. »Hochminiaturisierte Supraleiter«, fügte ich hinzu. Eine bange Vorahnung begann die Selbstgewissheit, mit der ich seine Worte abgetan hatte, Lügen zu strafen.
»Klingt bekannt, nicht wahr?« Malcolm fiel es immer schwerer, seine Gefühle im Zaum zu halten, während er fortfuhr: »Stellen Sie sich vor, wie es wäre, wenn man die uns gegebene Gegenwart nicht einfach hinnehmen müsste. Wenn es stattdessen technisch machbar wäre, einen anderen Satz historischer Determinanten zu konstruieren. Sie sagen, wir könnten der Welt von heute durch unsere gegenwärtige Arbeit nicht helfen, Gideon, sie spreche auf eine solche Behandlung nicht mehr an. Nun, dieser Gedanke ist mir schon vor über einem Jahr gekommen. Aber wie mir klar wurde, liegt die Lösung nicht darin, unsere Arbeit einzustellen. Natürlich ist es erforderlich, gewisse Änderungen vorzunehmen – zum Teil deshalb haben wir Sie zu
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