Die Täuschung
Wrackteilen überschüttet werden konnte, die, vorsichtig geschätzt, Hunderte und möglicherweise sogar Tausende von Todesopfern fordern würden. Und was uns betraf, würde Eshkols Taktik genauso effizient sein, denn obwohl wir ihn nicht abschießen, sondern seinen Flug auf weniger katastrophale Art beenden wollten, genügte das Risiko, dass ein Versagen der elektrischen Systeme der B-2 zu einem Absturz führen könnte, der genauso verheerend war wie das Resultat eines Luftkampfs, um uns Einhalt zu gebieten.
Was die Situation doppelt frustrierend machte, war, dass die amerikanische Navy das komplizierte Ortungssystem, mit dessen Hilfe sie unserem Schiff auf der Spur blieb, offenbar sowohl ihrer eigenen als auch der englischen Luftwaffe weitergab. Währenddessen folgten wir Eshkol in vergleichsweise geringer Höhe in den thailändischen Luftraum, wo er sich alle Mühe gab, über den dicht bevölkerten Randbezirken von Bangkok so weit wie möglich nach Norden zu fliegen. Statt von der Navy-Artillerie, die uns bei unserem Auftauchen in der Straße von Malakka einen solch heftigen Schrecken versetzt hatte, wurden wir nun von Kampfjägern unter Feuer genommen, die sowohl unser Schiff als auch Eshkols B-2 zu einer kampflosen Landung zu zwingen versuchten (sie setzten dabei ihre Raketen nicht ein, vermutlich aus derselben Angst vor Kollateralschäden, die sie daran hinderte, Eshkol abzuschießen). Anfangs vermuteten wir, dass damit Schluss sein würde, sobald wir außer Reichweite der ersten Abfanggeschwader waren; doch als wir über Bangladesch hinwegschossen, sahen wir neue, von Flugzeugträgern im Golf von Bengalen aufgestiegene Verbände – ein sicheres Zeichen dafür, dass die Alliierten alles in ihrer Macht Stehende zu tun beabsichtigten, um dem großen terroristischen Komplott, für das sie die Sache zweifellos hielten, ein Ende zu bereiten.
So flogen wir weiter in den indischen Sonnenuntergang hinein, während die Flugzeuge der Alliierten uns nahezu pausenlos beschossen und Eshkol seinen Kurs geschickt an der jeweiligen Bevölkerungsdichte ausrichtete. Seine generelle Flugrichtung schien Westnordwest zu sein, obwohl es aufgrund all seiner Umwege unmöglich war, sein endgültiges Ziel zu erraten. Wir befürchteten natürlich, dass er nach Russland wollte, und diese Befürchtung bestätigte sich scheinbar, als er auf den Kaukasus zuhielt; aber dann bog er unerwartet nach Westen in die Türkei ab und flog am Schwarzen Meer entlang über eine Stadt nach der anderen, Richtung Istanbul.
»Kann es sein, dass er wirklich nur fliehen will?«, fragte Julien, der zusammen mit den Kupermans, Larissa und mir hinter Malcolm und Colonel Slayton an der Steuerkonsole stand.
Jonah zuckte ratlos die Achseln. »Möglicherweise will er warten, bis er nicht mehr so aufmerksam beobachtet wird, bevor er seinen wie auch immer gearteten Plan schließlich ausführt.«
»Ich wünschte, es wäre so«, antwortete Malcolm, ohne das große, schwarze Nurflügelflugzeug aus den Augen zu lassen, das ein kleines Stück unter und vor uns flog. Vor der dunklen Erdoberfläche war die B-2 jetzt immer schlechter zu sehen, was zwar ohne größere Bedeutung war, aber trotzdem irgendwie entmutigend wirkte. »Aber machen wir uns nichts vor«, fuhr Malcolm fort. »Im tiefsten Innern ist Eshkol ein Terrorist, und er hat das gleiche heftige Verlangen nach Publicity wie jeder andere Terrorist. Dass er beobachtet wird, macht ihn nur noch gefährlicher, fürchte ich.«
»Wir müssen uns allmählich überlegen, welche Optionen wir haben«, sagte Colonel Slayton, und ich erkannte an seinem selbst für ihn ungewöhnlich ruhigen Ton, dass die Lage wirklich so düster war, wie Malcolm sie dargestellt hatte. »Ich weiß, wir wollen ihn nicht über einem dicht besiedelten Gebiet vom Himmel holen, aber wir sollten daran denken, was er bei sich hat. Wenn wir seinem Flug ein Ende setzen, würden wir die Verluste vielleicht eher begrenzen, als welche zu verursachen.«
»Ich habe darüber nachgedacht, Colonel«, antwortete Malcolm. »Und wenn er weiter nach Russland geflogen wäre, hätten wir wahrscheinlich von dieser Option Gebrauch machen müssen. Aber bis uns etwas Besseres einfällt …«
Malcolm wurde von einer Explosion in der Nähe des Schiffes unterbrochen, die darauf hindeutete, dass die Piloten der Alliierten, die uns verfolgten, zum selben Schluss gekommen waren wie Colonel Slayton: Sie setzten jetzt Raketen ein und ließen sie nahe genug an unserem Schiff
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