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Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Die Tarotspielerin: Erster Band der Tarot-Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marisa Brand
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Hauses, Knechte schrien nach Wasser. Gabriel Zimenes zögerte nicht. Er tränkte den Saum seines Umhangs mit Wein, hielt sich den feuchten Stoff vor Mund und Nase und kämpfte sich durch Menschen und Rauch bis zur Tür. Hustend erteilte er umherirrenden Knechten Befehle.

18
    Weit nach Mitternacht saß Claas van Berck hinter dem Schreibtisch seines Kontors. Der rotblonde Haarkranz stand wirr von seinem Kopf ab. Der Geruch verkohlten Holzes schwängerte die Luft. Die Magd Tringin reichte ihm einen Becher mit gewürztem Wein. Sidonia gab der Magd ein Zeichen, sich zurückzuziehen, und nahm deren Position an der Seite des Vaters ein. Sie streichelte seine Schultern.
    »Es ist alles verloren«, jammerte van Berck. »Alles verloren durch die Streiche meines Sohnes!«
    »Ruhig, Vater«, sagte Sidonia. »Es ist nicht alles verloren. Das Feuer hat nur die Kapelle zerstört. Die Pulvermenge war sehr gering. Niemand wurde verletzt. Es hätte uns schlimmer treffen können!« Viel schlimmer, wenn nicht Gabriel Zimenes so beherzt wie umsichtig die Löscharbeiten befehligt hätte. Er schien stets in Momenten größten Unglücks aufzutauchen, um den Retter zu spielen. Ärgerlich schob Sidonia die Gedanken an den Spanier beiseite.
    Van Berck hob den Kopf. »Wie viel schlimmer könnte es noch sein? Halb Köln hat gesehen, was Lambert getan hat. Bislang konnte ich seine Ungehörigkeiten vertuschen, aber morgen wird die Stadt wissen, dass mein Sohn ein Ketzer ist!«
    Sidonia biss sich auf die Lippen. »Noch hat niemand einen Vorwurf erhoben. Ihm blieb keine Zeit, Reden zu halten.«
    »Seine Taten sprechen deutlicher als Worte! Sein Vaterhaus und meine Gäste wollte er in die Luft sprengen. An deinem Verlobungsabend!«
    Protestierend schüttelte Sidonia den Kopf. »Lambert beteuert, dass er kein Pulver in der Kapelle versteckt hat. Er wollte uns lediglich mit den blutigen Händen verärgern. Außerdem war er bei der Explosion im Saal. Keine Lunte hätte so lange gebrannt, wie er bei uns saß. Ich glaube ihm.«
    Der Kaufmann setzte seinen Weinbecher ab. »Wie kannst du diesem Lumpensack nur ein Wort glauben? Mir die abgehackten Hände eines Diebes vorsetzen zu lassen! Einen Brautring aufzustecken! Und die Reliquiensammlung, um die mich selbst der Erzbischof beneidete, ist zerstört. Das ist ein Werk Satans! Lambert ist besessen. Vielleicht hat er gar meinen Reliquienhändler umgebracht.«
    »Vater!« Sidonia wich vor ihm zurück. »Wie kommst du darauf?«
    »Man fand eines meiner Messer an Bord des Schiffes, mit dem der Pilger in Köln eintraf, und hat mir deshalb bereits weitere Untersuchungen angedroht.«
    »Deine Messer sind überall in Gebrauch. Auch ich trage stets eines bei mir.« Sidonia schlug sich die Hand vor den Mund.
    Claas van Berck hatte kaum hingehört. »Und mit dem Dolch fand man eine ketzerische Karte, die der Gewaltrichter noch nicht zu deuten weiß. Er will deshalb das geistliche Gericht einschalten.«
    Sidonia sah auf. »Eine Karte?«
    Wortlos wirbelte ihr Vater eine Spielkarte über den Tisch und stürzte einen weiteren Becher Wein hinab. Sidonia ergriff die Karte und erbleichte. El carro hieß das Bild. Doch weniger als über den Streitwagen erschrak sie über das Gesicht des Wagenlenkers. Der Heros mit den Mondflügeln erinnerte an einen Mann, den sie kannte und inzwischen fast fürchtete: Gabriel Zimenes. Als sie die Karte umdrehte, wuchs ihr Erstaunen.
    Lunetta stand dort mit Kinderhand geschrieben. Was konnte das bedeuten?
    Claas van Berck fuhr mit schwerer Zunge in seinen Klagen fort: »Lambert ist die Pest unseres Hauses. Ich muss und werde ihn morgen selber dem Gewaltrichter übergeben. Der Herrgott verlangt ein so großes Opfer von mir, wie er es selbst brachte. Den eigenen Sohn, den eigenen Sohn!« Müde strich er sich über die Augen.
    Sidonia kniete neben seinem Stuhl nieder. »Vater, er ist doch nur ein dummer Junge. Der Schock über den heutigen Abend ist ihm mächtig in die Glieder gefahren. Lambert hat mir versprochen, nach Spanien zu gehen, er will sich bessern, er ...«
    »Es ist zu spät«, stieß van Berck hervor. »Nur indem ich Lambert opfere, kann ich unser Haus retten. Vielleicht kann ich ihn vor der Folter schützen und eine ehrenvolle Hinrichtung mit dem Schwert bewirken.« Wieder wischte er sich über das Gesicht. »Dieser Rauch zwingt mir Tränen in die Augen.«
    »Vater. Du musst ihn nicht ausliefern. Der Gewaltrichter ist bekannt für seine Bestechlichkeit. Mit seiner Hilfe lässt sich

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